Savoir vivre nach einem langen Fahrtag

Fritz (Weiß)Kraut in Pont d’Ain

Ein Comté aus Comté, eine Paté aus der regionalen Boulangerie, ein leckeres Bier aus dem winzigen grünen 0,25er Fläschchen – erste zarte Versuche in französischer Kulinarik erfreuen den teutonischen Gaumen. Wir sitzen nach einer etwas umständlichen Tagestour vor Weißkraut und schauen der Sonne beim mählichen Untergang hinter den Bäumen zu. Diese stehen in ihrer Ausprägung als Birken und Kastanien auf einem größeren Campingplatz des Städtchens Pont d‘Ain. W-LAN gibt’s an der Rezeption, ein kleines Schwimmbecken ist auf dem Gelände und eine Anzahl von Dauercampern fristet ihr Dasein. Mir liegen eigentlich eher die kleinen intimen kommunalen Campingplätze, die sich unaufgeregt und ohne Kommerzschreierei präsentieren. Aber es ist noch Vorsaison und unser heutiger Lagerplatz ist angenehm leer und wirkt dadurch großzügig. Der Koch machte sich heute einen schlanken Fuß und der warme Teil des abendlichen Mahles bestand aus einem heißen Tee bzw. einem Instant-Cappuccino. Der Rest war außerordentlich lecker.

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FrankREICH

Montbéliard

Egal was mensch historisch, politisch, sprachlich von den Franzosen hält, sie haben das schönere Wetter, die schöneren Plätze und Cafés, den cooleren Umgang mit Zeit, einen Gsangenehmeren Tagesrhythmus, kurzum sie haben ein höheres Niveau an Lebenskultur erreicht. Man trifft sich zu einer kurzen Pause während der Arbeitszeit auf einen Café au late oder Cappuccino, plauscht mit Kollegen isst ein Baguette, lässt sich währendessen noch die Sonne auf das kleine Wohlstandsbäuchlein scheinen und geht dann wieder erholt an den Rest des Tageswerkes. Entspannte Kultur, Laissez faire gegenüber den Anforderungen des Tages und ein natürliches Selbstbewusstsein: ich bin Franzose, ich darf es sein.

Erfreulicherweise fällt es mir überhaupt nicht schwer, mich nahtlos einzufügen. Ein Baguette auf deutsch-englisch mit französischen Einsprengseln und einem nett lächelndem pour fafour bestellen, keine Anstrengung. Der hübschen, etwas verlegenen Bedienung bei ihrem Anliegen „an diesen Tischen muss auch etwas von unserem Etablissement verzehrt werden“ helfen, eine sympathische Herausforderung. Hier muss der Mensch nicht zu Gott aufschauen, hier kann er leben wie der Selbige. Das gilt vor allem dann, wenn man morgens im Nebel und mit vereisten Scheiben losfährt und wenige Stunden später mit nacktem Oberkörper in der Sonne sitzen könnte (mach man aber hier nicht). Die Parkuhr läuft ab, mahnt Louis und weckt mich aus meiner lebensherrlichen Schwelgerei.

In Montbéliard sind wir bei immer noch strahlenden Sonnenschein auf einem kleinen und feinen kommunalen Campingplatz gelandet. Nett empfangen wurde das Wohnmobil plaziert und am Abendbrottisch der Himmel über dem schönen Talkessel bewundert.

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Die (un)heimliche Wandlung des Fritz K.

Der Alte Fritz bzw. Fritz (Blau)Kraut

Er ist nicht mehr blau, der Fritz Kraut. Er ist jetzt weiß. Und zugelegt hat er. Genau wie seine Nutzer. Nur anders. Er ist jetzt höher. Und eine Idee länger. Damit kommt er in erster Linie den orthopädischen Bedürfnissen, aber auch den veränderten Wünschen nach etwas mehr Bewegungsfreiheit und Komfort im Reisealltag entgegen. Das wissen wir sehr zu schätzen. Und auch die Tatsache, dass der Drogenkoffer jetzt ein festes, leicht erreichbares Plätzchen hat. Ganz zu schweigen davon, dass wir jetzt nachts nicht mehr bei Wind und Wetter nach draußen müssen, wenn der Körper auf Entsorgung seiner Abfallprodukte dringt. 

Der Junge Fritz bzw. Fritz (Weiß)Kraut

Die Papiere für den neuen Fritz Kraut beim hiesigen Landratsamt zu bekommen hat genau zwei Tage gedauert. Dummerweise war ein Wochenende dazwischen. Nur Berlin ist – wie immer – eine Geschichte für sich. Sie mahlen bekanntlich langsam, die Berliner Amtsmühlen. Will man sein Fahrzeug selbst anmelden, braucht man nicht nur viel Zeit für die Wartezeit. Man muss den Termin auch Wochen vorher im Internet buchen. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als einen der vielen (teuren) Anmeldedienste in Anspruch zu nehmen. Die bekommen nämlich bevorzugt Termine. Trotzdem brauchte die Behörde noch sieben Werktage (!), um einen Kraftfahrzeugbrief auszudrucken. Um wenigstens die nicht gerade für ihre Schnelligkeit bekannte Post zu umgehen, hat Werner sich in den Zug nach Berlin gesetzt. Das spart mindestens zwei Tage. Die Côte d‘Azur müssen wir uns jetzt wohl abschminken, schließlich wollen wir am 2. Mai unseren Besuch am Flughafen in Málaga abholen. Aber: Bühl ist ja auch schön. Und erholsam. Und man kann schöne Ausflüge machen. Und Freunde in der Nähe besuchen. Und das Frühlingswetter hier ist nicht zu übertreffen.

Bleibt noch das Problem mit dem Namen. Fritz Kraut soll ja eigentlich bleiben. Dank der wunderbaren Vorschläge  von Ursula und Iris ist das Problem inzwischen gelöst. Der Alte heißt Fritz (Blau)Kraut und der Neue Fritz (Weiß)Kraut – Alternative: Alter Fritz und Junger Fritz. Für Freunde bleibt’s aber bei Fritz Kraut. 😉

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Breaking news

Bis voraussichtlich Karfreitag ist Erzählpause!
Aber es gibt immer mal wieder neue Fotos. 🙂

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Morgens um sieben im Ländle

Samson hat auch morgens um sieben schon Lust zu spielen

Sieben Uhr. Die elektrischen Muezzins werfen die brutalen Kirchenglocken an. Jeder Christenmensch auf der Welt weiß nun, dass Gott ihn zum tätigen Werk aufruft. Zumindest hier in Schwaben. Und hier hat sein Wort noch Gewicht. Selbst eingefleischte Menschen muslimischen Glaubens stehen wie eine eins kurze Zeit später beim Daimler oder sonst wo in einem florierenden Betrieb.

Spielverderber

Die natürlichen Wecker haben vor über zwei Stunden begonnen, mir mit den ewig vertrauten Klängen der Natur aus dem Bett zu helfen. Erst ganz sanft und leise ein kleiner Vogel. Ein zweiter stimmt, ermuntert durch den lockenden Ruf, ein. Ein größerer will nicht nachstehen und unterstützt die Beiden. Innerhalb von zehn Minuten stehe ich, angetan vom lieblich auffordernden Chor des Lebens, im Bad. Finde Samsungs Halsband im Vorraum – nur ist kein Hund dran. Über dem dunklen Wald zeigt sich die Morgenröte am blau-orange linierten Himmel. Ich wandere durch das noch dunkle Bühl. Hin und wieder flammt überraschend eine Leuchte auf. Um sechs öffnet der Bäcker. Wenn die Backwaren nur halb so viel halten würden, wie das Lächeln der Verkäuferinnen verspricht, ich würde mir eine Nussschnecke und eine heiße Schokolade gönnen. Oder gar ein Nusshörnchen. Inzwischen liegt sogar die Qualität berliner süßer Teilchen über den hiesigen. Wenngleich man das nicht von allen Hauptstadtfachverkäuferinnen behaupten kann. Aber auch deren Charme kann man, die richtige Umgebung vorausgesetzt, erliegen. Zum Beispiel in der Sahara. Da fällt mir ein, ich muss dahin, um diese Hypothese zu überprüfen.

Sieben Uhr fünfzehn. Die Dame des Hauses müsste gleich in der Wohnküche erscheinen. Zeit, das Frühstück vorzubereiten.

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(Reise-)Planung wird völlig überbewertet, …

Frühling im Ländle

… denn erstens kommt es ja bekanntlich anders und zweitens als man denkt. Nach den wenigen Gedanken, die wir uns zur Reise- bzw. Routenplanung gemacht hatten, wären wir jetzt irgendwo in den französischen Seealpen. Stattdessen treiben wir uns nach wie vor im schönen Ländle rum, genießen die Landschaft, das traumhafte Frühlingswetter und Iris Gastfreundschaft. Die mediterrane Küche ist also vorerst hinausgeschoben. Kommt ja auch noch früh genug, jetzt ist erstmal Spätzle-Zeit!

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Klatsch und Tratsch

Ziemlich beste Freunde

„Klatsch und Tratsch“ ist eine kleine Reisekolumne, die einzig und allein von unserem neuen WoMo-eigenen Sensationsreporter Werner sowohl inhaltlich, stilistisch, grammatikalisch, interpunktionell, orthographisch und auch juristisch verantwortet wird. Alle Ähnlichkeiten mit realen oder fiktiven Personen und Ereignissen sind rein zufällig oder fake news.
Die Redaktion

Auf dem Weg nach Spanien – in Bühl

Schulbesuch
Der Autor, diesmal in seiner Kapazität als Beamter der Berliner Lehrerschaft, durfte bei zwei Sportstunden der Rektorin der hiesigen Grundschule hospitieren. Was soll ich sagen: die Kids haben Unmengen Kalorien verbraucht, literweise Endorphine produziert und am Ende ein fast seliges Lächeln auf den Lippen. Beste Sportstunden seit Langem.

Samsung*
Wer kennt ihn nicht, den Lieblingshund der Familie Eckert. Beim letzten Besuch hat er mit dem Schwanz gewackelt, diesmal Louis bei der Begrüßung fast flach gelegt. Auch dem Rest der Familie geht es gut. Gassigehen mit einem schottischen Hütehund macht Spaß, zumal wenn der Hund beim Aufstieg ins Rammert Gebirge zuerst schlapp macht.

Samson – völlig fertig von der „Gebirgsbesteigung“ mit seinem neuen Freund Werner

Danach fühlte sich sogar der bettlägrige ältere Herr – Entschuldigung, er nennt sich ja nicht mehr so, sondern lässt sich als Stradivari ansprechen – wieder jung und viril. Wie auch nicht, die Sonne scheint, der Frühling lässt den Himmel mit seinem flatternden blauen Band erstrahlen und die Knospen an den Bäumen lassen es richtig knallen. Dieses Jahr wird ein gutes.

*Eingentlich heißt er Samson, aber unser neuer Sensationsreporter ist halt Samsung-Fan.

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Mediterrane Küche?!

Das Auto ist gewaschen, vollgetankt und -gepackt. Morgen Vormittag geht’s los. Erste Station wird, wie schon im letzten Jahr, auf der Alb hoch über dem Dörfchen Sprollenhaus im Nord-Schwarzwald bei Svenja und Christian sein. Wir freuen uns schon drauf, wieder unter freiem Himmel im Hotpod geköchelt zu werden.

Weiter geht’s voraussichtlich Richtung Stuttgart und Tübingen. Danach werden wir mal weitersehen. Die französischen Seealpen stehen ebenso auf der Wunschliste, wie die Côte d’Azur, die Pyrenäen und Barcelona. Die meiste Zeit werden wir in Andalusien verbringen. Hier erwarten wir Anfang Mai auch unseren Besuch, mit dem wir drei gemeinsame Wochen verbringen werden. Aber auch Madrid und Nordspanien stehen auf dem Programm.

Und warum ist das Ganze nun mit Mediterrane Küche?!“ überschrieben?

Wir müssen abnehmen. Alle beide. Und zwar ernsthaft. Und dazu soll die mediterrane Küche ja gut geeignet sein, sagt man. Gehen wir’s also mit Che Guevara an: „Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche.“ Und wenn unsere hehren Pläne nicht wieder, wie im letzten Jahr, durch eigenartige lokale Öffnungszeiten der Tante-Emma-Läden konterkariert werden …

Also, an uns wird’s jedenfalls nicht liegen, wenn’s wieder nicht klappt! An uns nicht!!

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Nachtrag: Warum ich für den Brexit bin

Das kann ich Euch wirklich nicht vorenthalten: Mein Ausweis ist wieder da. Aber bevor ich viel erkläre, hier mal das Schreiben des Bezirksfundbüros. Ja, ja, richtig gelesen, Fundbüro.

Fundsache Personalausweis (gepixelt)

Mein Ausweis wurde also gefunden. Interessant. Ich habe ihn gar nicht verloren. Er wurde mir abgenommen. Von den britischen Grenzbehörden in Calais. Irgendwer hat ihn trotzdem gefunden. Aber wo? Und wer hat ihn dort verloren? Meines Wissens wurde er von den britischen Behörden zur deutschen Botschaft in London spediert und von dort zur ausstellenden Stelle in Berlin. Wie kann er dann verlorengehen? Muss ja wohl in Berlin passiert sein. Man hört hier viel von der überlasteten Verwaltung, von fehlendem Personal und hohem Krankenstand. Und so ein Ausweis im Scheckkartenformat ist schon klein. Und dünn. Der kann schon mal irgendwem irgendwie durchrutschen. Glücklicherweise ist er in die Hände eines ehrlichen Menschen gefallen. Bin ich froh.

Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch in England. („Ihr Personaldokument wurde als gestohlen gemeldet. Fahren Sie doch mal da vorne links ran. Es kommt dann ein Kollege und kümmert sich um Sie.“ …!) Aber vielleicht brauche ich ja dann wieder einen Pass und ein Visum.

Brexit löst das Problem.

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Love story

Dackel und Betty Windsor

Dackel und Betty Windsor

In Glasgow ist Betty Windsor zu uns gestoßen. Kaum steht sie im (Rampen-)Licht gibt sie die Dancing Queen und hört erst wieder auf wenn’s dunkel wird oder sie auf’s gepuderte Näschen fällt. Dackel hat sich prompt bis über beide Ohren in Mrs. Windsor verknallt. Ihre Energie springt auf ihn über und lässt ihn wackeln wie selten zuvor. Wir können die zwei einfach nicht trennen und so fahren sie halt beide ganz vorn im Auto mit nach Berlin. Dann haben wir in unserer Hauptstadt endlich auch eine Queen und nach einem Facelifting geht Dackel vielleicht ja auch als Wackel-Corgy durch.

Abschied von unserer (vor-)letzten Station bei Paul in Marsh Lane

Das war’s. Fast. Gleich geht’s nach Hull auf die Fähre nach Rotterdam und von dort aus – hoffentlich ohne Emergency-Übung – mit einer Übernachtung in Paderborn zurück nach Berlin. Der Sonne entgegen?

Abschied von der Insel

Abschied von der Insel

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Alles öko oder was?

Lehmhütte auf dilettantisch?

Lehmhütte auf dilettantisch?

Paul, Werners früherer WG-Mitbewohner in Leeds und derzeit unser Gastgeber, nimmt uns mit auf einen ausgedehnten Spaziergang durch die wunderschöne Landschaft Marsh Lanes. Hügel auf und Hügel ab führt uns unser Weg zu einem permacultural Project, das seit etwa anderthalb Jahren existieren soll und über das wir uns gern näher informieren möchten. Nur, wo finden wir dieses Projekt?

Zu Fuß soll es nur etwa eine halbe Stunde  entfernt sein. Die wenigen Spaziergänger und Downhill Racers, denen wir hier begegnen, können uns auch nicht weiterhelfen. Aber, wie man weiß, geben wir ja so schnell nicht auf und wandern nach gefühlten drei Stunden und sechzehneinhalb Kilometern an einer großen Waldschneise vorbei, die mit geflochtenen Zäunen eingegrenzt ist.

Anbau ohne Kunstdünger?

Anbau ohne Kunstdünger?

Zunächst denken wir, dass hier eine Hecke entwickelt werden soll. Die Bienenstöcke, die wir dort entdecken, legen aber die Vermutung nahe, dass es sich um das Projekt handeln könnte. Was uns auf dem riesigen Grundstück erwartet, sind zwei seit offensichtlich Längerem verwaiste Wohnwagen und zwei Spritschleuder, die ebenso offensichtlich zum Verrotten hier abgestellt wurden. Es gibt ein halb fertiges Haus mit Strohballen als Außenwände und eine alles andere als professionell errichtete kleine Lehmhütte. Aus dem etwas abseits gelegenen Gewächshaus kommen uns zwei junge Leute entgegen. Zwei Volunteers aus Rumänien und Kanada, die uns ungefragt in bemüht freundlichem Ton zu verstehen geben, dass wir hier erstens nicht erwünscht sind und zweitens in den Gewächshäusern kein Dope angebaut wird. Im Übrigen sei dieses Gelände Privatbesitz und ohne die Genehmigung des Eigentümers dürften wir uns hier nicht aufhalten. Unsere weiteren Fragen werden mehr als ausweichend beantwortet und ihre zur Schau gestellte Naivität lässt keine Wünsche offen: Als freiwillige Helfer seien sie hier, um zu helfen und zu lernen und nicht, um Fragen zu stellen. So umfassend informiert machen wir uns, mit unseren eigenen Interpretationen beschäftigt, auf den Rückweg.

Was die dort wohl lernen?

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Von Mücken und Menschen

Glenuig / West Highlands

Glenuig / West Highlands

Die Sonne lacht, aber es stürmt am frühen Abend. Wir nehmen unser Abendmahl zusammengekauert auf unserer Küchenterrasse in Fritz Krauts schmalem Windschatten ein. Später am Abend, als sich die Sonne ans Untergehen macht, lässt der Wind nach und das Naturschauspiel vor unserer Terrassentür zieht uns hinaus ans Meer.

Es ist ein bisschen wie Werbung: Wir werden mit verführerischen Impressionen gelockt und bekommen prompt die Rechnung präsentiert. Das Universum scheint nur noch aus Mücken zu bestehen. Bei weitem nicht einmal so groß wie Stecknadelköpfe stechen sie um ein Vielfaches effektiver als ihre um ein Vielfaches größeren Artgenossen. Unser abendlicher Spaziergang findet ein schnelles Ende.

Zurück im rettenden Zuhause, finden wir die ehemals hellgraue Schlafzimmerdecke in gesprenkeltem Schwarz vor. Millionen dieser Mistviecher müssen es sein. Bis an die Zähne bewaffnet mit unseren Handtüchern machen wir uns an den Massenmord, wohl wissend, dass der Erfolg unseres Bemühens beim nächsten Öffnen der Autotür dahin sein wird. (Ja, ja, Patrick, vor meinem geistigen Auge sehe und höre ich Dich lachen; nur dass es diesmal keine Zeitungen sind und Blutflecken lediglich in unseren Bücher statt an den Wänden zurück bleiben. Kommt das übrigens daher, dass manche Krimis vor Blut triefen?) Welchen Eindruck unser wackelndes Eigenheim und das Getrommel gegen die Plane in der ersten Etage bei unseren Campingplatznachbarn hinterlässt, wollen wir lieber gar nicht wissen. Immerhin ist aber erstmal die Decke wieder hellgrau – und der Boden gesprenkelt schwarz.

Draußen sieht’s jetzt so aus:

Blick von der Terrasse unserer rollenden Villa in Arisaig / West Highlands

Blick von der Küchenterrasse unserer rollenden Villa in Arisaig / West Highlands

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Englisch-schottische Geschichte „put in a nutshell“

Pinkelrinne in einem Glasgower Pub

Pinkelrinne in einem Glasgower Pub*

Die Engländer haben gewonnen, die Schotten haben verloren. Schottland wurde Teil des United Kingdom. Die Schotten hängen an ihrer Geschichte und damit an der Niederlage. Später hatte England aber nicht nur einen Manchester-Kapitalismus, sondern auch eine Manchester-Politik. Drei Männer exerzierten diese in den Highlands. Die Schotten wurden massenhaft von ihrem Boden vertrieben, damit die Schafe der drei Herren dort Platz hatten. Legal.
Zum Ruhme dieser drei Herren wurden in einem gemütlichen Glasgower Pub Gedenktafeln über der Pinkelrinne in der Herrentoilette angebracht. (Wie die Damen ihnen ihre Ehrerbietung erweisen können, haben wir nicht untersucht.)
…..
* Dort ist zu lesen:
Dieses Urinal ist den drei Männern gewidmet, die an der Rodung der schottischen Highlands beteiligt waren. Sie haben an dem, was heute als eine von der Zentralregierung gebilligte ethnische Säuberung anerkannt ist, mitgewirkt.
Durch ihre Habgier und Scheinheiligkeit haben sie und andere sich maßgeblich an der Zerstörung der jahrhundertealten Lebensart der Menschen in den schottischen Highlands beteiligt.
Sie haben hier Gelegenheit, den „Herren“ den Respekt zollen, der ihnen gebührt.
Colonel Fell: In der jüngeren Vergangenheit hat dieser Mann den Prozess der Rodung der Highlands auf der Insel Lismore fortgeführt und dazu die Vertreibung der einheimischen Bevölkerung erzwungen.
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New Lanark …

New Lenark

New Lenark

… ist ein ehemaliges Baumwollfabrikationszentrum am Fluss Clyde, das 1785 vom Textilkaufmann David Dale als neuartige Industriesiedlung gebaut wurde. Berühmt wurde New Lanark durch die visionären Ideen seines Nachfolger Robert Owen (1771–1858). Ja genau, der Owen: Unternehmer, Frühsozialist und Begründer des Genossenschaftswesens.

New Lanark

New Lanark

Owen vertrat die Ansicht, dass Arbeiter mit besseren sozialen Bedingungen zur Steigerung des Produktionsprozesses beitragen. Er veränderte Arbeiten und Leben in der Baumwollfabrik, unter anderem durch den Bau einer Schule für die Kinder der Arbeiter, Einschränkung von Kinderarbeit, Abschaffung von Prügelstrafen, Pensionsversicherung und einer Art Krankenversicherung. Auf dem Gelände gab es einen Dorfladen, dessen Preise nur wenig über dem Großhandelspreis lagen. Das „Institute for the Formation of Character“ war der soziale Mittelpunkt in Owens Gemeinde. Dort waren eine Bibliothek mit Lesesaal, sowie eine Werkskantine und Räumlichkeiten für religiöse Versammlungen und andere Veranstaltungen untergebracht. Heute wohnen dort wieder Menschen und ein Großteil der Gebäude ist Museum.

New Lenark

New Lenark

Unser Tipp: Früh genug hinfahren. Um 17 Uhr ist Schluss. Nachdem wir im Café ausgiebig Kaffee getrunken, dazu Millionaire’s Shortbread gegessen und im Shop eine ausgedehnte Einkaufstour hinter uns gebracht hatten, war’s kurz vor fünf. Tja, …

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„Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ …

Public viewing auf schottisch

Public viewing auf schottisch

… würde unser Navi jetzt sagen, wenn es denn noch unter uns weilte. Wir sind also in Glasgow angekommen, dem eigentlichen Ziel unserer Reise. Fritz Kraut steht weit außerhalb auf einem Hügel. Immerhin gibt es eine stündliche S-Bahnverbindung in die Stadt verbunden mit einem viertelstündigen Spaziergang. Und der letzte Zug fährt auch nicht schon um 17 Uhr.

Glasgow gilt als „Arbeiterstadt“. Zur Blütezeit des Schiffbaus im 19. Jhdt. zählte sie etwa eine Million Einwohner. Heute ist sie mit 700.000 immer noch die drittgrößte Stadt des Vereinigten Königreichs. In der Greater Glasgow Urban Area sollen heute etwa 1.750.500 Menschen ihr Zuhause haben. Das haben wir jetzt aber nicht nachgezählt.

U-Bahnfahren ist in Glasgow denkbar einfach. Es gibt nur eine Linie und die fährt immer im Kreis. Man muss sich beim Verfahren also schon wirklich Mühe geben. Die Waggons sind relativ eng und niedrig. Darum unser Tipp an etwas höher gewachsene Menschen: In der Bahn bitte nicht im Stehen einschlafen und versehentlich mehrere Runden drehen. Das mag die Wirbelsäule gar nicht.

Tropenhaus im Botanischen Garten

Tropenhaus im Botanischen Garten

Unbedingt anschauen: Botanischer Garten mit dem schönen alten Tropenhaus. Direkt gegenüber vom Haupteingang ist eine der Kirchen in Glasgow, die zu Pubs umgerüstet wurden und sogar einen kleinen Beergarden und in der oberen Etage ein kleines Theater bietet.

Krypta der Glasgow Cathedral

Krypta der Glasgow Cathedral

Glasgow Cathedral mit ihrer beeindruckenden Krypta am Fuße der Necropolis. Auf einem Hügel, auf dem andere Städte wahrscheinlich ein Schloss oder eine Burg errichtet hätten, findet man hier diesen einzigartigen Friedhof mit Rundumsicht über die Stadt. Beeindruckend ist u. a. die Statue des Charles Tennant, eines Industriellen, der sein Geld u. a. damit verdiente, dass er mit abgestandenem Urin behandeltes Tuch für mehrere Monate in der Sonne bleichen ließ. Wir fragen uns, wo er das wohl hat machen lassen bei lediglich 300 Sonnenstunden jährlich in Glasgow. Ah, in Barrhead, lese ich gerade, gut 15 Km nordwestlich von Glasgow. Wenn dort so oft die Sonne scheint, wäre das ja vielleicht auch noch ein Ziel für uns. Das mit dem Tuch ist ja schließlich schon lange her. Wir fragen uns auch, warum er im Stuhl auf seinem Sockel rumhängt wie ein Schluck Wasser in der Kurve. War er etwa kurz vorher noch in der direkt unterhalb des Friedhofs gelegenen gleichnamigen Brauerei?

Scheint ein harter Tag für Herrn Tennant gewesen zu sein.

Scheint ein harter Tag für Herrn Tennant gewesen zu sein.

Ach ja, und unbedingt mal einen kurzen Blick auf das Denkmal des Herrn Wellington werfen. Er sitzt da stolz auf seinem Pferd und trägt eine rotweiß-gestreifte Pylone auf dem Haupt. Ebenso regelmäßig wie die Stadtverwaltung die Pylone entfernen lässt, wird sie ihm von irgendwem wieder aufgesetzt.

Le dernier cri in Glasgow?

Le dernier cri in Glasgow?

Dann fehlt noch das Rathaus mit seinem beeindruckenden Entree und den marmornen Treppenhäusern.

Ein Treppenhaus im Rathaus von Glasgow

Ein Treppenhaus im Rathaus von Glasgow

Anschaulich gemacht ist auch das Transport Museum.

Glasgow Transport Museum

Glasgow Transport Museum

Es gibt natürlich noch viel mehr zu sehen. Leider läuft unsere Zeit hier langsam ab. Schließlich wollen wir noch ein bisschen in den Highlands gucken, bevor wir uns allmählich auf den Rückweg machen müssen.

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Auf nach Karoland

Edinburgh Castle

Edinburgh Castle

Auch wenn es uns schwer fällt: Wir müssen aufbrechen. Am Montag habe ich einen Termin im Konsulat in Edinburgh wegen meines Personalausweises. Ich will ja schließlich EU-Bürger bleiben. Also auf nach Schottland!

An der Grenze zu unserem „Zielland“ passieren wir Gretna Green. Wir lassen das Städtchen aber haltlos links liegen; im Fritz Kraut hat gerade niemand Trauungsbedarf.

Das haben die Schotten ja gut hingekriegt: Der Mortonhall Caravan Park liegt an der Stadtgrenze, direkt an unserer Zufahrtsstraße nach Edinburgh. (Pff, was stört’s mich, dass das Navi den Geist aufgegeben hat!) Das Gelände ist riesig, hat dafür aber auch noch ein freies Plätzchen für unangemeldete Gäste. Uns wird ein solches im „deutschen Viertel“ zugewiesen. Jedenfalls ist das unser Eindruck, denn rundherum hören wir nur deutsch (nicht einmal bayrisch). Ein Pulk von etwa einem Dutzend Wohnmobilen zu unserer Linken bereist Schottland organisiert „individuell in der Gruppe“. Abends sitzen sie im Kreis und spielen Spiele. Der glückliche Sieger bekommt zum Entzücken seiner Mitreisenden ein kariertes Schottenmützchen aufgesetzt, das er voller Stolz für den Rest des Abends nicht mehr absetzt.

Bollywood Coffee Box in Morningside

Bollywood Coffee Box in Morningside

Edinburgh: quirlig, grün, tolle Busverbindungen, viele schöne kleine Cafés  und Kneipen, selbst ein Café mit deutschen Backwaren (Wow, Schwarzwälder Kirschtorte und Besoffener Kapuziner!)

Der will nicht spielen. Der ist aus Sand.

Der will nicht spielen. Der ist aus Sand.

Falls Ihr mal hinfahren wollt, nehmt Kleingeld mit, wenn ihr Bus fahrt! „Pay exact fare. No change given!“ ist in den Bussen zu lesen. Mein Portemonnaie ist dick und schwer wie nie. Wird aber trotzdem nicht lange reichen. Unkompliziertes Tarifsystem: einfache Fahrt £ 1.60, Dayticket £ 4.00.

Der spielt.

Der spielt.

Wir mögen sie ja, die Schotten. Aber ein bisschen eigenartig sind sie ja schon auch. Wir fragen uns, ob die Schotten die Bayern Great Britains sind? Beide sind eigenartige Völkchen: Beide kleiden sich eigenartig (Die einen Lederhosen, die anderen Kilts. Es wird ja immer mal wieder kolportiert, dass sie unter Letzteren nichts trügen. Dazu können wir nichts sagen und werden das auch ganz sicher nicht überprüfen.) Beide sprechen ein eigenartiges, schwer verständliches Idiom und beide spielen eigenartige Weisen auf eigenartigen Instrumenten. Ja, wir mögen sie trotzdem ein bisschen, die Schotten – und die Bayern.

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Lake District

Blick auf New Hutton (Lake District)

Blick auf New Hutton

Angesichts der Schulferien hatten wir von den Cotswolds aus vergeblich versucht, uns im Lake District in einem der zahlreichen Campingplätze einzubuchen – zugegeben, so zahlreich sind sie nicht, wenn man bedenkt, dass wir nicht mit dem Zelt, sondern mit einem Auto unterwegs sind und auch noch Strom haben möchten. Wir haben es dann auf gut Glück versucht und im südlichen Lake District zufällig den „exclusively adult caravan park“ The Ashes im Örtchen New Hutton gefunden. Der angenehmste Platz, den wir bislang hatten: nur wenige Stellplätze, sehr ruhig gelegen, super Ausstattung, gepflegt und eine sehr angenehme Atmosphäre. Kurz gesagt: unbedingt empfehlenswert. Dieser Geheimtipp muss aber unter allen Umständen unter uns bleiben!

New Hutton, Lake District

Die Wiese nebenan – ohne schwarze Schafe

Auf der Wiese nebenan werden Tag für Tag Schafe und Schäferhunde trainiert. Vielleicht aber auch Schäfer, so einfach erschließt sich das dem Laien nicht. In den tollsten Formationen laufen die fünf Vierbeiner hinter ihrem Guru her, bleiben aber auch mal regungslos stehen und schauen dem Herrn Schäfer hinterher, wenn der sich an den Rand der Performance-Weide zurückzieht und seinen Kumpel weitermachen lässt. Oder handelt es sich um hier Strafexerzieren? Auffälligerweise sind nämlich alle fünf Schafe schwarz.

Kendal, am River Kent

Wir machen uns auf den Weg durch den kleinen, sehr beschaulichen Ort New Hutton. Es ist sonnig und fast heiß, was uns veranlasst, uns auf den Weg in den nächstgrößeren Ort, Kendal, zu machen. Die acht Kilometer auf der engen, verkehrsreichen Straße mit ihren vielen Steigungen sind in der prallen Sonne durchaus eine Herausforderung. Aber es lohnt sich. Auch Kendal hat schöne Ecken. Wir kehren im Biergarten des Pubs The Bridge direkt am Ufer des River Kent ein, um unseren Durst zu löschen.Nach einem Stadtrundgang und einem Besuch im Café Small Berlin, wo wir von der netten Bedienung eine Extraportion Sweeties bekommen, noch bevor wir uns als Berliner geoutet haben, machen wir uns auf den Heimweg.

River Kent in Kendal

River Kent in Kendal

Glauben wir jedenfalls. Denn es ist halb sechs und der letzte Bus des Tages fuhr um 17:05 Uhr ab. Also Taxi. Tjaha, so einfach ist das ja nun auch nicht! Wir latschen zum Bahnhof. Kein Taxi. „This station is not very busy.“ versucht uns eine ältere Dame, der wohl unser belämmerter Blick aufgefallen ist, das Fehlen des ersehnten Transportmittels zu erklären. Sie begleitet uns zur örtlichen Taxizentrale in einem Hinterhof. Dort erfahren wir, dass mit dem nächsten freien Taxi erst in etwa zwei Stunden zu rechnen ist. Mit den Gedanken schon fast beim für morgen zu erwartenden Muskelkater, geben wir  die Hoffnung, doch noch irgendwie gefahren zu werden, aber nicht auf. Die am Taxistand vorbeifahrenden Wagen sind alle „booked“ und die Schlange der Wartenden wird länger. Glücklicherweise waren wir die ersten hier und irgendwann hält dann tatsächlich ein freies Taxi an. Nix Muskelkater morgen.

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Das Reiseleben wird karger …

Silmbridge, Cotswold

Silmbridge, Cotswold

… auch hinsichtlich der digitalen Versorgung, an die wir uns so schnell gewöhnt haben, und ohne die auch dieser Blog nicht auskommt. Der UMTS-Empfang wird immer löchriger, WLAN wird auf den meisten Campingplätzen, die wir ansteuern zwar gegen Gebühr angeboten, Empfang ist aber dennoch nicht unbedingt gegeben, und wenn, dann bricht die Verbindung gern mal mitten im Up- oder Download ab. Infolgedessen wurde auch unserem Navi das Leben ausgehaucht und Werner muss nun die Pflichten des Navigators erfüllen. Das macht er bislang super. Ist ja nicht einfach, ausgestattet mit einer Europakarte beispielsweise einen kleinen abgelegenen Campingplatz in den Cotswolds zu finden.
Der neue Trend übrigens, nicht nur im Dartmoor, sondern auch hier in den Cotswolds, sind Campingplätze, die auf jeglichen Komfort verzichten: Kein Internet, kein Strom, keine Wohnmobile zugelassen, manchmal nicht mal fließend Wasser. Kommt für uns also nicht in Frage, denn erstens haben wir kein Zelt und zweitens auch nicht ausreichend geruchsbindendes Puder.

Slimbridge, Cotswold

Slimbridge, Cotswold

Je weiter wir nach Norden vordringen, desto karger wird auch das Angebot der „normalen“ Campingplätze. Sie sind meistens wunderschön weitab von irgendwelchen Dörfern inmitten der von Hecken, Wiesen und Feldern geprägten Hügellandschaft gelegen. Die Möglichkeiten an Strom zu kommen werden geringer, der ansonsten obligatorische kleine Campingladen mit dem Notdürftigsten fehlt. Und Brötchen bestellen? Ja mein Gott, wo kommen wir denn da hin! Nun wollen wir’s aber mal nicht übertreiben mit Bequemlichkeit und Luxus. Wir sind ja schließlich nicht im Urlaub, sondern auf Reise!

Dazu passt auch diese Erfahrung: Auf den hiesigen Campingplätzen macht sich vorwiegend an den Wochenenden das mallorquinische Handtuch-Phänomen breit. Lange bevor wir des Morgens geneigt sind, vorsichtig ein Auge zu öffnen, hat der listige Brite längst eingecheckt und beginnt, am schönsten Flecken des Platzes sein temporäres Heim zu errichten. Danach ist es wieder ganz still. Wahrscheinlich hat er sich, wie der deutsche Mallorca-Urlauber, wieder schlafen gelegt.

Slimbridge, Cotswold

Slimbridge, Cotswold

Manchmal gibt es Wortspiele, die einem ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern: In England war am vergangenen Montag Bank Holiday (St. Vincent). Das ganze Land war auf den Rädern. Man hätte meinen können, es gäbe mehr Zelte, Wohnwagen und Wohnmobile als Engländer. Wir hatten Glück und haben nach vielen telefonischen Anfragen auf einem Campingplatz noch ein freies Plätzchen ergattert. Allerdings wegen des Feiertags während der ersten beiden Tage ohne Stromversorgung. Das ist insofern ein Problem, als die Bordbatterie Schantalle nicht über zwei Tage mit Energie zu versorgen vermag. Also fragen wir nach, ob die Möglichkeit besteht, die Batterie am nächsten Tag irgendwo zu laden. „Yeah, sure, we can charge your battery. Just bring it to the rezeption and we’ll do it for you. There will be a charge, but …“ So ist das mit dem „Chargen“: der eine lädt seine Batterie auf, der andere sein Konto.

Ansonsten haben wir uns schon ganz gut assimiliert. Gelegentlich werden wir für Engländer gehalten, … bis wir den Mund aufmachen. Ach ja, zum Assimilieren, zum rein äußerlichen, wollte ich ja was sagen. Also: mittlerweile trotzen auch wir im T-Shirt oder gar mit freiem Oberkörper Wind und Wolken und sitzen – schon gar nicht mehr so schlimm zitternd – vor unserem mobilen Heim zum Essen, Lesen und manchmal sogar zum Bräunen der goosepebbles (Gänsehaut). Der Brite rötet sie ja eher. Und die kurzen Hosen fehlen auch noch. So weit geht das mit dem Assimilieren bei uns nun doch nicht.

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Im Land der hohen Hecken und schmalen Straßen

Brücke über den River Tavy

Brücke über den River Tavy

Wir machen uns auf den Weg gen Westen. Canterbury und London lassen wir rechts liegen. Auch Stonehenge passieren wir mit einem lässigen Seitenblick, schließlich liegt unser heutiges Ziel, Paignton, nicht gerade um die Ecke.

Je näher wir der Grafschaft Devonshire kommen, desto anmutiger wird die Landschaft mit ihren endlosen sanften Hügeln und engen, von hohen Hecken begrenzten Straßen. Es ist immer wieder eine Herausforderung, hier Bussen und LKW zu begegnen, wo doch an manchen Stellen nicht einmal Platz für zwei PKW ist. Ständig wird angehalten, vor- und zurückgesetzt, werden Seitenspiegel eingeklappt, um aneinander vorbeifahren zu können. Jetzt weiß ich endlich, wofür elektrisch einklappbare Seitenspiegel gut sind. Zumal ich hier ja als Fahrer auf der falschen Seite sitze.

River Tavy

River Tavy

Auch das Wetter lässt sich heute nicht lumpen und zeigt sich von seiner sonnigen Seite. Allerdings kündigt der heftige kalte Wind schon das nahende Ende dieser Annehmlichkeit an.

Unser parkähnlicher Campingplatz ist in einer Senke der Hügellandschaft gelegen, etwa sieben Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Aber auch hier gibt’s eine ordentliche Busverbindung; allerdings nur bis halb sechs p.m.

Paignton ist ein quirliges, aufgeräumtes Städtchen mit viel Grün, zahlreichen kleinen Cafés und Läden, das dem Anschein nach die letzten Jahrzehnte besser überstanden hat als beispielsweise Ramsgate. Der Sandstrand lädt zum Verweilen und Spazieren ein. Paignton Pier ist nach wie vor  typisch englisches family amusement.

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Seebad im Regen

Broadstairs

Broadstairs

Zwei Tage bleiben wir in Ramsgate. Aber nur weil es in Broadstairs keinen Campingplatz gibt. Ramsgate macht einen runtergekommenen Eindruck. Viele ungepflegte Vorgärten und renovierungsbedürftige Häuser, hoher Leerstand und viele Kaufangebote prägen das zentrale Ortsbild. Die Seepromenade wird von einer verwaisten Großbaustelle verunstaltet, unterstützt von Bingohallen. Zum Glück gibt’s eine vorbildliche Busverbindung nach Broadstairs.

Seepavillon in Broadstairs

Broadstairs hat sich schon besser gehalten. Besonders die Seepromenade und der alte Stadtkern um den kleinen Hafen laden zum Flanieren ein. Die alte, etwas versteckt gelegene Bingohalle gibt es noch. In den letzten 40 Jahren ist offensichtlich keine neue hinzugekommen. Unter dem Pavillon, auf den Klippen oberhalb des Strandes gelegen, spielt ein Blasorchester klasssische Weisen und Popmusik zur Erbauung der weinigen unter Schirmen und in Pelerinen gehüllt sitzenden Zuhörer. Konzerte fallen hier jedenfalls nicht so schnell ins Wasser.

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Auf die Sinne besinnen

Die white cliffs of Dover im Trüben

Die white cliffs of Dover im Trüben

Nach zwei Tagen in Brüssel wollen wir es heute auf die Insel schaffen. Offensichtlich sind wir nicht die Einzigen mit diesem Ziel. Unterwegs begegnen uns viele bisweilen ausgefallene Young- und Oldtimer, deren Besatzungen auffallend häufig in Karomuster gewandet sind. „Knights of the island“, eine Old-School-Rallye, die heute in Brüssel startete und durch England, Wales und den Norden Karolands nach Edinburgh führt. Fritz Kraut darf leider nicht teilnehmen. Er ist fast zwanzig Jahre zu jung. Der Fritz-Kraut-Co-Pilot aber dürfte, denn erstens ist er alt genug und zweitens ist auf der Internetseite der „Knights of the island“ zu lesen: „GPS und Navi bleiben zuhause, lass dich von Deinen Sinnen und guten alten Hilfsmitteln wie Karte und Kompass durch das Land der Ritter, Lords und Könige leiten.“

Gute Idee, wie sich später am Tag noch zeigen wird.

Unserem Navi haben wir derweil Dover als Ziel eingegeben. Das Gerät fragt nach, ob wir einverstanden sind, zwischendurch eine Fähre zu nutzen. Na, klar. Hatten wir eh vor. Und wo führt uns die moderne Technik direktemang hin? Genau. Zum Eurotunnel. Von wegen Fähre. Jetzt stehen wir in der Schlange vor der Kasse und wissen nicht, wie wir wieder rauskommen. Wir sind ja nicht das Ende der Schlange und links und rechts gibt es kein Entweichen. Als uns dann auch noch das Beförderungsentgelt genannt wird, hört der Spaß wirklich auf. Die gute Frau im Kassenhäuschen scheint das zu kennen und stellt uns ohne Murren ein Ticket mit einem Code aus, das es uns ermöglicht, das Gelände unbeschadet wieder zu verlassen.

Jetzt besinnen wir uns dann doch unserer Sinne und der guten alten Hilfsmittel wie Straßenschilder, fahren vorbei am unglaublich großen Flüchtlingsdorf mit seinen Zelten und Hütten, streng bewacht von Polizeieinheiten und finden recht schnell die richtige Fähre.

Kohle abgedrückt. In die nächste Schlange eingereiht. Passkontrolle. Aus die Maus. „Ihr Personaldokument wurde als gestohlen gemeldet. Fahren Sie doch mal da vorne links ran. Es kommt dann ein Kollege und kümmert sich um Sie.“ Erstmal wird unser Auto durchsucht und kurze Zeit später werde ich in einen Wartesaal geführt. Entgegen dem Versprechen kümmert sich aber kein Mensch um mich. Stattdessen bekomme ich wiederholt nichtssagende Antworten. Nach mehr als einer Stunde – die Fähre legt in wenigen Minuten ab – erhalte ich ein weder unterschriebenes noch gestempeltes Schreiben einer englischen Behörde in deutscher Sprache und eine Kopie meines Ausweises. Das Original wird auf Ersuchen der Berliner Behörde einbehalten. Super. Damit soll ich also jetzt weiterreisen. Bin gespannt, was mich da noch alles erwartet. Ob ich die Insel jemals wieder verlassen können werde?

Im letzten Sommer wurde mir der Ausweis tatsächlich geklaut; ich hatte ihn aber wenige Tage später zurückerhalten, was ich noch am selben Tag im Bürgeramt kundtat. „Jut. Dann könn‘ Se den wieda nehm. Müss’n Se keen’n Neu’n koofen. Ick happ ditte im System vamerkt. Is jetze allet wieda jut.“ versichert mir der Gruppenleiter. Nur bei den englischen Behörden ist offensichtlich „nich allet wieda jut.“ So kann’s gehen, wenn Behördeneifer auf veraltete Berliner EDV trifft.

Anderthalb Stunden später können wir uns dann im Dunst des Ärmelkanals der Ansicht der white cliffs of Dover erfreuen. Wir wollen nach Broadstairs, wo ich dermaleinst meine Brötchen als Reiseleiter verdiente. Im Nachbarort Ramsgate gibt es einen Campingplatz, auf dem wir äußerst freundlich und hilfsbereit empfangen werden. Selbst das englische Wetter gibt sein Bestes und schickt schnell mal einen ordentlichen Regenschauer vorbei. „English weather!“ entschuldigt sich der Campingcar-Nachbar. Allet jut.

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In Brüssel ticken die Hähne anders …

Campingplatz Grimbergen / Brüssel

Campingplatz Grimbergen / Brüssel

… oder sind sie nur entspannter? Gegen halb vier am Nachmittag hören wir einen Hahn in der Nähe unseres Campingplatzes krähen. Da hat er wohl seinen Mittagsschlaf beendet und seine Damen zu sich gerufen. Oder wollte er uns wecken?

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Hunsrücker Superlative

Geierlay-Hängebrücke bei Mörsdorf

Geierlay-Hängebrücke bei Mörsdorf

Ingenieurshandwerk: Die Geierlay-Hängebrücke bei Mörsdorf ist zwar seit kurzem nicht mehr Europas, sondern nur noch Deutschlands längste Fußgängerhängebrücke (Die Tiroler haben sie u. W. wenig später um 40 m übertroffen), dafür schaukelt sie aber  100 m über Grund und auf 360 m ganz wunderbar und bietet einen beeindruckenden Blick auf die Geierlay-Schleife. Wir hatten sie angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit ganz für uns und konnten in ihrer Mitte stehend einen fast vollkommen Sonnenuntergang genießen.

Sonnenuntergang über der Geierlay-Schleife

Sonnenuntergang über der Geierlay-Schleife

Schwarzdornheckensolefreiluftinhalatorium: Im Salinental des Kurparks zu Bad Kreuznach bilden Gradierwerke, die Sole zerstäuben, mit einer Gesamtlänge von 1,3 km Europas größtes zusammenhängendes Freiluftinhalatorium.

Kochkunst: Zur Begrüßung erwartet uns die Gastgeberin mit einem selbstgemachten Tiramisu con molto carboidrato, dass selbst italienische Profis vor Neid erblassen lässt, begleitet von einem Café aus aromatischer Arabica-Bohne gebrüht durch hauchdünnen Fließfilter-Coffee-Pad. Abends delektieren wir uns an feinstem Filet vom Hunsrück-Schwein mit vollmundig-zarter Kräuterrahm-Sauce an gebackenen Rosmarin-Kartoffel-Wedges aus lokaler Ernte, begleitet von einem feinkomponierten Mosel-Wein von weißer Traube mit angenehm ausgewogenem Bouquet, gefolgt von Bourbon-Vanille-Sahne-Pudding an einer Mousse au fraise aus eigenem Anbau.

Unser Superlativ: Nee, nee, wir sagen nicht, wieviel wir jetzt wiegen und um wieviel dadurch der Spritverbrauch gestiegen ist. Nee, nee!

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Land unter

Abdichtung Aufstelldach (1) (Large)

Unsere „Krisenintervention“ war nur begrenzt erfolgreich.

In Seelbach bei Lahr besucht uns Marianne auf unserem Fünf-Sterne-Campingplatz Schwarzwaldhof. Nach der Villen-Besichtigung gehen wir – selbstredend! – essen. Wir hätten zwar noch ausreichend Naturalien an Bord, aber eben nur noch zwei Kaffeelöffel. Der Koch im Schwarzwaldhof gibt sein Bestes und qualifiziert sich als Werner-Ersatz.

Die Nacht ist regnerisch und windig. Und früh zu Ende. Ein regelmäßiges klopfendes Geräusch, das allmählich in ein zusammenhängendes übergeht, lässt uns, kaum haben wir es als nicht dem Traum zugehörig realisiert, aufschrecken und nach draußen stürzen. Aber eigentlich ist es schon zu spät. Das Wasser tropft nicht mehr in den Wagen, es läuft hinein. Der Fahrersitz ist mit Wasser vollgesogen.

Am nächsten Morgen hat das Personal des Campingplatzes ein Einsehen mit uns und unserem Malheur. Wir dürfen unser Auto zum Trocknen in die neue, noch nicht eröffnete Tiefgarage fahren. Es gießt weiter in Strömen, was den Trocknungsprozess hintertreibt. Immerhin können wir so in Ruhe packen – unter den misstrauischen Blicken der Rotkehlchen, die den Rohbau nistend besetzt haben.

Die nächste Ford-Werkstatt stellt uns einen Reparaturtermin für irgendwann in der nächsten Woche in Aussicht. Wir fahren weiter und versuchen unser Glück in Offenburg. Hier ist man entgegenkommender und repariert unser Gefährt quasi über Nacht notdürftig. Selbst der Fahrersitz ist am nächsten Tag wieder trocken.

Mit neuer Zuversicht machen wir uns auf den Weg nach Heidelberg – mit kurzem Aufenthalt in Bad Wildbad (Freunde treffen!).

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Wasch- und Badetag

Waschtag

Waschtag

In Bad Säckingen an der deutsch-schweizerischen Grenze besuchen wir Beate. Wir nutzen die Gunst der Stunde und legen einen Waschtag für unsere Kleidung und einen Badetag für uns abseits eines Campingplatzes ein. (Schon schön, mal ohne Badelatschen zu duschen!) Beate zeigt uns die Altstadt und ihr Lieblingscafé in einer alten Villa etwas oberhalb der Stadt. Und schon wieder werden wir zum Abendessen eingeladen.

In Bad Säckingen gibt es keinen Campingplatz, lediglich einen Stellplatz für Wohnmobile. Der ist zwar durchaus funktional und zentral fast am Rheinufer in der Innenstadt gelegen, doch die sanitären Anlagen sind noch Upgrade-bedürftiger als die in Verona. Immerhin: es regt sich was.

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Wir geben nicht auf – die Zweite

Murtensee

Murtensee

Jetzt hatten wir gedacht, wir hätten das mit dem Haushalten und dem entsprechenden Einkaufen endlich geschnallt, leider müssen wir aber eingestehen, dass das immer noch nicht so richtig klappt. Wahrscheinlich liegt’s an den vergleichsweise günstigen Preisen, dass wir uns in den hiesigen Supermärkten nicht zurückhalten können und viel zu viel einkaufen. Nee, wenn wir mal genauer drüber nachdenken, liegt’s daran, dass wir in letzter Zeit ständig Freunde treffen, die uns bekochen oder mit denen wir essen gehen. In unsere mobile Fünf-Zimmer-Villa einladen und die Vorräte auffuttern ist leider auch keine Alternative, da wir nur Geschirr für drei Personen haben. Und Kaffeelöffel haben wir sogar nur noch zwei. Von den anfänglich vier Gläsern haben es auch nur zwei bis Heidelberg geschafft. Wer lädt schon gern zum Dinner ein und bittet seine Gäste, Geschirr und Besteck mit dem Gastgeber zu teilen oder gar das eigene mitzubringen?

So verbringen wir – in jeder Hinsicht – genussvolle Stunden mit Hans und Raniero in Bern, Thérèse holt uns ab zu einem Tagesausflug an den Murtensee. Selbst auf den Münster-Tatort müssen wir nicht verzichten.

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Von Brig über Montreux nach Bern

Uferpromenade in Montreux

Uferpromenade in Montreux

Von Brig haben wir uns auf den Weg nach Bern gemacht. Am Genfer See taucht die Sonne die wunderbare Frühlingslandschaft in ein stimmungsvolles Licht; die schneebedeckten Berge sorgen für einen ebenbürtigen Hintergrund. Wir legen eine Pause ein und lustwandeln entlang der Uferpromenade in Montreux. Für das diesjährige Jazzfestival sind wir anderthalb Monate zu früh, dafür werden wir mit einem Flohmarkt entschädigt. An dieser Stelle entfalten die sehr überschaubaren Lagerkapazitäten unserer großzügigen Villa ihre Vorzüge: Sie laden zum Sparen ein.

Blick über den Genfer See

Blick über den Genfer See

Weiter geht’s durch‘s saftig grüne Berner Oberland Richtung Hauptstadt. Der schon erwähnte Hintergrund bleibt uns fast bis zur Stadtgrenze erhalten. Eine Augenweide und Balsam für die Seele. Unser stadtnaher Wunschcampingplatz ist wegen des verlängerten Wochenendes (Himmelfahrt bzw. Auffahrt, wie die Schweizer zu sagen pflegen) schon belegt. Wir müssen auf einen etwas weiter entfernten Platz ausweichen, der uns des nachts die Geräuschkulisse der Berliner Stadtautobahn freitags um halb zwei bietet, aber den Vorteil hat, mit dem ÖPNV vorbildlich an die Innenstadt angebunden zu sein. Nein, nein, wir meckern nicht schon wieder über schweizer Preise, aber …

 

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Wir stellen auch Spendenquittungen aus

Brig

Brig

Wir sind nach einem schönen sonnenreichen Tag mit leuchtend verschneiten Berggipfeln und saftigen Wiesen im schönen Städtchen Brig in der Schweiz angekommen, geradewegs unter der ebenfalls schönen Simplonpassstraße gelegen,

Abends stand ich vor der Speisekarte eines Lokales und blieb auch stehen, obwohl mich der Schlag traf – nicht auf Grund eines womöglich zu hohen Blutdrucks (gegen den hatte ich mir schon vorher – noch nicht wissend was auf mich zukommt – ein starkes Spray verabreicht), sondern ob der Zahlen, die ich lesen musste: Pizza Prosciuto 18,50 €, Bier 0,5 ltr. 8,50 €, Cappuccino 3,80 €. Ich habe dann selbst gekocht: Pasta an Juice vom Gorgonzolakäse mit Kirschtomätchen und feingewürfelter Paprika. Dazu wurde wahlweise trockener Weißwein aus der Provinz Frascati oder süße braune Brause „Zero“ gereicht. Zum köstlichen Nachtisch gab es Joghurt „Himbeere“ im Weichplastikbecher.

Und wie war Euer Tag?

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Haarige Zeiten

Verona - Campeggio Castell San Pietro

Verona – Campeggio Castell San Pietro

Abfahrtstag und Abschied von Italien. Das wäre heute der Tag für’s „Drei-Wetter-Taft“ gewesen (falls das noch jemand kennt): 11:30 Uhr, Verona, Sonne, 23°, 16:00 Uhr, Simplon-Pass, Höhe 2005 m ü NN, 8°, starker Wind, 17:00 Uhr, Brig, Sonne, 13°, sehr starker Wind – die Frisur hält! (Es sollte an dieser Stelle eigentlich ein Foto von meinem Hinterkopf erscheinen, aber das lassen wir mal weg.)

Simplon-Pass

Simplon-Pass

Auf dem Simplon-Pass halten wir an einem Parkplatz, um ein paar Fotos zu machen und uns mal kurz mit Schneebällen zu bewerfen. Von einem jungen Soldaten, der hier allein vor seinem kleinen Wachhäuschen steht und mit den Zähnen klappert werden wir gefragt, ob wir vorhaben, in den Bergen wandern zu gehen. Als wir das verneinen, gibt er sich sichtlich erleichtert: „Das ist auch gesünder so. Wir machen hier Schießübungen, dabei könnten Sie erschossen werden. Das gäbe eine ganz schlechte Pressemitteilung.“

Schneewaffe

Schneewaffe

Schlechte Pressemitteilungen haben die Schweizer derzeit gar nicht gern.

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Verona

Blick auf Verona vom Campeggio Castel San Pietro

Blick auf Verona vom Campeggio Castel San Pietro

An zwei von fast vier Tagen in Verona zeigte sich das Wetter trüb und leicht regnerisch, was sich dämpfend auf unseren Bewegungsdrang auswirkte. Aber aktiv und agil wie wir nun mal sind, konnte uns das nicht davon abhalten, wenigstens einmal am Tag unser schönes Plätzchen hoch über der Stadt zu verlassen und die 226 Stufen und diversen kleinen Anstiege runter und auch wieder rauf zu gehen.

Das Solarium des Campingplatzes

Das Solarium des Campingplatzes

Über die Stadt wollen wir uns an dieser Stelle nicht weiter auslassen. Sie hat viel zu bieten (Geschichte, Kultur, Konsum, Romantik, …) und ist einfach einen Besuch wert.

Julias Balkon

Julias Balkon

Julia mit Romeo

Julia mit Romeo

Fahrt selbst hin und schaut’s Euch an. Und wenn Ihr dann dort seid, können wir nur empfehlen diese beiden Etablissements zur leiblichen Erbauung aufzusuchen: am Nachmittag das Eiscafé, Gelateria Ponte San Pietro in der Via Ponte San Pietro und am Abend ab 19 Uhr, quasi am gegenüberliegenden Ufer zu finden, das Ristorante „Redentore“ in der Via Regaste Redentore 15 / 16. Für Veroneser Verhältnis speist man dort sehr günstig. Pizze und Prosecco sind einfach nur lecker und von wirklich guter Qualität. Nahezu göttlich ist die Panna cotta mit Erdbeeren. Nur deswegen haben wir das Lokal auch diesmal wieder aufgesucht – und wurden nicht enttäuscht.

Auf dem Rückweg vom Restaurant

Auf dem Rückweg vom Restaurant

Und nach dem Aufstieg zum Campingplatz waren ja auch ein Teil der Panna cotta-Kalorien schon wieder verbrannt.

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Dackelblick

Verona, Blick vom Campeggio Castel San Pietro am Abend

Verona, Blick vom Campeggio Castel San Pietro am Abend

Auf unseren Karten ist weit und breit in und um Verona kein Campingplatz eingezeichnet. Auch die ADAC-App kann uns nicht weiterhelfen. Da wir aber 2008 schon mal mit unseren Motorrädern hier waren und hier gezeltet haben, hoffen wir, dass es „unseren“ Campingplatz noch gibt. Im Internet werden wir dann fündig und das Navi führt uns sicher zum Campeggio Castel San Pietro. Einer der schönsten Campingplätze überhaupt.

Noch innerhalb der Stadtmauer oben am Berghang gelegen bietet er großartige Ausblicke von den auf unterschiedlichen Höhen gelegenen Terrassen. Es ist ein liebevoll gepflegtes Plätzchen mit unterschiedlichsten Bäumen, Sträuchern und Kräuterbeeten, die in vier Sprachen beschrieben sind. Auf den verschieden Ebenen gibt es zahlreiche kleine Rückzugsorte, wunderbar begrünt, mit Tischen und Stühlen bestück und immer wieder andere Perspektiven auf die Stadt bietend. Einziger Wermutstropfen: Die Sanitäranlagen brauchen dringend ein Upgrade.

Verona, Campeggio Castel San Pietro

Verona, Campeggio Castel San Pietro

Verona, Campeggio Castel San Pietro

Verona, Campeggio Castel San Pietro

Verona, Campeggio Castel San Pietro

Verona, Campeggio Castel San Pietro

Wir sind ja inzwischen halbe Italiener und haben gelernt, uns einkaufstechnisch an die lokalen Gegebenheiten anzupassen. Hat auch wirklich alles prima geklappt. Wir haben einen Lidl gefunden und günstig für’s Wochenende eingekauft. Panini oder Baguette natürlich nicht, das kann man ja schließlich auch am Wochenende auf fast jedem Campingplatz für den nächsten Tag bestellen. Und Verona ist ja nun wirklich kein kleines Bergdorf. Oder doch? Doch. Auf dem Campeggio Castel San Pietro kam man keine Bestellungen aufgeben. Ist ja schließlich noch nicht Saison. Und der Mini-Minimarket neben der Rezeption hält lediglich Toastbrot bereit, dessen Haltbarkeitsdatum bis ins Jahr 2030 reicht. Ich scheine ein ziemlich bedröppeltes Gesicht zu machen, – oder habe ich wieder unbewusst meinen „Dackelblick“ zum Einsatz gebracht? (Gruß an Kerstin) – denn die Rezeptionistin schenkt mir zwei Brötchen aus ihrem privaten Lebensmittelfundus und rettet somit unser Sonntagsfrühstück. Dann kommt aber doch alles anders. Am Sonntagvormittag greifen wir in die Vollen: es gibt Rührei mit Speck, Tomaten und Zwiebeln. Die Brötchen verputzen wir im Tagesverlauf nebenbei.

Verona, Terrasse an der Bar des Campeggio Castel San Pietro

Verona, Terrasse an der Bar des Campeggio Castel San Pietro

Rührei mit Speck führt dann geradewegs zum nächsten Problem. Außer in den Duschen gibt es auf dem ganzen Platz nur kaltes Wasser. Wie soll ich denn damit bitteschön das Fett aus der Pfanne und vom Geschirr lösen? Also „Dackelblick“ aufgesetzt und auf hilfloser Mann gemacht. Und schon schließt frau mir das zur Siesta geschlossene Café (i. e. Bar, siehe Venedig!) auf und ich kann unser Geschirr in semiprofessioneller Gerätschaft zum Glänzen bringen. Geht doch! Da haben wir Männer was von Euch Frauen gelernt.

Das mit dem Upgrade habe ich mir noch verkniffen. Vielleicht am Abreisetag.

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Kein Wölkchen trübt des Himmels Blau …

San Polo, Campo San Stin

San Polo, Campo San Stin

… als wir am Abend unter den Schatten spendenden Bäumen im Park unserer rollenden Fünf-Zimmer-Villa sitzen. Der Blick fällt auf die Gestade der Adriaküste und die vorbeiziehenden Containerschiffe. Elbchaussee-Feeling.

Venedig - Campeggio Fusina (2) (Small)

Elbchaussee-Feeling

Der nervenden Mücken erwehren wir uns erfolgreich mit Zeckito.

Drei Tage lang haben wir Venedig erkundet und dabei strikt auf Reiseführer verzichtet. Nichtsdestotrotz haben wir uns natürlich auch Markusplatz, Dogenpalast, Seufzer- und Rialtobrücke angesehen. A propos: Rialtobrücke. Selbige hat den Ätna gegeben, sprich: sich verhüllt und im Gegensatz zum Ätna nicht für uns decouvriert (Gruß an Armin!) Wir haben es nicht persönlich und sie, die Brücke, nicht so wichtig genommen.

couvrierteRialtobrücke

couvrierte Rialtobrücke

Ansonsten haben wir uns einfach vom Blick um die nächste Ecke leiten lassen und dabei schöne authentische, fast menschenleere Gassen und Piazzole entdeckt, Cafés, ach nee, die heißen hier ja Bars, mit fast normalen italienischen Preisen und waschechten Venezianern. Das alles ist selbst in San Marco noch zu finden. Besonders angezogen haben uns aber San Polo und Dorsoduro mit ihren ungeschminkten engen Gassen und schönen alten Plätzen. Nicht gefunden allerdings haben wir Commissario Brunettis Dachterrasse hoch über dem Canal Grande.

Irgendwo in

Irgendwo in Dorsoduro

Venedig verabschiedet diesen wunderbaren Tag und uns mit einem grandiosen Sonnenuntergang und windstill.

Letzteres freut die Mücken und macht ihnen Appetit.

„Is‘ mir egal“ würde man bei der BVG sagen. Morgen geht’s nach Verona.

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Venedig …

Canal grande

Canal grande

… begrüßt uns und den Tag am Morgen mit strahlend blauem Himmel. Das international ausgerichtete Frühstück (Baguette, Pecorino, Prosciutto cotto, Philadelphia Balance, Marmelade, Nescafé Gold [Danke, Micha, wir denken an Dich!]) nehmen wir im Halbschatten unter den Bäumen des weitläufigen Parks vor unserer rollenden Fünf-Zimmer-Villa ein.

Am ersten Tag wollen wir uns einen groben Überblick verschaffen und die Insel ohne weitere Vorinformationen „erwandern“. Beim Kauf der Drei-Tages-Karte für Fähre und Vaporetti werden wir mal gleich brutal an das hiesige Preisniveau herangeführt. Natürlich verkneifen wir uns den Cappuccino am Markusplatz, aber selbst die kleinste Kaschemme in irgendeiner Gasse verweist den Ku’Damm ins Niedrigpreissegment.

Markusplatz

Markusplatz

Was soll’s! Das Wetter ist uns hold, die Sonne scheint und wärmt, hin und wieder lässt der Himmel für kurze Zeit ein paar Tropfen erfrischenden Wassers herabfallen, damit wir nicht zu sehr ins Schwitzen geraten.

Überall gibt’s schöne Ecken, Gässchen und Plätze zu entdecken. Die Touristendichte auf dem Markusplatz ist zu dieser Jahreszeit noch überschaubar. Flaneure lassen sich mit Tauben auf Schultern, Köpfen und Armen fotografieren, Kinder machen sich einen Spaß daraus, die Vögel aufzuschrecken. Deppenzepter (Selfiestangen) finden reißenden Absatz und sind in ständigem Einsatz. Als ich von einem französischsprachigem Paar angesprochen werde, ob ich mit ihrer Kamera (!) mal ein Foto von ihnen vor der Basilica di San Marco machen können, fühle ich mich fast in längst vergangene Zeiten zurückversetzt.

Wer ist hier eigentlich dressiert?

Wer ist hier eigentlich dressiert?

Nach 10254 Schritten (sagt Werners App) sind wir wieder auf dem Festland und genießen noch einen leckeren Cappuccino zu normalen italienischen Preisen, bevor wir uns in unsere Villa zurückziehen und den Abend von drinnen nach draußen blickend genießen.

Venedig verabschiedet den Tag mit einem grandiosen Sonnenuntergang und einem ebensolchen Sturm.

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Das Regnen hat ein Ende

San Marino

Festungsanlage in San Marino

Zumindest vorerst. Nach einer völlig durchregneten Nacht, in der einige Tropfen sogar den Weg ins Innere unserer rollenden Fünf-Zimmer-Wohnung fanden, – was wir selbstredend umgehend mit Hilfe von Plastiktüten und Neodyn-Magneten unterbanden – hatte Franz nach dem Entzünden der Kerzlein in Assisi heute endlich ein Einsehen mit uns und schickte Sonnenstrahlen.

(Anmerkung der Redaktion: Lieber Rolf, wir revidieren hiermit unseren Kommentar. Du hattest recht, wir waren zu ungeduldig und haben Franz wohl nur nicht genug Zeit gelassen. Sorry, tut uns Leid, der hat ja schließlich auch ’ne Menge zu tun. Vielleicht war’s aber auch nur zeitraubendes Kompetenzgerangel im Hintergrund, weil ja eigentlich sein Kumpel Petrus zuständig ist und wir uns mal wieder nicht an die Dienstwege gehalten haben. Nostra maxima culpa.)

San Marino zeigte sich also von seiner strahlenden Seite und so waren wir in seinen mittelalterlichen Gassen auch nicht allein unterwegs. Läden reihen sich aneinander wie Perlen auf der Schnur, ungefähr so abwechselungsreich wie die Shopping-Center in Berlin und fast überall sonst auf der Welt: Mode, Schmuck, Waffen, Souvenirs, Ristorante, Mode, Schmuck, Waffen, Souvenirs, Ristorante, Mode, Schmuck, …

Lohnend allemal ist der steile Aufstieg zu einer der Burganlagen auf dem Titanofelsen. Angekommen in einer der Festungsanlagen zieht es uns unweigerlich weiter bis hinauf in den Bergfried und lässt uns, oben angekommen, über uns selbst staunen, hatten wir doch nicht wirklich damit gerechnet, soweit zu gehen. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Der Rundumblick auf’s Landesinnere, auf schneebedeckte Berge, auf die Küste der Adria bis nach Rimini relativiert die Wetterunbilden der letzten Tage.

Blick Richtung Adriaküste

Blick Richtung Adriaküste

Blick auf die schneebedeckten Berge

Blick auf die schneebedeckten Berge

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Nein, das ist noch nicht Schottland, …

... das ist Assisi!

… das ist Assisi!

Wir haben alles versucht. Wir waren selbst beim Franz in der Kirche und haben ein Kerzlein entzündet. Und was hat es gebracht? Der Regen bleibt uns die nächsten Tage erhalten. Egal, morgen geht’s nach San Marino.

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Panino senza carboidrato*

Panino senza carboidrato

Panino senza carboidrato

Bereits im Morgengrauen bildet sich eine lange Schlange vor der noch verschlossenen Ladentür von Bäcker Giuseppe U. (62). Argwöhnisch beäugt von den lokalen Frühaufstehern nehmen die vorwiegend mitteleuropäischen Touristen die lange Wartezeit zu dieser frühen Stunde in Kauf, um ein paar der begehrten Panini senza carboidrato zu ergattern.

Guiseppe U., aufgewachsen in den 1950er, 1960er Jahren in Herne als Sohn des Gastarbeiters Giovanni U. und dessen Ehefrau Johanna, nahm seine Ausbildung zum Bäcker im Herbst 1964 auf. Unter dem Einfluss der beiden unterschiedlichen kulinarischen Kulturen und gesegnet mit einer ausgeprägten Experimentierfreude, war er schon immer von der Idee beflügelt, eine einzigartige interkulinarische Backware zu kreieren. Nach Jahren des kreativen Schaffens und Probierens brachte er zum 1. April dieses Jahres eine wahre Sensation auf den Backwarenmarkt: das Panino senza carboidrato – ein Weißmehlbrötchen ohne Kohlenhydrate. Rezept, Zutaten und Zubereitungsbesonderheiten will uns Giuseppe U. im Interview nicht nennen, doch so viel sei verraten: Durch die besondere Zusammensetzung – es werden ausschließlich natürliche Ingredienzen verarbeitet – und einen komplizierten Herstellungsprozess sammeln sich die Kohlenhydrate kugelartig im Innern des Brötchens und werden ihm gegen Ende des Backverfahrens mittels einer von Giuseppe U. erfundenen Vorrichtung innerhalb des Backofens von außen entzogen.

Panino senza carboidrato (Innenansicht)

Panino senza carboidrato (Innenansicht)

Der ehemalige Bäckerlehrling aus Herne hat mit seiner Kreation den aktuellen Ernährungstrend getroffen und ist von der enormen Nachfrage völlig überrascht. Täglich erhält er dutzende Lizensierungsersuchen, Touristen fragen nach der Adresse seines Onlineshops und ob Zustellungen per Drohne auf abgelegene Atolle und in einsame Bergsiedlungen möglich sind.

Die Familie und das gesamte Dorf freuen sich mit Guiseppe U. über diesen unerwarteten Erfolg. Sohn Giuseppe U. jun. (17), Bäcker-Azubi im zweiten Ausbildungsjahr im Betrieb seines Vaters und ambitionierter Nachwuchsmarketinglaie, hat in seiner Berufsschulklasse einen Preis ausgelobt, um zur besseren weltweiten Vermarktung der väterlichen Sensation einen panlingualen Produktnamen zu ersinnen. Am Erfogversprechendsten erscheint derzeit der Vorschlag „Nocaro“ (No carbonhydrate rolls). Für den lokalen Markt scheint „Paseca“ (Panino senza carboidrato) aber eher geeignet. Gute Chancen hat auch „Brohko“ (Brötchen ohne Kohlenhydrate). Dem glücklichen Gewinner winkt ein Jahresabo „Paseca“.

Um Punkt acht Minuten nach sieben gerät Bewegung in die Wartegemeinschaft der Diätierenden. Guiseppe U. hat seinen Laden geöffnet.

* Dieser Bericht wurde in einer Höhe von über 2000 m ü NN und nach mehrtägiger unfreiwilliger Internetabstinenz verfasst!!!

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Sonne, Sand und Meer

"Manchmal verraten Schatten im Sand mehr über das schöne Leben" sagt Werner.

„Manchmal verraten Schatten im Sand mehr über das schöne Leben.“

Der Campeggio villaggio dei pini  liegt in Paestum (Kampanien) direkt am Meer. Nach etwas mehr als 300 Kilometer Autofahrt begebe ich mich am Abend mit meinem Campingsessel und dem eReader an den langen, breiten Sandstrand, lese und schaue der Sonne beim Untergehen zu. Nur wenige Menschen sind zu dieser frühen Jahreszeit dort zu sehen: eine italienische Familie hat offensichtlich hier den Tag verbracht, ein paar Kinder, die im seichten Wasser spielen, einige Spaziergänger. Mit einigem Abstand zu mir baut gerade ein Paar seinen Abendbrottisch auf, opulent gefüllt mit italienischen Köstlichkeiten und Vino bianco. Die zwei genießen die Szenerie mindestens ebenso wie ich.

Mit hochgekrempelten Hosen gehe ich ein paar Schritte am Rand des Wassers auf und ab und lasse Füße und Waden vom noch kühlen Salzwasser erfrischen. Zurück in meinem Campingsessel vergrabe ich meine Füße im warmen Sand, genieße den Augenblick und lasse meine Gedanken fliegen. Ich kann mein Glück kaum fassen.

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Wir geben nicht auf

Es geht weiter wie gehabt: Sind die Läden geöffnet, sind wir irgendwo auf der Autobahn. Sind die Läden geschlossen, sind wir in irgendwelchen Städten oder Dörfern. Wir haben uns einen sehr gepriesenen Campeggio an einem Bergsee in Kalabrien ausgesucht. Nachdem wir mehr als hundert Kilometer Serpentinen rauf und runter hinter uns gebracht haben, stehen wir vor verschlossener Tür. Auch alles andere in diesem Bergdorf ist geschlossen. Richtig genervt machen wir uns darauf gefasst, nach vielen Stunden Autofahrt und ziemlich müde noch einmal zwei Stunden Fahrt in Betracht zu ziehen, um einen geöffneten Platz zu finden. Hier in der Gegend scheint uns das „wilde Campieren“ nicht wirklich empfehlenswert. Nach knapp zwei Kilometern erhebt sich vor unserem Auge eine Fatamorgana, nein, keine Fatamorgana, ein offenes Tor zu einem Campingplatz. Wow, der Himmel – oder wer auch immer – hat uns erhört! Ein riesiges Gelände. Direkt am See. Elektrizität. WLAN, wenngleich auch nur im Bereich der Rezeption, die gefühlt drei Kilometer bergauf von unserem Stellplatz entfernt liegt. Um uns herum? Niemand. Überhaupt niemand. Keine Toiletten. Keine Waschräume. Ein paar vergessene Wohnwagen, aufgebrochen und verlassen. Aber ansonsten ein wirklich schönes Fleckchen. Einkaufen? Kein Dorf in der Nähe und schon lange kein auch noch so kleiner Laden. Na ja, ein paar Reste haben wir noch. Viel Gemüse, ein bisschen totes Schwein, Abendsonne, Blick auf den See, ein kühles Bier. Bella Italia.

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Verhüllung

Zwei Tage schleichen wir um ihn rum, aber nichts zu machen. Er hat sich mit einer dichten Nebelwolke verhüllt. Erst am letzten Abend beginnt er ganz langsam sich zu – wie Armin sagen würde – decouvrieren. Am Abfahrtsmorgen zeigt er sich uns dann in seiner vollen Pracht und rauchenderweise: der Ätna. Nur seine Beleuchtung, die hat er  diesmal für uns nicht eingeschaltet.

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Pizzaservice auf dem Campingplatz

Unsere nächste Station ist Taormina. Wir suchen uns einen kleineren Campingplatz in dem nahegelegenen Städtchen Calatabiano.

Hier finden sich am ersten Abend immerhin noch fünf weitere Campingbegeisterte, am nächsten sind wir wieder allein. Geht’s exklusiver?

Calatabiano (Taormina)

Calatabiano (Taormina)

Wir haben die italienischen Zeiten noch nicht wirklich verinnerlicht, was dazu führt, dass wir ausgerechnet immer dann Zeit zum Einkaufen hätten, wenn die Sizilianer ihre Siesta halten. Das führt nicht nur dazu, dass wir unser geplantes Budget ständig überschreiten (was BERlinern ja vertraut ist), sondern uns auch an der Umsetzung unserer guten Vorsätze hindert (nicht so spät essen, nicht so viele Kohlenhydrate usw.) Heute hat das aber schon etwas ganz Besonderes. In Ermangelung ausreichender Vorräte müssen wir auf das Angebot des Campingplatzes zurückgreifen und bekommen unsere Pizza, weil das Restaurant eigentlich noch geschlossen ist, exklusiv vom Platzwart gebacken und an unsere „Esszimmertür“ geliefert. Bella Italia.

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Camping auf der Baustelle

San Leone / Agrigento

San Leone / Agrigento

Zwar tobt hier auf Sizilien schon der Frühling, dennoch scheinen wir saisonal sehr früh dran zu sein. Auf den meisten Campingplätzen sind wir fast die ersten und einzigen Gäste. Besonders eindrucksvoll bekamen wir das in San Leone bei Agrigento vermittelt. Rezeption, Bar, Restaurant und Minimarket sind noch geschlossen, in den Sanitäranlagen die Renovierungsarbeiten in vollem Gange. Geöffnet ist nur der Zugang zum sich anschließenden langen und breiten Sandstrand – den wir dann auch fast für uns allein haben. Der Platzwart nigrischer Herkunft spricht ein bisschen englisch und lässt seinen Boss „einfliegen“, der uns 20 € für die eine Nacht abknöpft und uns das Blaue vom Himmel erzählt – z. B. vom WLAN, das aber nur in unmittelbarer Umgebung der Rezeption erreichbar ist. Leider hat der Boss aber das WLAN deaktiviert, bevor er gegangen ist. Wohl aus winterlicher Gewohnheit.

Den Bauarbeiten entsprechend sehen die sanitären Örtlichkeiten aus.  Wir finden den Weg zu einer funktionierenden Toilette. Das Wasser im am saubersten erscheinenden Waschbecken ist braun gefärbt und hellt sich erst nach längerem Laufenlassen auf.

Camping internazionale Nettuno - Werner kocht (2) (Small)

Gespült wird dann heute mal im WoMo, wie der Connaisseur sagt, und auf’s Duschen wird ausnahmsweise verzichtet. Wir trinken ein Gläschen Wein mehr und haben eine gute Nacht.

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Die Alt68er – der Nachwuchs

Isola delle Femmine - Playa

Isola delle Femmine – Playa

Der Campingplatz ist fest in der Hand von Deutschen, aber auch ein, zwei französische, englische und holländische Wohnmobile haben ihn gefunden, wobei die Nationalität bei der folgenden Betrachtung keine Rolle spielt. Es geht hier um eine Generationenfrage, oder besser, um eine Zwischengenerationenfrage. Wer um 1950 geboren wurde, wurde 68er, wer etwas später geboren wurde, also 1954 ff, wurde Post68er. Die Alt68er haben die Stellen im öffentlichen Dienst besetzt, die Führungszirkel in der Politik, gar die leitenden Positionen in der freien Wirtschaft. Wo immer die Post68er hinkamen hieß es – wie bei Hase und Igel – wir sind schon da. Alles kein Problem für die Zwischengenerationler und Zwischengenerationlerinnen (auch den Streit über die zweigeschlechliche oder geschlechtsneutrale Bezeichnung haben wir von ihnen geerbt), aber dass sie jetzt auch noch mit ihren dicken Wohnmobilschiffen die Stellplätze vollstellen, das geht zu weit.

Dickschiff mit Zubringer

Dickschiff mit Zubringer

Wir mickern mit Fritz Kraut auf einen Platz, stellen uns ab und sehen aus wie ein Beibot der fahrbaren Dickschiffe.

Beiboot

Beiboot

Selbst die Wackel-Dackel sind bei den Dickschiffen vermutlich größer!

Selbst die Wackel-Dackel sind bei den Dickschiffen vermutlich größer!

Es ist zum Mäusekäse herstellen. Es ist ja nicht so, dass sie im Gespräch protzen würden, oder unterschwellig angeben, nein, sie verhalten sich ganz natürlich. Trotzdem kommt man sich zu spät gekommen vor. Was uns bleibt: Wir stellen uns ab heute mit „Wir sind der Nachwuchs!“ vor und senken damit das Durchschnittsalter auf dem Platz beträchtlich. Wir müssen aber gestehen, dass das fortgeschrittene Alter der Alt68er Vorteile mit sich bringt. Der Campingplatz ist ruhig, weil die Enkelkinder zuhause bleiben und die Kinder um diese Zeit arbeiten müssen. Entsprechend kurz sind auch die Abende und wir als Youngsters geben die Nachteulen. Auch ein Blick auf die Bauchgegend unserer Gegenüber lässt uns in den Sinn kommen, dass wir uns respektabel gehalten haben. Mit den wohlsituierten und saturierten Alt68ern wäre Fritz Kraut am Berg längst nicht so agil. Allerdings müssen wir aufpassen, dass wir nicht so werden, wie die, vor denen uns unsere Eltern nicht gewarnt haben – auch rein bäuchlich.

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Emergenza!

Fritz vor seiner ersten Seereise

Fritz vor seiner ersten Seereise im Hafen von Genua

Die Nacht auf See war ruhig und wir erwachen gut erholt. Gegen neun Uhr machen wir uns auf den Weg zum vorgebuchten Frühstück, das erwartungsgemäß katastrophal ausfällt: ein kleiner Plastikbecher mit Chemiesaft, ein kleiner Styroporbecher mit wirklich leckerem Cappuccino und ein aufgeblasenes, klebriges und feuchtes Croissant, das beim Aufschneiden in sich zusammenfällt. (Wer schneidet ein Croissant auch schon auf?!) Die für jeden drei halben Scheiben einfachen Schnittkäses stellt man uns mit 9,30 € in Rechnung. In der Hoffnung, dass uns unsere Mägen diese Entgleisung nicht übelnehmen, begeben wir uns auf’s Achterdeck, um Wind und Sonne auf dem Mittelmeer zu genießen. Wir lassen uns an dem offensichtlich schon vor vielen Jahren außer Betrieb gesetzten kleinen Pool nieder um zu lesen. Nach einiger Zeit ertönen laut Alarmsignale. Wir schauen uns an, kommen aber angesichts dessen, dass um uns herum alles ruhig bleibt, zu der Einschätzung, dass es sich um einen Probealarm handelt. Auf diesem Schiff ist so  vieles eingerostet, warum nicht auch die Signaltöne! Nach wenigen Minuten fordern uns mit gelben Basecaps behütete Crewmitglieder auf, zu gehen. Da Fremdsprachen auf dieser zwar riesigen aber ziemlich heruntergekommenen Fähre keinen erstrebenswerten Wert darzustellen scheinen, werden wir von den Gelbmützen nicht verstanden und bekommen immer nur „Emergenza“ (Notfall) zu hören und werden sehr bestimmt von einer zur nächsten weitergereicht, bis wir einen Sammelpunkt erreichen. Wir gehören zu den Ersten, die dort eintreffen und haben das Glück, noch einen Sitzplatz zu ergattern. Nach und nach füllt sich der Raum. Immer mehr Crewmitglieder tauchen auf. Einige tragen Schwimmwesten und die Schränke mit den Rettungswesten für die Passagiere stehen offen. Wir hoffen immer noch auf eine Übung. Aber in den Gesichtern der Besatzung kann ich nur Anspannung erkennen. Szenen aus dem Film Titanic erscheinen vor meinem geistigen Augen. Auch Fritz Kraut tief unten im Bauch des Schiffes sehe ich schon von erstem Salzwasser umspült. Mich beruhigt, dass die Fähre ihre Fahrt unbeirrt fortzusetzen scheint. Anfang der 1970er Jahre habe ich mal eine Schiffshavarie vor Brest erlebt, und weiß, dass ein Dampfer so schnell nicht sinkt. Aber die eilig umherwuselnden Besatzungsmitglieder mit ihren Walkie-Talkies, die krächzend italienische Anordnungen von sich geben, lassen uns zweifeln, ob dies wirklich nur eine Übung ist. Ich will es testen. Direkt neben dem Versammlungsraum befindet sich eine Toilette. Ich gebe einer Gelbmütze zu verstehen, dass ich dorthin möchte, werde aber nicht durchgelassen. Oha! Zurück an meinem Platz nehme ich wieder mein Buch zur Hand und versuche zu lesen; das geht mehr schlecht als recht, weil die Gedanken immer wieder abschweifen. Wenn dies keine Übung ist, bleibt uns nur, uns in unser Schicksal zu fügen und zu hoffen. Zum letzten Mal hatte ich dieses Gefühl, als Werner und ich durch Jamaika reisten und unsere Pension in Kingston von einer Handvoll mit einer Pistole, Messern und Schraubenziehern bewaffneten Desperados überfallen wurde. Das war auch nicht schön. In solcherlei Gedanken versunken nehme ich nach einer Dreiviertelstunde im Hintergrund das Wort „terminata“ war und sichtlich erleichtert löst sich die „Versammlung“ auf.

Am Strand von Pegli / nahe Genua

Am Strand von Pegli / nahe Genua

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Auf nach Sizilien

Im Frühling leitet der kleine Fluss das Schmelzwasser des Schwarzwaldes durch schmale Täler in den Neckar. Früher war dies die Zeit der Flößer. Heute vergnügen sich Wildwassersportler in ihren Kajaks. Die Enz, so heißt der Fluss, fließt durch Bad Wildbad, einem Städtchen, das seinem Namen Thermalquellen verdankt, die in grauer Vorzeit von den adligen Jägern eines angeschossenen Ebers entdeckt wurden.

Das Palais Thermal in Bad Wildbad

Das Palais Thermal in Bad Wildbad

An diesem Tag checkten die Reisenden und ihre beiden Besucher aus Berlin (Kristina und Patrick) im Palais Thermal ein, das eine neugestaltete, elegant am Berghang gelegene Saunalandschaft mit dem alten Graf-Eberhard-Bad verbindet. Der ganz im maurischen Stil gehaltene, ehemalig herrschaftliche Badebereich erfreut sich großer Beliebtheit. Die kleinen und großen, separiert in den Boden eingelassenen Badepools und Becken laden zu eher privaterem Badevergnügen ein, bei denen man sich nett mit seinen Begleitern unterhalten kann, ohne irgendjemanden zu stören oder gestört zu werden. Das warme Thermalwasser macht hungrig und durstig. In einem lichtdurchfluteten Raum werden Getränke und Speisen angeboten, die sich hervorragend im römischen Stil, also liegend, einnehmen lassen. Im neuen Bereich lässt sich in Außenbereichen der großartige Blick auf das Städtchen und das Tal genießen. In einer Sauna mit großer Panoramascheibe lässt sich der Schweiß ohne körperliche Anstrengung den Körper entlang perlen, während man über die Anstrengungen eines Aufstiegs an der gegenüber liegenden Talseite sinniert. Im Außenpool massieren Wasserdüsen sanft den Rücken. Mit am Beckenrand aufgelegten Unterarmen kann der Blick durch aufsteigende Nebelschwaden hinunter ins Städtchen gleiten. Nach Stunden des eher passiven Vergnügens ruft die vergleichsweise harte Arbeit des sich wieder Ankleidens und des Fußweges zum Wildbader Hof, in dem die kleine Gesellschaft in Begleitung der ortsansässigen Verwandtschaft zu dinieren gedenkt.

Der Rest des Großstadtstresses wird am nächsten Abend durch langsames Köcheln im Hotpod hoch über dem Dorf Sprollenhaus abgebaut.

Im Hotpod mit Blick über Sprollenhaus

Unter dem Sternenhimmel im Hotpod mit Blick über Sprollenhaus. Entspannung pur bei Svenja und Christian.

 

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Fritz stellt sich vor

Die Anreise von Berlin nach Kochel am See in Bayern Ende Oktober letzten Jahres nahm einen ganzen Tag in Anspruch. Der Gedanke an all das, was nach Abschluss dieser Kurzreise für ihn und seinen Freund möglich sein würde, ließen ihn die gelegentlichen mit kleinen Unannehmlichkeiten verbundenen Verzögerungen ertragen. Angekommen und aus dem Bahnhofsgebäude tretend schaut er sich suchend um. Louis, so der Name seines Freundes, war bereits einen Tag zuvor angereist und hatte versprochen, ihn am Bahnhof zu erwarten. Keiner der wenigen sich auf dem Vorplatz befindenden Personen hatte figürlich auch nur die entfernteste Ähnlichkeit mit der gedrungenen, fast schon fettleibigen äußeren Gestalt, die er zu erspähen hoffte, gemein. Etwas entfernt stand ein dunkel gekleideter Mann, dessen Körpergröße passend schien. Nur glich dessen Figur eher einem sich passabel in Schuss gehaltenen Privatier, dem es gelungen war, sich rechtzeitig für einen erfüllten Lebensabend in die Frühverrentung zu begeben. Die Gestalt blickte in seine Richtung und hob den rechten Arm zu einer Erkennungsgeste. Der Kerl musste in den letzten Monaten mindestens zwanzig Kilo abgenommen haben. Nach einer kurzen Umarmung und einigen Worten über die Reise und das Befinden machten sie sich auf den Weg zum Grund ihres Zusammentreffens. Quer über der Straße im Kassenraum einer ehemaligen Tankstelle sollten sie ihn betrachten können: Ein umgänglicher und im Umgang mit anspruchsvollen Kunden vertrauter Techniker zeigte nach links. Da war das blaue Nugget zu erkennen.

Der Haupteingang zur mobilen Herberge „Fritz Kraut“, führt direkt ins kombinierte Wohn- und Esszimmer, das abends auch gerne als Bibliothek und Leseraum genutzt wird. Durch einen kurzen Flur gelangt man in die ergonomisch ausgezeichnet gestaltete Küche. Von dieser geht es direkt in den Dusch- und Toilettenbereich, von wo ein kurzer Aufgang in das ganz im Safari-Look gehaltene obere Schlafzimmer führt. Aus der Küche fällt das Auge auf den Balkon, der einen, spektakulären Ausblick bieten kann. Innerhalb weniger Tage genossen wir das Panorama des bayrischen Voralpenlandes mit Blick vom Obersalzberg, auf den Königsee, das Kloster Andechs und das Städtchen Starnberg.

Königsee im Berchtesgadener Land

Königsee im Berchtesgadener Land

Geht man den kurzen Flur zurück, befindet sich linker Hand das zweite, untere Schlafzimmer, dem die vorzügliche Innenarchitektin einen Himmel spendiert hat. Durch eine Seitentür betritt man die äußerst variable und raffiniert gestaltete Terrasse, die durch eine mobile Überdachkonstruktion sowohl vor greller Sonne, als auch vor Unwetter jeglicher Art geschützt ist. Das ganz vorne angesiedelte Cockpit lässt sich durch zwei Zugänge von Außen und durch einen dritten aus dem Wohnbereich betreten. Von der linksseitigen Steuer- und Schaltzentrale lässt sich die komplette Mechanik, Elektrik, Elektronik und Außenkommunikation steuern. Unterstützt wird der Pilot von zwei sehr zuvorkommenden Assistentinnen und einer ganzen Anzahl Assistenzsystemen.

Insgesamt zeichnet sich das Mobil durch eine bis ins Kleinste durchkonstruierte Innengestaltung aus, dessen I-Tüpfelchen die kurzen Wege darstellen.

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Den meisten Platz nimmt der „Drogenkoffer“ ein …

… wird schon hier und da gewitzelt. Tatsächlich reist in unserem Alter bei einer so langen Reise ein gehöriger Vorrat an Pillen und Hilfsmitteln mit, der seinen Platz einfordert. Der Stauraum im Reisemobil ist mehr als knapp bemessen und die klimatischen Anforderungen eher abwechselungsreich. Da kommt auch die kleinste Kleinigkeit, die man gern mitnehmen möchte, auf den Notwendigkeitsprüfstand. Der Trost, was fehlt, kann man ja unterwegs noch kaufen, ist auch nur bedingt ein Trost, denn es ist schon blöd, wenn man unterwegs etwas kaufen muss, was man schon in zweifacher Ausfertigung zuhause hat.

Morgen geht’s also los. Wir werden uns auf den Weg nach Tübingen zu Iris und Wieland machen. Mit knapp unter 700 Kilometern die hoffentlich längste Etappe unserer Reise.

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Jetzt wird’s langsam ernst

Wir haben mit der Planung begonnen. Ergebnis: Klar ist, wo wir nicht hin wollen! Aber eins ist sicher: Die Fähre von Genua nach Palermo ist schon mal verbindlich gebucht. Der Anfang wäre also gemacht. Ich vermute mal, dass wir uns – abgesehen von den bereits erwähnten Stationen – eher von Sonne, Wind, Wolken, Eingebungen, Tipps, Stimmungen und dergleichen mehr leiten lassen werden. Ich muss gestehen, das gefällt mir.

Wir freuen uns über Blogbeiträge, Anregungen, Tipps und Grüße. Wer es gern etwas privater mag, kann uns auch eine Mail schreiben.

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Auf und davon …

… bald geht’s los! Dem Frühling entgegen von Sizilien nach Schottland.

Auf Fritz Kraut und seine Begleiter warten:

Schwarzwald, Genua, Sizilien, San Marino, Venedig, Bern, Paris, Devonshire, Wales, Lake District, Glasgow, Brüssel und viele andere Orte.

Wer ist Fritz Kraut? Fritz Kraut haben wir, Werner und Louis, das Reisemobil genannt, mit dem wir in den nächsten Monaten unterwegs sein werden. Der Name ergibt sich aus den englischsprachigen Nicknames für Deutsche.

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