Der Weg zum Batik- und Souvenirmarkt in Bakau führt uns durch enge sandige Straßen, die von kleinen, dicht an dicht stehenden Hütten begrenzt werden. Unrat überall, offene Kanalisation, etwa 40 Grad. Es stinkt erbärmlich. Ich gebe zu, wir sind froh, uns entschieden zu haben, mit dem Taxi statt mit einem Minibus unterwegs zu sein. So entgehen wir dem aggressiven Betteln, den Forderungen der Kinder nach Minties, der Erwachsenen nach Geld. Ein Scheiß-Gefühl.
Der Batik-Markt besteht aus etwa zehn Buden mit nahezu identischem Angebot. Beate übt sich im Handeln und ersteht ein paar Mitbringsel. Vermutlich ein lohnenswerter Nachmittag für den Händler.
In Kachikally besuchen wir ein kleines Museum mit Garten, in dem sich auch das „Becken der heiligen Krokodile von Kachikally“ befindet. Etwa 100 Krokodile tummeln sich hier im Wasser und an Land. Sie sehen harmlos aus und lassen sich sogar von den Besuchern anfassen. Wir haben’s lieber gelassen. Man weiß ja nie. Vielleicht hat ausgerechnet dieses Tierchen von den 250 Kilogramm Frühstücksfisch an diesem Morgen nicht genug abbekommen und hat Appetit auf lecker Arm oder Bein. Wir gehen weiter ohne ein Krokodil gebissen zu haben.
Der Urvater der heiligen Krokodile von Kachikally heißt Charly. Wir fragen nach ihm, wollen ihn sehen. Aber er hat sich heute verkrochen. Wir werden das Gefühl nicht los, dass Charly sich grundsätzlich verkrochen hat. Der Krokodil-Kustode dementiert das auf’s Schärfste. Warum nur hat er dabei so ein verschmitztes Grinsen im Gesicht?
Um auf das Museumsgelände zu kommen, muss man 100 Dalasis (etwa 1,82 €) abdrücken. Will man ein Krokodil streicheln, zusätzlich 300 Dalasis. Inbegriffen ist dem Hörensagen nach sowas wie eine gambianische Kinderwunschpraxis. Frauen werden danach leichter schwanger. Also, nicht vom Streicheln …
Unser nächstes Ziel, nur wenige hundert Meter entfernt, erinnert mich an die Harrod’s-Werbung aus den 1970er Jahren: „Enter a different world.“ Hier gibt es allles, was das Toubab[*]-Herz begehrt. Die Tapas in der Calypso Bar sind lecker, die Preise für hiesige Verhältnisse astronomisch hoch.
Für die neun Tapas, die wir hier zu dritt verspeisen, muss ein lokaler Autowäscher etwa anderthalb Monate sechs Tage die Woche alte Klapperkisten waschen. Wer genießen will, sollte diesen Gedanken besser beiseiteschieben.
Die angenehme Meeresbrise, das schattige Plätzchen und das wirklich leckere Essen haben uns gezeigt, wie man hier seine Zeit auch verbringen kann. Wenn man denn das nötige Kleingeld hat. Und wenn man denn sowas will.
Zurück am Taxi, versucht ein Steppke von etwa 13 Jahren mir mein Handy zu klauen. Ein vielversprechendes Früchtchen, das einer wenig versprechenden Karriere entgegenblickt. Der Taxifahrer fragt mich, warum ich ihm nicht gleich eine gelangt habe. Dann scheißt er ihn zusammen. Ob’s hilft?
[*] Als Toubab werden in Zentral- und Westafrika (weiße) Europäer bezeichnet