Sieben Uhr. Die elektrischen Muezzins werfen die brutalen Kirchenglocken an. Jeder Christenmensch auf der Welt weiß nun, dass Gott ihn zum tätigen Werk aufruft. Zumindest hier in Schwaben. Und hier hat sein Wort noch Gewicht. Selbst eingefleischte Menschen muslimischen Glaubens stehen wie eine eins kurze Zeit später beim Daimler oder sonst wo in einem florierenden Betrieb.
Die natürlichen Wecker haben vor über zwei Stunden begonnen, mir mit den ewig vertrauten Klängen der Natur aus dem Bett zu helfen. Erst ganz sanft und leise ein kleiner Vogel. Ein zweiter stimmt, ermuntert durch den lockenden Ruf, ein. Ein größerer will nicht nachstehen und unterstützt die Beiden. Innerhalb von zehn Minuten stehe ich, angetan vom lieblich auffordernden Chor des Lebens, im Bad. Finde Samsungs Halsband im Vorraum – nur ist kein Hund dran. Über dem dunklen Wald zeigt sich die Morgenröte am blau-orange linierten Himmel. Ich wandere durch das noch dunkle Bühl. Hin und wieder flammt überraschend eine Leuchte auf. Um sechs öffnet der Bäcker. Wenn die Backwaren nur halb so viel halten würden, wie das Lächeln der Verkäuferinnen verspricht, ich würde mir eine Nussschnecke und eine heiße Schokolade gönnen. Oder gar ein Nusshörnchen. Inzwischen liegt sogar die Qualität berliner süßer Teilchen über den hiesigen. Wenngleich man das nicht von allen Hauptstadtfachverkäuferinnen behaupten kann. Aber auch deren Charme kann man, die richtige Umgebung vorausgesetzt, erliegen. Zum Beispiel in der Sahara. Da fällt mir ein, ich muss dahin, um diese Hypothese zu überprüfen.
Sieben Uhr fünfzehn. Die Dame des Hauses müsste gleich in der Wohnküche erscheinen. Zeit, das Frühstück vorzubereiten.
Hallo Louis,
ja, ich kann noch ein bischen warten, bis ihr was zu erzählen habt. 🙂
Ich muss gestehen, ich habe später noch manchmal an dieses Krokodil gedacht. Einige der Leser hier in diesem Block mögen sich das schon gefragt haben – ja, das Krokodil lebte dort alleine. Ich bin in dieser Zeit damals (wie gesagt, an Costa Ricas Pazifikküste war das) noch ein paar Mal über diese Brücke gegangen und habe nie ein anderes Krokodil gesehen – und die Leute haben mir auch erzählt, es gebe hier auch nur dieses eine. Ihm war sicher manchmal einsam zumute. Ob es die eine oder andere Träne darüber vergossen hat, weiß ich nicht. Darüber kann man nur spekulieren. Aber so ein klein wenig Mitgefühl entwickelt man doch, ich jedenfalls. Meiner Meinung nach werden Krokodile ohnehin oft schlecht gemacht, zu negativ dargestellt. Dabei sind sie gar nicht so grausam und gefährlich, wie das immer gesagt wird. Mir zum Beispiel hat noch nie ein Krokodil etwas zuleide getan; ich bin auch noch nie von einem gebissen worden. Hingegen bin ich zum Beispiel in der U-Bahn schon geschubst, bedrängelt oder sogar patzig und mit Alkoholfahne angesprochen worden. Mit Berliner U-Bahn-Fahrern habe ich somit schon deutlich schlechtere Erfahrungen gemacht als mit Krokodilen. Auch das gehört zur Wahrheit dazu. (Aber wer will die schon hören.) 😉 Grüße von Bernie
Ja, so ist das mit der Wahrheit. Wem sie nicht passt, der will sie nicht hören. Mir hat auch schon mal ein Vogel auf den Kopf gekackt. Ein Krokodil noch nie!
Hallo! Nüscht los momentan in dem Reise-Block hier. Na, ich könnt ja dann mal meine Geschichte mit dem Krokodil erzählen, auch wenn die vielleicht nicht jeder hören will. Also das muss so etwa 20 Jahre her sein, damals in Costa Rica, an der Pazifikküste. Da gab’s am Rande des kleinen Orts in einem kleinen Fluss, der in der Nähe ins Meer mündete, ein Krokodil (hatte man mir erzählt). Ich stand auf der Brücke, die etwa 5 Meter hoch über den an dieser Stelle vielleicht 15 Meter breiten Fluß führte, und hielt meine „Angel“ raus – das heißt, ich hatte einen dünnen Ast vorne an einer Kordel mit dem „skelettartigen“ Rest plus Haut, etc. eines großen Fisches bestückt, den ich vorher in einem Restaurant gegessen (und mir hatte einpacken) lassen. Nun wartete ich, dass das Krokodil unten aus seinem Versteck kam.
Ich muss hier hinzufügen, dass das Krokodil da unten lebte, dicht umgeben von Mangroven und anderen Pflanzen. Rindsum also dicht bewachsen. Niemand ging da unten hin, und das Krokodil ging auch nicht raus aus seinem „Refugium“. Klingt komisch, war aber so. Das wussten die Leute da. Irgendwie macht’s auch Sinn, denn Krokodile fühlen sich ja wohl im Wasser, da können sie schön schwimmen, was für sie mehr ist als nur ein Hobby. Warum also weggehen? Schwimmen gehört zu ihrem Leben einfach dazu – so wie für den Menschen das Gehen, Hinlegen oder wieder Aufstehen (bei Frauen kommt noch als vierte Grundbewegungsart das Einkaufen – insbesondere von Schuhen – hinzu).
Ich wartete also, und es dauerte ein paar Minuten. Nachdem ich meine Angel etwas niedriger hielt und ein bisschen auf und ab und hin und her bewegte, kam es dann auf einmal, aus irgendeiner Ecke des Wassers, hervor und ziemlich schnell sprang es dann hoch, um den am Kordelende meiner Angel befindlichen „Happen“ zu schnappen. Aber es sprang zu kurz (ich war auch ein klein wenig ängstlich/vorsichtig und hatte deshalb die Angel wohl nicht niedrig genug gehalten). Jedenfalls zog sich das Krokodil wieder zurück. Ich hielt die Angel nun noch niedriger. Aber das Krokodil, ich konnte zwischendurch mal hinten – Luftlinie etwa 50-60 m – noch ein wenig von ihm sehen, kam nicht wieder vorne bis zur Brücke, um nochmal hochzuspringen. Schade. Ich hab dann den Fischrest vorne wieder abgemacht und in den Fluss geworfen.
Ja gut, ich weiß, das glaubt mir jetzt wieder keiner. Aber es ist wahar! Waaaahr!! Ich kann noch hinzufügen, das Krokodil war gar nicht mal sehr lang, etwa 3-1/2 bis 4 m, aber ziemlich breit/dick. Und es hatte einen – im Verhältnis zum übrigen Körper – sehr, sehr großen Kopf. Leider habe ich seinen Namen vergessen, wahrscheinlich hatte es auch gar keinen. Krokodilen gibt man, glaube ich, normalerweise auch keinen Namen wie zum Beispiel seinem Hund (Bello oder Hasso oder Schorsch oder so). Ich glaube, es würde auch nicht viel nützen. Sie würden wahrscheinlich einfach gar nicht darauf hören, wenn man sie ruft. Der Gehorsamkeitssinn an sich war Krokodilen schon immer fremd (ähnlich wie bei kleinen Kindern).
Sie sind auch nicht ganz so zutraulich wie etwa ein Hund oder eine Katze. Und man kann sie auch nicht so streicheln. Ich meine, grundsätzlich natürlich schon. Aber es besteht Verletzungsgefahr. Wenn man nämlich mit der Hand über den harten Rückenpanzer des Reptils streicht, kann man sich leicht die Haut aufkratzen. Und wenn das dann blutet, und es ist auch noch ein Hai in der Nähe, der das dann riecht – dann wird’s richtig gefährlich!
Lieber Bernie,
wir erzählen an dieser Stelle bald wieder kleine Geschichten. Aber eine Woche musst Du wahrscheinlich noch warten. 😉
Liebe ge’n Süden Reisende,
also wenn ich das richtig verstehe, liegt es an der minderwertigen Qualität der Nussschnecken, dass es zum Ländele hinaus nun nach Süden geht.
In Südfrankreich und Spanien soll es wunderbare süße Teilchen geben.
Hier läuft gerade „die Vögel“ , erinnert mich doch sehr an den „Schwarm“.Bin gespannt, ob ich ohne Albträume schlafe.
Das wünsch ich Euch auf jeden Fall und einen guten Start in einen neuen Reisetage. LG Rosi
Liebe Rosi,
ich hoffe, die „wunderbaren süßen Teilchen“ sind nicht das, was Werner unter mediterraner Diät versteht. Sonst brauche ich bald neue Klamotten.
Liebe Grüße
Louis