Almería

Wenn das Konto schneller wächst …

Wenn das Bankkonto schneller wächst als das Hirn, wird die historische Altstadt abgerissen und durch elende quasi-uniforme Wohnklötze ersetzt. Ich werde von meinem Mann unterbrochen.

Einschub: Männer erkennt man übrigen auf Campingplätzen hier in Spanien bzw. überhaupt in Südeuropa, wie wir auf einer früheren Reise ja schon feststellen mussten, in der Regel daran, dass sie immer das Geschirr abwaschen und in roten Bademänteln zum Duschen gehen.

In Berlin werde der Impfstoff gegen Influenza wieder knapp, berichtet Louis aus dem Internet. Ich hebe mein Glas Cerveza der Sonne entgegen, die für angenehme 21° sorgt, und stoße auf meinen Impfstoff an. Er ist überall in Europa verfügbar und wird als Schluckimpfung eingenommen. Bei Dr. Puschl in der Potsdamer Straße wird der Impfstoff zum halben Preis appliziert. Hier, im ärmeren Viertel von Almeria, ist der AOK-Vollpreis nicht höher als der Sozialpreis bei Puschl.

Werners Influenza-Serum

Der Kellner fragt, während er die Tapas vor uns abstellt, Bayern oder Borussia? Unsere Antwort kommentiert er mit einem „very nice“.

So, jetzt zurück zum Thema. In der DDR zum Beispiel, traf das zu. Sie hatte ein Konto mit einem rein roten (welche Farbe sonst?) Zahlenberg. Das Gehirn konnte also langsam reifen und dann, als das Geld plötzlich da war, mit der Edelsanierung der Altstadt beginnen. Hier in Almería wuchsen die Konten durch den Tourismusboom so rasch, dass die Altstadt zu einer hässlichen Neustadt kaputt saniert wurde. In diesem komplex-multifaktoriellen Sinne: Shit happens everywhere on earth and die Letzten werden die Ersten sein.

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3 Antworten zu Almería

  1. Bernd Frank sagt:

    Hello again, muchachos,
    toll – diese Bäume auf dem derzeit fünftletzten Bild in eurer Fotostrecke (direkt nach der Wandmalerei in Altstadtkneipe in Barcelona). Wie diese Bäume da zurechtgeschnitten bzw. ihr Laubwerk – man könnte dazu auch „Baumfrisur“ sagen – in Form gebracht wurden!! (Das Wort „Baumfrisur“ lass‘ ich mir evtl. patentieren). Das sieht sehr akkurat und toll aus und ist schön schattenspendend; darunter ja auch die Café-Stühle. Habt ihr euch da vielleicht hingesetzt?
    Überhaupt: Was macht ihr denn so? Wart ihr schon im Wasser (Meer 😉 )? Sieht man viele deutsche (und andere nordische) Winterflüchtlinge dort? Hat sich Almeria insgesamt ein schönes, angenehmes, spanisches Flair / Ambiente bewahrt?
    Fragt Bernie mit besten Grüßen (hier bei uns ist es jetzt mal richtig kalt geworden, nachts minus 4-5 Grad; aber: Sonne scheint 🙂 )

    • FritzKraut sagt:

      Lieber Bernie,
      der Platz ist belegt mit Nordländern, vor allem der Engländer versucht noch etwas Sonne abzubekommen. Es scheint ihm aber noch nicht klar, was auf ihn zukommt. Bis ans Ende seiner kleinen Welt: Nebel, Regen, Kälte verwarloste englische Seebäder unter lauter Engländern. Noch aber sind sie ganz lustig auf dem Thingplatz. Viele Tschechen sind hier. Lauter Kerle in großen LKW’s, auf Mopeds und in Buggies. Sie bereiten sich auf eine „Intercontinetal Challange“ vor und machen für’s soziale Netzwerk auf Abenteurer. Der Deutsche, der Belgier und noch ein paar andere spielen auch mit.

      Uns ganz prrsönlich geht’s prima. Wir beobachten die Alteingesessenen beim rumlurchen am Strand, gelegentlichen Gang ins Mittelmeer und erfreuen uns der Sonne, des Weines und der milden Temperaturen. Natürlich genießen wir stellvertretend für Euch den Temperaturunterschied von knapp 30°.
      Mit aufopferungsvollen Grüßen, Werner und Louis
      PS: Schlendere gerade von einer Strandbar zurück zum Nickerchen.

  2. Bernd Frank sagt:

    Lieber Werner,
    das mit der Schluckimpfung, dett find ick jut. Und um zu wachsen, braucht das Hirn Sauerstoff (gute Durchlüftung) und flüssige Nährstoffe auf Naturbasis (zum Beispiel in Form von cerveza – oder auch Navel-Orangen-Saft), das ist wissenschaftlich erwiesen.
    Dass männliche Dauercamper in roten Bademänteln durch die Gegend laufen, war mir neu, ist aber durchaus plausibel. Blaue Bademäntel würden ja auch irgendwie keinen Sinn ergeben (denk ich mal so). Und rot ist schließlich nicht nur die Farbe der Liebe, sondern lässt sich auf Campingplätzen auch relativ gefahrlos tragen – während sie am Rande einer Weide mit darauf grasenden Kampfstieren geradezu lebensgefährlich wäre und notgedrungen den in dieser Weise farblich akzentuierten Mantelträger zu läuferischen Höchstleistungen veranlassen würde. Was aber im Sinne eines kräftigenden Frühsports nicht belächelt, sondern durchaus auch gewürdigt werden kann.
    Ansonsten ist der rote Bademantel, und das schrieb bereits Nietzsche in „Also sprach Zarathustra“, S. 163), Ausdruck einer Sehnsucht nach Liebe, Leidenschaft und Energie, welche dem gemeinen Dauercamper im Laufe der vielen Mittagsschläfchen im Liegestuhl (nach zuvor anstrengenem Geschirrspülen und kurzer cerveza-Wässerung der Hirnregion) verloren gegangen sind.
    Mit lieben Grüßen, Bernie

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