Samsung: Unter Hunden

Samson

Eigentlich sollte Samsung eine Schnecke werden. Keine Nacktschnecke, sondern eine schwäbische Weinbergschnecke mit solidem Einfamilienhaus.  Dann ist etwas mit den Genen durcheinandergeraten und er musste als Hund auf die Welt kommen.

Woher ich das weiß? Wir beide machen lange, meditative Spaziergänge und da kommt man hin und wieder ins Gespräch über Themen, die normalerweise ganz tief unter dem alltäglichen Krimskrams verborgen sind. Es ist, als ob man gemeinsam mit einem Aufzug in eine Grube einfährt und in immer tiefer gelegene Schichten der Persönlichkeit vordringt. Er hat nicht nur Kummer mit seinem „So-sein“ als Fehlgeborener, sondern auch mit seinem Sexualleben, was auch, aber nicht nur, mit seinem genetischen Trauma zusammen hängt. Übrigens das bei Weitem beliebteste Thema unter Hunden und Menschen, wie die neuesten Studien aus der Wissenschaft zeigen. So ein Hund ist eben auch nur ein Mensch.

Samsung ist in seinem Innersten zutiefst unzufrieden, mir scheint, sogar unglücklich, obwohl er nach außen mit bewundernswerter charakterlicher Stärke den Anschein eines glücklichen Hundes aufrecht erhält. Sein Frauchen würde ihn im Umfeld der Hündinnen ja gerne etwas zügel- bzw. leinenloser agieren lassen. Die Herr-Frauchen der Ladies halten diese aber gottverdammt kurz, sodass ihm nie ein wirklich befriedigender Abschluss vergönnt ist. Ganz zu schweigen davon, dass er sich innerlich manchmal eher zu Schnecken hingezogen fühlt. Am heißesten träumt er von einer schwarzen Nacktschnecke mit orangenen Streifen an der Seite. Ich bin dann mal mit ihm in einen Wald gegangen. Was soll ich sagen? Er fand die Schneckchen total süß – die schleimten auch gewaltig. Aber alles scheiterte am Königskinderproblem.

Nach dieser in von mir vollkommen unerwartet traumatischen Weise misslungenen tiefenpsychologischen Intervention, sind die Spaziergänge notgedrungen noch länger geworden. Unsere sonst so ausgeglichene Kommunikation des verbalen Gebens und Nehmens wurde in den letzten Tagen zunehmend einseitiger. Ich höre ihm stundenlang zu. Abends, wenn sich Samsung unruhig in seinem Körbchen wälzt und hin und wieder von dunklen Alpträumen geplagt wird, studiere ich die Fibel „Einführung in die Sexualtherapie für Hunde“. Ich hoffe, ich kann ihm bald professionelle Unterstützung angedeihen lassen.

Bei der Einfamilienhausproblematik konnte ich ihm wenigstens im Ansatz helfen. Er trägt jetzt  schon mal ein kleines Plastiktoilettenhäuschen auf dem Rücken und ist dadurch der uneingeschränkte Star in seiner Damenwelt. Und ich muss die scheiß Kackbeutel nicht mehr selbst rumschleppen. Win-win-situation with a benefit for the dog.

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