Aufbruch nach sechs Tagen in Valencia. Wir wollen weiter gen Süden. Nächstes Ziel: Almería. Entfernung: 460 km. Rechts und links der zumeist leeren Autobahn endlose Orangenplantagen. Nach etwa 100 Kilometern sticht uns eine Burgruine auf einem einzelnen Felsen in der Landschaft ins Auge. Der Herr zu meiner Rechten möchte die Gelegenheit nutzen und seiner Leidenschaft für alte Steine frönen. In Ordnung. Machen wir. Fritze windet sich die schmale Straße durch die Orangenplantagen hoch bis direkt vor die Ruine.
Rein können wir nicht. Wir umrunden sie und genießen den Ausblick auf die weite Ebene zu unseren Füßen.
Dann soll uns das Navi ins Dorf führen. Macht es auch. Die Straße wird bedrohlich eng. Eigentlich sollte ja alles in Ordnung gehen, schließlich weiß mein Navi wie breit, lang, hoch und schwer mein Wohnmobil ist. Und ich weiß, wie desorientiert und vergesslich mein Navi oft ist. Ich setze lieber zurück und parke das Auto vor der Stadt. Das ist kein Misstrauen, sondern Erfahrung. Und zudem eine gute Idee. Andernfalls wären wir wahrscheinlich jetzt noch dort und müssten Abbruchgenehmigungen für mehrere Häuser beantragen, um wieder rauszukommen.
Nach so viel Fahrerei und Kultur habe ich mir ein leckeres Essen verdient. Der Herr zu meiner Rechten nicht – äh, verdient schon, aber er will nicht. Egal. Wir suchen ein Restaurant und finden keins. Vor dem Rathaus fragen wir einen Polizisten. Sein Englisch ist noch rudimentärer als mein Spanisch. Er bringt uns erstmal ins Rathaus, sucht eine Broschüre zur Ruine, die wir ja längst besichtigt haben. Ist wohl der Stolz der Stadt, die Ruine. Da auch er an meinem Spanisch zweifelt, möchte er uns gern mit einer englischen Version weiterhelfen. Er schleppt uns in eines der Büros in der ersten Etage und reicht uns und unser Begehr an eine Mitarbeiterin weiter. Die wird schnell fündig und wir bedanken uns höflich, bevor wir zu unserem eigentlichen Anliegen kommen: Gibt es hier ein Restaurant? Die hilfsbereite Dame führt uns auf den Rathausbalkon und weist uns von dort aus den Weg.
Wieder im Erdgeschoss begegnet uns nochmals der hilfsbereite Polizist und versichert uns, dass das Essen dort wirklich sehr schmackhaft sei. Er sollte Recht behalten, es sei denn, man mag keinen Knoblauch. Und ein weiteres Etablissement gibt es eh nicht.
Nachdem wir den örtlichen Geldautomaten geplündert haben, betreten wir direkt gegenüber die „Caféteria Ca Aurora“. Ein halbes Dutzend Männer stehen an der Theke und begießen die Siesta. Ein Tisch in der Ecke ist eingedeckt. Wir gehen durch zur Terrasse. Drei kleine Tische, in der hinteren Ecke eine Kochzeile abgetrennt und das Ganze umgeben von hohen Mauern. Null Ausblick. Fazit: sehr freundlich, sehr lecker, sehr preiswert. Leider können wir nirgendwo liken. Schade.
Auf dem Rückweg halten wir irgendwo in den Orangenplantagen an. Der Herr – jetzt zu meiner Linken und momentan für mehrere Minuten fundamentalistischer Frutarier –, steigt aus und klaut sechs Clementinen. Soviel zu Orangenplantagen.
Kannst du mir mal dein Geheimnis verrate, wie man solch leere Strassen bekommt? Da würde ich gerne mal mit einem Ford Mustang oder so drüber fahren. Aber ich selbst erwische immer nur volle Autobahnen, da lohnt es sich schon fast zu laufen… 🙂
Falsche Jahreszeit?
Demenz bei Navis – natürlich gibt es diese Erkrankung! Und das hier beschriebene hat diese Erkrankung meines Wissens seit Geburt. Ob das allerdings auch hier Neuronale Ceroid-Lipofuszinose (NCL) genannt wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf jeden Fall wird geraten, diese empfindlichen Geräte keinen Temperaturschwankungen und hoher Luftfeuchtigkeit auszusetzen. Als optimale Lagerung wird ein luftdicht abschließbarer Kunststoffkoffer empfohlen. Schwierig, wenn ich recht in der Annahme gehe, dass es sich um das fest eingebaute Teilchen in Fritze handelt. Und ob es diese, also die luftdicht abschließbaren Kunststoffkoffer auch für Fritze gibt – entzieht sich ebenfalls meiner Kenntnis.
Zum Umgang mit Navis mit Demenz gelten aber wahrscheinlich die gleichen Regeln wie bei Menschen: Wertschätzung, Empathie und Echtheit. Und da, Ihr zwei lieben Reisenden, scheint noch Luft nach oben zu sein, da möchte ich mich Bernd anschließen – habt Nachsicht mit dem armen Ding!
Liebe Beate,
Du glaubst nicht, wie rührend wir uns um die beiden kümmern. Wir geben ihnen wirklich jede Chance. Letztens haben wir hier den Dieter Bohlen (DsdS) gegeben und die beiden durften sich in einem parallelen Wettbewerb beweisen. Gut, dass die Dinger nicht bewaffnet sind. Das hätte ein blutiges – in diesem Falle wohl eher – rauchendes Ende genommen.
Und ansonsten sind wir Lehrer und Sozialarbeiter a. D., d. h. unser Verständnis hat Grenzen. Du weißt ja: Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein.
Liebe Grüße
Werner und Louis
Hallo zusammen,
ich bin überrascht, wie weit südlich ihr schon gekommen seid. Almeria gehört ja zu den wärmsten Gegenden im europöischen Winter überhaupt. Ein schöner Kontrast zu unserem meist tristen Winterwetter hier.
Ehrlich gesagt: Mich überrascht es nicht, dass das Navi diese kleine Straße da in dem winzigen Dorf nicht kennt. Woher auch – es ist bestimmt noch nie da gewesen. Also seid bitte mal ein bisschen nachsichtig mit dem armen Ding!
Wo ihr da von Valencia nach Almeria unterwegs wart: Navi und Orangen – da fiel mir doch was ein. Ach ja, richtig: Navel-Orangen. Da heißt es auf irgendso ner Website:
„Navel Orangen haben ein charakteristisches Merkmal, nämlich eine weitere kleine Frucht innerhalb der Hauptfrucht. Diese kleine Zweitfrucht zeigt sich meist durch eine nabelartige Öffnung oder Ausbuchtung am Ende der Hauptfrucht und ist bei den verschiedenen Sorten unterschiedlich stark ausgeprägt.
Navel Orangen sind meist groß und haben einen Durchmesser von 8 – 11 cm. Ihre Oberfläche und das Fruchtfleisch ist meist intensiv orange gefärbt, die Schale ist dick, rau und lässt sich sehr leicht vom Fruchtfleisch trennen. Navel Orangen sind kernlose Orangen, sie haben also keine bis einige wenige Samen pro Frucht.“
Ich hab mir sagen lassen, wenn man so eine saftige Navel-Orange direkt über dem Navi ausdrückt, bekommt dieses ja frischen Saft und wird dann – denke ich mir – nicht dement, sondern wieder besser arbeiten.
Merke: Gib dem Navi Saft, dann hat es wieder Kraft. 😉
Viele Grüße, Bernie
Lieber Bernie,
eben wollte ich Deiner Empfehlung folgen und wenigstens eine der etwas weniger saftigen, da nabellosen Mandarinen über dem Navi ausdrücken. Louis hat’s verboten. Wir beide, also das Navi und ich, haben’s nicht verstanden. Ich hab die gefallene Frucht daneben gelegt. Vielleicht darf ich dem Navi ja im nächsten Dorf Saft geben.
Wir sind jetzt am Mare Nostrum. Was das bedeutet, weiß ich nicht.
Liebe Grüße von uns, Werner
Wenn euer Navi Zeichen von Alterserkrankungen hervorkehrt, dann gab es sicher doch zuvor eine Lebensphase, in der es besser beieinander war. Das kann ich von meinem nicht behaupten. „Dumm wie ein Meter Waldweg“ (Wilsberg) ist es nicht, aber weder kennt es meinen Namen nach all den Jahren, noch die Maße und Masse meines Autos. Auch hat es einen oder mehrere Sprachfehler: Uilhelmstraße statt Wilhelmstraße, Dorfsssstraße statt Dorfstraße. Nur nachhause findet es gut, wahrscheinlich wegen der dann folgenden Siesta.
Das Foto der engen Gassen hat mir besonders gut gefallen, der Begriff „pittoresk“ müsste dafür erfunden werden, gäbe es ihn nicht schon.
Deswegen will ich vielleicht versuchen, daraus ein Malmotiv zu machen, mit Erlaubnis des Fotografen!
Ich freue mich schon drauf, das neue Werk betrachten zu dürfen. Vielleicht sollten wir das öfter machen: Du malst und ich fotografiere.