Panino senza carboidrato*

Panino senza carboidrato

Panino senza carboidrato

Bereits im Morgengrauen bildet sich eine lange Schlange vor der noch verschlossenen Ladentür von Bäcker Giuseppe U. (62). Argwöhnisch beäugt von den lokalen Frühaufstehern nehmen die vorwiegend mitteleuropäischen Touristen die lange Wartezeit zu dieser frühen Stunde in Kauf, um ein paar der begehrten Panini senza carboidrato zu ergattern.

Guiseppe U., aufgewachsen in den 1950er, 1960er Jahren in Herne als Sohn des Gastarbeiters Giovanni U. und dessen Ehefrau Johanna, nahm seine Ausbildung zum Bäcker im Herbst 1964 auf. Unter dem Einfluss der beiden unterschiedlichen kulinarischen Kulturen und gesegnet mit einer ausgeprägten Experimentierfreude, war er schon immer von der Idee beflügelt, eine einzigartige interkulinarische Backware zu kreieren. Nach Jahren des kreativen Schaffens und Probierens brachte er zum 1. April dieses Jahres eine wahre Sensation auf den Backwarenmarkt: das Panino senza carboidrato – ein Weißmehlbrötchen ohne Kohlenhydrate. Rezept, Zutaten und Zubereitungsbesonderheiten will uns Giuseppe U. im Interview nicht nennen, doch so viel sei verraten: Durch die besondere Zusammensetzung – es werden ausschließlich natürliche Ingredienzen verarbeitet – und einen komplizierten Herstellungsprozess sammeln sich die Kohlenhydrate kugelartig im Innern des Brötchens und werden ihm gegen Ende des Backverfahrens mittels einer von Giuseppe U. erfundenen Vorrichtung innerhalb des Backofens von außen entzogen.

Panino senza carboidrato (Innenansicht)

Panino senza carboidrato (Innenansicht)

Der ehemalige Bäckerlehrling aus Herne hat mit seiner Kreation den aktuellen Ernährungstrend getroffen und ist von der enormen Nachfrage völlig überrascht. Täglich erhält er dutzende Lizensierungsersuchen, Touristen fragen nach der Adresse seines Onlineshops und ob Zustellungen per Drohne auf abgelegene Atolle und in einsame Bergsiedlungen möglich sind.

Die Familie und das gesamte Dorf freuen sich mit Guiseppe U. über diesen unerwarteten Erfolg. Sohn Giuseppe U. jun. (17), Bäcker-Azubi im zweiten Ausbildungsjahr im Betrieb seines Vaters und ambitionierter Nachwuchsmarketinglaie, hat in seiner Berufsschulklasse einen Preis ausgelobt, um zur besseren weltweiten Vermarktung der väterlichen Sensation einen panlingualen Produktnamen zu ersinnen. Am Erfogversprechendsten erscheint derzeit der Vorschlag „Nocaro“ (No carbonhydrate rolls). Für den lokalen Markt scheint „Paseca“ (Panino senza carboidrato) aber eher geeignet. Gute Chancen hat auch „Brohko“ (Brötchen ohne Kohlenhydrate). Dem glücklichen Gewinner winkt ein Jahresabo „Paseca“.

Um Punkt acht Minuten nach sieben gerät Bewegung in die Wartegemeinschaft der Diätierenden. Guiseppe U. hat seinen Laden geöffnet.

* Dieser Bericht wurde in einer Höhe von über 2000 m ü NN und nach mehrtägiger unfreiwilliger Internetabstinenz verfasst!!!

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11 Antworten zu Panino senza carboidrato*

  1. Kristina sagt:

    Ciao viaggiatori,
    che bellissima storia ^^ die Kohlenhydratkügelchen scheint Giuseppe ja erfolgreich entfernt zu haben^^na dann, Schluss mit der Diät und auf ins panini paradiso!
    Apropos Franz Assisi, ihr solltet unbedingt auf dem Rückweg in Assisi vorbeischauen-ein wunderschönes Kloster. Lasst es euch weiterhin gut gehen und macht euch nichts aus der Gelassenheit der Italiener, nimmt sie lieber an und genießt den Wein=)
    Buona fortuna!
    Bacino Kristina

    • FritzKraut sagt:

      Hej, Kristina!
      Heute ist ein großartiger Tag Gelassenheit zu üben. Wir sitzen und liegen in Lauerstellung in unserer rollenden Fünf-Zimmer-Wohnung und hoffen, dass Blitz und Donner nachlassen, damit wir endlich nach Assisi gehen können. Mittlerweile ist es aber schon halb vier.
      Liebe Grüße auch an Patrick
      Werner und Louis

      • uhausg sagt:

        Ha – was sollen wir denn sagen! Hier ist schnee angesagt. werden uns zum maibaumaufstellen nächste woche wohl die langlaufski unterschnallen müssen.
        aber dafür gewinnt augsburg – wie ihr seht, irgendwo brennt immer ein licht.
        weiter viel spaß und gute reise

        • FritzKraut sagt:

          Manchmal muss man die Lichter nur als solche zu deuten wissen: nur 0:2 gegen Bayern und ein Pünktchen für Paderborn.
          Wir kommen gerade mit nassen Füßen aus Assisi zurück. Aber -das Licht am Ende des Tunnels – Donnerstag soll’s vorübergehend besser werden. Zumindest in Venedig.

  2. uhausg sagt:

    moin moin – Salve miei cari!
    wo steckt ihr denn jetzt? 2000 m ü NHN „nelle questa regione“ erinnert mich an ein im wahrsten sinne grottiges erlebnis mit „vw senza cambio manuale“.
    ein schöner ausflug in die grotte von castelcivita war angedacht. wars auch … zunächst … „grotte molti fantastiche“ … nur zurück ging’s bergab und gefühlt in die hölle. serpentinen, kehren, steile rampen, rauf, runter, und alles im 4. gang. sonntag mittag. wagen auf halbem weg schweißgebadet (ich, nicht der wagen) in einer kurve auf den parkplatz einer bar rollen und nach „meccanico“ telefonieren lassen. niente. zum glück kamen wir vorwärts vom parkplatz weg und arbeiteten uns den rest des wegs zur küste hinab zu unserem domizil. „una minuscola particella di plastica“ für ganze „due euro venti“ war der grund. wurde von salerno eingeflogen, eingesetzt, gut war. Schaden: „novecento euro“ für leihwagen … auf denen wir, mobilitätsgarantie von vw sei dank, sitzengeblieben sind.

    „Mah, del resto“… Hatte ich schon gesagt, dass wir keinen vw mehr fahren? besser für die nerven und für die umwelt allemal.

    Buon viaggio!
    Ulrike

    • FritzKraut sagt:

      Gracie mille. Franz von Assisi – oder wem auch immer – sei Dank, ist uns das bislang und wird uns das auch zukünftig erspart bleiben, denn eigentlich haben wir in der Summe von diesen Unnötigkeiten schon genug für zwei Leben gehabt.
      Ciao
      Werner und Louis

  3. Bernd Frank sagt:

    🙂 🙂 Danke, Jungs! Habe herzlich gelacht, als ich den Artikel gelesen und dann das zweite Bild (Innenansicht des Paninos) gesehen haben. Ein echter Stimmungsaufheller. Da kommt dann beim Aufschneiden als Morgengruß die warme Luft raus, die sich im Backofen gebildet hatte. Panino con aire caldo.
    Übrigens: Fahrt bloß nicht zu schnell gen Norden, Jungs! Für Deutschland jedenfalls hat der Wetterbericht für die nächsten Tage nochmal eine Art „Wintereinbruch“ angekündigt, mit Schnee in den Mittelgebirgen und Höchsttemper. von 10-11 Grad in Berlin. Brrrr.

    • FritzKraut sagt:

      Hej, Bernie!
      Gracie mille für den Hinweis. Wir werden das im Blick haben. Falls sich da nichts Wesentliches ändert, biegen wir vor den Alpen links ab Richtung Spanien. Wir sind ja flexibel.
      Ciao
      Werner und Louis

  4. Uschi sagt:

    Wunderbar 🙂

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