Die Insel Murano ist bekannt für ihre Glaskunst. Seit tausend Jahren wird hier Glas geblasen. Das ist nicht zu übersehen. Ein Glasladen reiht sich an den anderen in den Straßen zu beiden Seiten entlang des Rio dei Vetrai. Viel Nippes aber auch sehr anspruchsvolle Arbeiten werden hier angeboten. Es ist nicht immer leicht zu widerstehen. Aber die Kreditkarte bleibt in der Tasche. „Sind doch nur Staubfänger“, meldet meine innere Stimme.
Murano hat aber nicht nur Glas zu bieten. Auch lauschige Plätze, Cafés und Restaurants laden zum Verweilen und Genießen in der Sonne ein. Und – der Cappuccino ist deutlich günstiger als auf der Hauptinsel.
Als das Vaporetto für die Rückfahrt kommt, ist klar, es wird kuschelig. Wie kuschelig, zeigt sich an der nächsten Haltestelle. Jetzt ist das Boot aber wirklich voll. Wenn ich mich jetzt am Kopf kratzen möchte, müsste ich meinen Stehnachbarn bitten, der sich mit einem erhoben Arm an irgendetwas festhält, obwohl er gar nicht umfallen kann. Weiter geht’s. Der Captain hält auch an der nächsten Station, wohl in der Hoffnung, dass jemand aussteigt. Will aber niemand. Es ist schwierig, die Wartenden abzuwimmeln. Einer lässt es drauf ankommen, klammert sich von außen ans Boot und nimmt ein unfreiwilliges Bad in Kauf. Es kommt zu einer lautstarken Auseinandersetzung mit dem Captain, aber irgendwie kommt der Typ doch an Bord. Weiter geht’s. Am nächsten Halt darf nun wirklich niemand mehr zusteigen und es beginnt die zwanzigminütige Überfahrt. Wasser schwappt ins Boot. Die Hose des Mannes aus Sri Lanka neben mir ist ziemlich nass. Meine Schuhe auch. Und ich bekomme im Fahrtwind kalte Füße.
Ja, runter von der Insel. Sie säuft doch ab. Die ganzen Säulen stehen schon schräg und Einheimische wohnen eh kaum noch da. Aber schön ist’s.
Du hast zwar kalte Füße gekriegt, Louis, aber du bist trotzdem ein mutiger Mensch, sonst wärst du nicht am Osterwochenende in der Lagunenstadt 😉 🙂
Deine Kurzberichte mit den schönen Fotos bringen immer wieder ein kleines Schmunzeln in mein Gesicht: „Einer lässt es drauf ankommen, klammert sich von außen ans Boot und nimmt ein unfreiwilliges Bad in Kauf.“ Solche Vorfälle dürfte es in Zukunft seltener geben, wenn die Stadtverwaltung meine folgende Idee aufgreift: Damit nicht zuviele – schon gar nicht hunderttausend – Besucher täglich die Stadt überfüllen, sollen in der Lagune einige Salzwasserkrokodile angesiedelt werden. Aus Vorsichtsgründen werden sich dann auch weniger Leute für Tagesbesuche anmelden. Und wie ich gehört habe, hat Sri Lanka auch schon ein paar Exemplare als Geschenk im Rahmen einer Städtepartnerschaft mit Colombo angeboten!
Ja, die Krokodile müssen für manche Geschichte herhalten.
Bist du sicher, dass die Fähre nicht auf Sri Lanka verkehrt? Bei der Fülle? Und der Fahrgast neben dir war Venezianer?
Ostersamstag auf den Fähren Venedigs ist wahrscheinlich wie auf den Fähren Sri Lankas. Ich habe mir den Ausweis des Mannes aus Sri Lanka nicht vorlegen lassen; das wäre angesichts der Enge eh nicht möglich gewesen. Er klang aber sehr glaubwürdig.