Nach dieser wunderbaren Nacht machen wir uns wohlgemut an unsere nächste Etappe. Ziel: Montpellier.
Und siehe da: Montpellier empfängt uns mit azurblauem Himmel und 13°. „Angekommen“, ist unser erstes Gefühl. Nichtahnend, was noch alles auf uns zukommt.
Der als ganzjährig geöffnet und mit diversen Angeboten (Laden, Restaurant, Wasser, Strom, Entsorgung etc.) gepriesene Campingplatz ist ein ziemlich runtergekommener und zu dieser Jahreszeit ziemlich verlassener Ort für Dauercamper, der für Spontis wie uns erst gar nicht geöffnet ist.
Nächste Station: Narbonne. 90 Kilometer. Das Weiterfahren erhält einen gewissen Nervenkitzel durch unglaublich starke Seitenwinde, die nicht nur unser Womo und die LKW gelegentlich unverhofft auf die linke Nachbarspur tanzen lassen. Spannend. Anstrengend. Ermüdend.
Nichts Gutes ahnend, fahren wir am späten Nachmittag erst einmal einen Rastplatz an, um unseren Hunger zu stillen. Seit dem mickrigen Frühstück haben unsere Mägen ja nichts mehr zu tun bekommen. Leute, wir warnen Euch: Solltet Ihr jemals nach Frankreich fahren und ein Buffalo-Restaurant sehen: gebt Gas! Fahrt bloß schnell weiter. Nicht mal hingucken. Einfach nur schnell weiter. Einen so schlechten aber teuren Fraß bekommt man nicht einmal an der schlimmsten Frittenbude. Das war ein echter Härtetest für unsere Mägen.
Der Stellplatz in Narbonne wurde offensichtlich schon vor Jahren aufgegeben. Das Tor ist geschlossen. Das Wildkraut sprießt in Ruhe vor sich hin und ein abgemeldetes – oder vergessenes – Womo rostet entspannt hinüber ins Nirvana. Der Campingplatz in Narbonne-Plage ist umgezogen und am neuen Ort noch nicht wieder eröffnet.
Also weiter. Wir irren umher, fahren vom Navi geleitet im Kreis von einem geschlossenen Camping zum anderen. Und das bei diesem Scheiß-Sturm! Schließlich finden wir irgendwo im Nirgendwo einen Stellplatz. Hoffnung keimt auf. Und wird gleich wieder erstickt. Die Zufahrt regelt ein Automat. Wie wir das hassen!! Aber gut, irgendwo müssen wir ja übernachten – und zwar möglichst mit Stromanschluss. Aber diesem Scheiß-Automaten sind die erforderlichen Mitgliedskarten ausgegangen, ohne die gar nichts läuft. Na, prima!
Wir haben die Faxen dicke. Es ist so dunkel, dass man die Hand vor Augen kaum sieht. Und für die Milchstraßen am Himmel haben wir gerade so gar keinen Blick. Wir suchen uns vor der Einfahrt ein Plätzchen, an dem uns kein Baum auf’s Haupt stürzen kann, trinken vor Hunger zwei Gläschen Wein und begeben uns in die Betten. Schantalle wird zum ersten Mal in ihrem Leben an meiner Seite an den Wechselrichter angeschlossen, weil wir ja keinen 230 V-Anschluss haben. Als nach drei Stunden der leichte Rausch nachlässt, ist auch Schluss mit Schlafen. Unser Wohnmobil wird durch den Sturm so geschüttelt, das an Schlaf kaum zu denken ist. Und auch beim Pinkeln in der Nacht verlangt er den alten Herren so manche gewagte Turnübung ab. Es ist ein bisschen wie mit den Hurtigruten an der nordnorwegischen Küste bei rauer See im Winter. Immerhin funktioniert unsere Standheizung. Und der Sternenhimmel, den ich durch mein Dachfenster sehe, passt auch zu den Hurtigruten.
Notabene: Schantalle und ihr Wechselrichter verstehen sich prima und geben alles, um mir eine angenehme Nacht zu bereiten.
Ihr Lieben,
beinahe hätte ich vergessen, dass ihr schon längst unterwegs seid, in Sprollenhaus und anderswo. Aber jetzt, kurz vor Schlafenszeit, habe ich es ja doch noch gemerkt und gleich einen Kommentar, besser eine Frage: ich kenne Ausrichter, Friedensrichter, Gleichrichter, Einrichter, Verfassungsrichter – ist Wechselrichter so etwas ähnliches wie Scharfrichter? Na egal, Hauptsache, die zwei verstehen sich. Mir liegt noch mehr auf der Zunge, aber, wie gesagt, Zeit zu schlafen, ich wünsche euch, dass es euch auch gelingt!
Seid gegrüßt, bis morgen!