This is your Captain speaking

Ja, sowas gibt’s auch noch: Wir finden uns, wie gewünscht, mehr als zwei Stunden vor Abflug am Flughafen Tegel ein. Dafür sind wir um Viertel nach vier am Morgen aufgestanden. Weder an der Gepäckaufgabe noch beim Sicherheitscheck müssen wir warten. Wir bekommen sogar noch mit, wie die noch fehlenden Passagiere für den früheren Flug nach Brüssel gesucht werden. Müde wie wir sind, verbringen wir unnötigerweise zwei elendig lange Stunden des Wartens in dem engen Bereich hinter der Sicherheitsschleuse.

Als wir endlich im richtigen Flieger sitzen, unterrichtet der Captain uns nach einer ganzen Weile, dass wenige Minuten Verzögerung wegen einer geringfügigen technischen Inspektion zu erwarten sind. Wir nutzen die Zeit, um der Chef-Stewardess gemütlichere Plätze als in unserer engen Dreierreihe abzuschwatzen.

Nach einer weiteren halben Stunde meldet sich erneut der Captain. Es werden nun doch ein paar Minuten mehr, die Inspektion zieht sich halt hin. Aber alles kein Anlass zur Sorge. Mmmhh, unsere Umsteigezeit in Brüssel hat sich inzwischen drastisch von 45 auf 0 Minuten reduziert. Na ja, ist ja dieselbe Airline, vielleicht warten sie ja auf uns.

Wir lehnen uns gemütlich in unseren erbeuteten bequemen Sitzen zurück und harren der Dinge, die da kommen werden.

Dann zum dritten Mal: „This is your Captain speaking.“ Das Problem ist wohl doch etwas ernsthafterer Natur. Unser Flieger wird an den Rand des Flughafens gezogen, weil seine derzeitige Position für den nächsten geräumt werden muss. Und dann kommt’s: Wir erhalten eine Sicherheitseinweisung. Mit allem Drum und Dran. Sauerstoffzufuhr, Schwimmweste, Notausgänge. Ja, es ist nicht ungefährlich, wenn so ein Flugzeug auf einem Flughafen woanders hingezogen wird. Wofür wir allerdings die für die Strecke von vielleicht 500 Meter über Asphalt bei schönstem Sonnenschein Schwimmwesten benötigen könnten, zumal nirgendwo auch nur die kleinste Pfütze zu sehen ist, bleibt der Weisheit der Sicherheitsfanatiker vorbehalten. Es muss ja auch nicht immer jeder alles verstehen. Das Gelächter der Passagiere ob dieser Einlage ist jedenfalls schallend.

Am Zielort Abstellgleis, äh –platz, angekommen, werden nach einer Weile die Namen derjenigen Passagiere verlesen, die den Flieger nun, warum auch immer, verlassen müssen. Darunter auch zwei Namen, die entfernt wie die unsrigen klingen. Beate hat man bei dieser Gelegenheit kurzerhand einer Geschlechtsumwandlung unterzogen und mit „Herr“ angesprochen.

Wie sich später herausstellte, mussten die Passagiere Richtung Afrika aussteigen. Im Terminal bekommen wir überraschend schnell unsere Koffer und dann beginnt das Rätselraten. Wir klappern die Info-Schalter im Flughafengebäude ab und schon am  dritten kann man uns weiterhelfen. Wir wurden ohne Nachfrage von Brussels Airlines umgebucht auf TAP und statt über Brüssel fliegen wir jetzt über Lissabon. Weitere zweieinhalb Stunden des Wartens in Tegel. Dann geht’s für dreieinhalb Stunden ab in die Holzklasse. In Lissabon dann sechs Stunden Aufenthalt. Und wieder engste Holzklasse. Diesmal sind’s viereinviertel Stunden. Ohne Stützstrümpfe. Statt um 16:15 Uhr kommen wir am nächsten Morgen um halb zwei mit neunstündiger Verspätung in Banjul an. Wegen der Zeitverschiebung sind es tatsächlich 10 Stunden. Wenn einer eine Reise tut …

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