… würde unser Navi jetzt sagen, wenn es denn noch unter uns weilte. Wir sind also in Glasgow angekommen, dem eigentlichen Ziel unserer Reise. Fritz Kraut steht weit außerhalb auf einem Hügel. Immerhin gibt es eine stündliche S-Bahnverbindung in die Stadt verbunden mit einem viertelstündigen Spaziergang. Und der letzte Zug fährt auch nicht schon um 17 Uhr.
Glasgow gilt als „Arbeiterstadt“. Zur Blütezeit des Schiffbaus im 19. Jhdt. zählte sie etwa eine Million Einwohner. Heute ist sie mit 700.000 immer noch die drittgrößte Stadt des Vereinigten Königreichs. In der Greater Glasgow Urban Area sollen heute etwa 1.750.500 Menschen ihr Zuhause haben. Das haben wir jetzt aber nicht nachgezählt.
U-Bahnfahren ist in Glasgow denkbar einfach. Es gibt nur eine Linie und die fährt immer im Kreis. Man muss sich beim Verfahren also schon wirklich Mühe geben. Die Waggons sind relativ eng und niedrig. Darum unser Tipp an etwas höher gewachsene Menschen: In der Bahn bitte nicht im Stehen einschlafen und versehentlich mehrere Runden drehen. Das mag die Wirbelsäule gar nicht.
Unbedingt anschauen: Botanischer Garten mit dem schönen alten Tropenhaus. Direkt gegenüber vom Haupteingang ist eine der Kirchen in Glasgow, die zu Pubs umgerüstet wurden und sogar einen kleinen Beergarden und in der oberen Etage ein kleines Theater bietet.
Glasgow Cathedral mit ihrer beeindruckenden Krypta am Fuße der Necropolis. Auf einem Hügel, auf dem andere Städte wahrscheinlich ein Schloss oder eine Burg errichtet hätten, findet man hier diesen einzigartigen Friedhof mit Rundumsicht über die Stadt. Beeindruckend ist u. a. die Statue des Charles Tennant, eines Industriellen, der sein Geld u. a. damit verdiente, dass er mit abgestandenem Urin behandeltes Tuch für mehrere Monate in der Sonne bleichen ließ. Wir fragen uns, wo er das wohl hat machen lassen bei lediglich 300 Sonnenstunden jährlich in Glasgow. Ah, in Barrhead, lese ich gerade, gut 15 Km nordwestlich von Glasgow. Wenn dort so oft die Sonne scheint, wäre das ja vielleicht auch noch ein Ziel für uns. Das mit dem Tuch ist ja schließlich schon lange her. Wir fragen uns auch, warum er im Stuhl auf seinem Sockel rumhängt wie ein Schluck Wasser in der Kurve. War er etwa kurz vorher noch in der direkt unterhalb des Friedhofs gelegenen gleichnamigen Brauerei?
Ach ja, und unbedingt mal einen kurzen Blick auf das Denkmal des Herrn Wellington werfen. Er sitzt da stolz auf seinem Pferd und trägt eine rotweiß-gestreifte Pylone auf dem Haupt. Ebenso regelmäßig wie die Stadtverwaltung die Pylone entfernen lässt, wird sie ihm von irgendwem wieder aufgesetzt.
Dann fehlt noch das Rathaus mit seinem beeindruckenden Entree und den marmornen Treppenhäusern.
Anschaulich gemacht ist auch das Transport Museum.
Es gibt natürlich noch viel mehr zu sehen. Leider läuft unsere Zeit hier langsam ab. Schließlich wollen wir noch ein bisschen in den Highlands gucken, bevor wir uns allmählich auf den Rückweg machen müssen.
Wie schön, so viele neue Worte von euch, und dann erst die Bilder, fabelhaft!
Reisen bebildert eben doch. Kleine Lücken sind aber noch geblieben bei mir, zum Beispiel die Frage, warum die Glasgow Cathedral so gar keine Gäste hat, Sitzplätze gibt es doch genug! Schmeckt das Bier dort nicht, habt ihr das Foto nach der Sperrstunde gemacht, last orders, please! Oder hab ich was verwechselt?
Das Denkmal von Herrn Tennant dagegen erschließt sich mir sofort, Stoff in Urin zu marinieren, das klingt nicht nach einem funktionierenden Geschäftsmodell, das konnte nur in die Hose gehen, und so sieht er auch aus. Warum tut er sowas?
Zur Glasgower U-Bahn wollte ich noch anmerken, dass man Transportschäden der geschilderten Art kuriert, indem man die gleiche Anzahl Runden in entgegengesetzter Richtung fährt, das kompensiert die zuvor erworbene Verspannung. Haben wir neulich auf der Fahrt zur Kastanienallee ausprobiert,
allerdings sitzt man da quer zur Fahrtrichtung, aber das Prinzip und die Rückenbeschwerden sind die gleichen!
Glasgow Cathedral selbst hat gar keine Sitzplätze mehr, außer für das Aufsichtspersonal. Die Sitzplätze wurden wohl in die nahegelegene Brauerei verlegt. Andere Kathedralen haben sich die Kneipe gleich selbst ins Haus geholt. Die mussten dann auch die Sitzgelegenheiten nicht entsorgen. Das Foto ist aus der Krypta. Aber da war auch nichts los – ganz im Gegensatz zum Biergarten in der Brauerei.
Die müssen viele pints of lager getrunken haben damals, um das ganze Tuch zu „marinieren“. Und offenbar war das, zumindest vorübergehend, kein ganz erfolgloses Geschäftsmodell. Aber gut, dass das vorbei ist.
Deinen U-Bahn-Tipp werden die nach uns Reisenden sich hoffentlich merken. Is ja logo, könnte man auch selbst drauf kommen!