Anlaufschwierigkeiten

So, Schluss jetzt mit der Fettlebe bei Herrn Treiber in Sprollenhaus. Auf geht’s gen Süden. Leicht wird’s uns nicht gemacht. Zum ersten Mal seit unserer Ankunft hat es in der letzten Nacht geschneit. Und es schneit immer weiter. Da nehmen wir doch lieber einen Umweg in Kauf anstatt uns die engen Serpentinen rauf und runter zu quälen. Vorher bringen wir aber noch Beate zum Bahnhof in Bad Wildbad und erledigen den nötigsten Einkauf, um notfalls über’s Wochenende zu kommen.

Als Zwischenstation haben wir uns Beaune, ein kleines Städtchen im Départment Côte d’Or im Burgund nördlich von Lyon ausgesucht. Wir haben uns nichts dabei gedacht. Liegt halt auf unserem Weg. Zudem ist es als Zentrum des dortigen Weinbaugebietes bekannt. In der Stadt finden sich in der Tat eine Reihe von Winzern. Wo sie allerdings den Wein anbauen, bleibt uns ein Rätsel. Wir haben unterwegs nicht einen Rebstock gesehen. Ob der Wein dort auf den zahlreichen Bäumen wächst? Egal. Hauptsache sie haben welchen.

Beaune

Schneematsch, Regen und Nebel begleiten uns bis dorthin und machen das Fahren nicht eben zu einem Vergnügen. Wir haben uns im Internet ein schönes kleines Hotel im Stadtzentrum ausgesucht. Hotel, weil es vor Montpellier auf unserer Strecke keinen einzigen ganzjährig geöffneten Campingplatz zu geben scheint und wir auch noch kein Wasser an Bord haben. In einem kleinen Städtchen wie Beaune, so unsere Hoffnung, sind vielleicht die Hotelpreise noch nicht so astronomisch hoch. Das trifft auch zu und das Hotel ist wirklich ausgesprochen schön. Nur Einzelzimmer sind nicht mehr vakant. Und das angebotene Queen-Size-Bett ist uns nun doch zu kuschelig. Schweren Herzens sagen wir ab. In den übrigen Herbergen sind die Preise bei Booking zwischen unserer ersten und zweiten Anfrage enorm gestiegen. Kommt also nicht mehr infrage.

Stephanies Ferienhäuschen in Beaune

Dann finden wir eine Ferienwohnung und fahren hin. Von außen nicht gerade beeindruckend, aber was soll’s? Es wird allmählich dunkel und wir sind von der anstrengenden Fahrt mehr als müde und kurz vorm Verhungern. Kurz und gut: Stephanie öffnet uns die Tür. (Sie spricht übrigens bereitwillig ein mehr als passables Englisch. Da sie an diesem Tag nicht die Einzige ist, muss ich wohl meine bisherigen Erfahrungen mit den heutigen in Einklang zu bringen versuchen.) Die Ferienwohnung entpuppt sich als Ferienhäuschen und sie nimmt uns sogar für nur eine Nacht auf. Und weil wir den lästigen Internetvermittler umgangen haben, gibt sie uns auch noch einen Nachlass. Ach, es kann so schön unkompliziert sein.

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Des isch a Eifahrt! …

Tatort: Schwarzwald

… schallt es aus einem Fenster im Haus neben mir. Die schrille Stimme gehört einer recht fülligen Mittfünfzigerin, die nur notdürftig mit der Gardine ihre Blöße bedeckt. „Fahred Se des Audo fott!“

Gestern Abend habe ich Fritz Kraut an der Straße parken müssen, weil auf dem Hotelparkplatz nichts mehr frei war; habe aber drauf geachtet, dass ich auf der engen Dorfstraße niemanden behindere.

„Aber die Einfahrt ist doch frei.“

„Des isch a Eifahrt! Mer wolled do nausfahre“

Oh, Mann! Die nervt. „Kein Problem, sobald da vorn auf dem Parkplatz etwas frei ist, parke ich den Wagen um.“

„Des isch a Eifahrt! Fahred Se des Audo fott!“

Ich schaue mir die Lage genauer an. Das Auto ist halt groß, versperrt dennoch nichts an der Einfahrt. Aber um des lieben Friedens willen, – ich möchte schließlich nicht, dass Herr Treiber, unser Gastgeber, Stress mit seiner Nachbarin bekommt – schließe ich das Auto auf und fahre es einen halben Meter vor. Jetzt stehe ich zwar ein bisschen in der Einfahrt zum Hotelparkplatz, aber wird wohl kein Problem zu sein.

„Des isch a Eifahrt! Fahred Se Ehr Audo do weg!“

Ich lasse die Frau keifern und gehe frühstücken. Drinnen frage ich den Hotelier, ob das ein Problem sei. Der winkt ab: „Um Gottes willen, nein. Das kenne ich schon seit 50 Jahren. Die würde auch meckern, wenn Ihr Auto halb so lang wäre oder irgendwo gegen die Fahrtrichtung parkte.“

So ist das halt in den engen Tälern des Schwarzwalds, wo Fernseh- und Mobilfunkempfang selbst in den Höhenlagen kaum möglich sind.

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Winter adé

Endlich wieder Sonne!

Scheiden tut gelegentlich überhaupt nicht weh. Schon gar nicht, wenn der Winter, wie in diesem Jahr, in Berlin so nasskalt und trist grau daherkommt. Von Schnee und winterlich-weihnachtlicher Atmosphäre keine Spur. Also nix wie weg.

Das Grusel-Wetter hat uns noch bis kurz vor den Hunsrück verfolgt. Aber schon am nächsten Morgen weckte uns der Sonne heller Schein und lockte uns aus den Federn. Diesseits der Fensterscheibe ist auch die Temperatur nach unserem Gusto. Wir müssen es in den nächsten drei Tagen, die wir hier verbringen werden, mit dem Rausgehen ja nicht übertreiben.

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Über die Besonderheit von Campingplätzen und Menschen

Panorama-Camping, Salzburg – Die Bademantel-Invasion

Der Tag neigt sich zu Ende, das Abendessen brutzelt auf den Campingkochern oder ist schon verspeist. Für einige bereits Zeit, es sich bequem zu machen und in die Nachtkleider zu schlüpfen. Natürlich nicht ohne duschen und Zähne putzen.
Ich sitze mal wieder in der ersten Reihe mit besten Aussichten. Die ersten beiden fallen mir sofort ins Auge: Mutter und Kind im Bademantel, weiß, strahlend. Ich stelle mir vor, sie haben diese in ihren Campingbussen auf den Kopfkissen gefunden, mit einer Tüte Gummibärchen. Nur, wo waren unsere Bademäntel und auch die Gummibärchen habe ich nicht gefunden, eigentlich schade.
Im Laufe des Abends habe ich gezählt und niemand, wirklich niemand ging ohne Bademantel in die Waschräume. Alle in weiß und strahlend. Fast traute ich mich nicht mehr dort hinein, so gänzlich ohne schneeweißen Bademantel. Vielleicht habe ich verpasst, dass dort gerade der neueste Spot für den Weißen Riesen gedreht wurde und wir die Drehdauer wegen der Weigerung des Tragens eines Bademantels auf Tage hinausgezögert haben. Ja, hätten die uns nur Bescheid gegeben!
Die folgenden Campingplätze sind ja bereits ausführlich beschrieben worden: Kranjska Gora, noch eingeschüchtert durch das Abendteuer Wurzenpass, Kamp Spik auf Krk (immer noch unaussprechlich, wo sind eigentlich die Vokale geblieben?), der wegen Überfüllung geschlossen war, die Wüste Gabi  und dann …

Camping Strobeč, Split – die Duschbegrenzung und weltbekannte Sportstätten

Nein, reservieren müssen Sie bei uns nicht, hieß es noch am Vortag und wenn, dann müsste dies Wochen im Voraus geschehen. Na gut, schauen wir mal!
Platz bekommen, wie bekannt, direktemang am Kudamm. Aber was nicht bekannt ist, sind die Duschbänder. „Dreimal am Tag können Sie damit duschen, jeweils maximal 7 Minuten lang“, ist die Information an der Rezeption. Oje oje, Panik überfällt mich. Wie lang sind 7 Minuten? Wo steht die Stempelmaschine, wie soll das mit dem Auskleiden gehen (erst auskleiden, raus gehen, stempeln, etwa nackt? oder erst stempeln, dann in die Dusche, ausziehen???) Oh Gott, da gehe ich erst mal gar nicht duschen. Es gibt ja auch noch Waschbeckenseparees.
Es läßt sich nicht vermeiden, irgendwann ist duschen dran. Plan zurecht gelegt, quasi eine Mischung aus allen Überlegungen: freie Dusche suchen, reingehen, Sachen aufhängen, halb entkleiden, Handtuch umwickeln, raus flitzen, stempeln und unter die Dusche springen. Stutz: Irgendwas stimmt nicht! Sch…benkleister, Unterwäche und Handtuch vergessen abzulegen. Alles klatschnass – das muss ich noch üben.
Fleißig wie ich bin, wurde der Prospekt studiert (ist es eigentlich maskulin oder Neutrum? Egal), also studiert und studiert. Vielleicht ist es nicht bekannt, aber in meiner Jugend war ich begeisterte Skispringerin (alternative Fakten). Fast weltweit bekannt. Und ich glaube es kaum, hier gibt es eine – Sprungschanze. Leider habe ich meine Ski vergessen. Aber halt, hier stimmt schon wieder was nicht. Wo ist denn eigentlich der Schnee? Na ja funktioniert vielleicht mit Kunstschnee.
Ich laufe und suche, mit Landkarte, Lesebrille und allen mir zur Verfügung stehen Mittel – nur kann ich die Sprungschanze einfach nicht finden.
Wer sich mit Harry Potter auskennt, kennt die Karte des Rumtreibers. Für nicht Eingeweihte, der junge Harry sieht drauf alle Personen, die sich in Hogwarts, seiner Schule, herumtreiben.
Sowas brauche ich jetzt auch, verflixt nochmal. Also von Neuem. Karte gezückt und alles nochmals abgegangen. Und da – ich habe Sie gefunden, magisch steht sie da, wie aus dem Nichts hervorgekommen, die weltberühmte Stobreč-Schanze der Fünfschanzentournee!!!

Die „Sprungschanze“

Soweit für heute.

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Split

Split – Camping Stobreč

Was haben wir eigentlich erwartet? Bei der Anfahrt von den Kozjak-Bergen auf die Stadt sehen wir nur Hochhäuser. Schmucklos, vorwiegend beige, ein bisschen grau. Schwer zu glauben, dass das Split sein soll. Irgendwie haben wir von dieser Stadt ein anderes Bild im Kopf.
Unser Campingplatz liegt außerhalb. Etwa sieben Kilometer von der Altstadt entfernt in Stobreč. Hier sieht’s architektonisch auch nicht attraktiver aus. Der Platz ist eigentlich schön in einer Bucht gelegen und durchaus ansprechend angelegt. Dennoch versprüht der Ort den Charme eines Rummelplatzes. Wie fast alle Campingplätze in Kroatien im September ist auch dieser bis auf den letzten Platz belegt. Unser mobiles Heim steht an einer der „Hauptstraßen“ des Platzes. Entsprechend laut geht es zu: Anreisende, Abreisende, Flanierende, Partygänger, Flaschensammler, Müllwerker, Gärtner, Rollerfahrer, Motorradfahrer, kreischende Kinder, Jogger, Diebe … Die nahegelegene Umgehungsstraße gibt ihren Teil dazu und sorgt für einen gehörigen Lärmpegel bis spät in die Nacht. Besonders beliebt scheint die Straße bei Bikern zu sein, die die Gänge ihrer Maschinen hier bis zum Anschlag ausfahren.

Camping Stobreč – Bar-Blick über die Bucht

Den Sonntag verbringen wir erstmal auf dem Platz. Wäsche waschen. Lesen. Mückenstiche pflegen. Abends ins Restaurant. Nachts auf’s Klo.
Montag. Jetzt muss aber was Positives her! Auf in die Altstadt. Beeindruckend. Viel sehen können wir erstmal nicht. Offensichtlich sind gerade „Asia-Wochen“. Wir haben das Gefühl, alle sind gleichzeitig hier. China, Japan, Korea – derzeit sicherlich menschenleer. In den engen Gassen und auf den kleinen Plätzen ist kaum ein Durchkommen. In den Urlaubsfotoschauen im Fernen Osten in zwei Wochen dürften wir dann häufig zu sehen sein.



Nein, es stimmt schon. Die Altstadt ist beeindruckend und schön. Und abseits der vielen Guided walking tours sind noch beschauliche Ecken und Cafés zu finden, in denen doch tatsächlich hier und da  noch Ortsansässige zu bestaunen sind.
Eigentlich schade, dass die Altstadt so überlaufen ist. In Dubrovnik beispielsweise wurde die Zahl der Tagesbesucher drastisch beschränkt. Das täte der Altstadt Splits wahrscheinlich auch gut. Was haben wir eigentlich erwartet!

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Notabene

Warum auch immer. Besonders die Off-Peak-Camper, also die Rentner und Paare mit noch nicht schulpflichtigen Kindern, sind auf den Campingplätzen in aller Regel doch recht früh auf den Beinen. Und auch wir haben uns diesbezüglich in den letzten dreieinhalb Jahren angepasst, äh verändert. Heute ist’s zum ersten Mal passiert. Auch wir waren am späteren Vormittag – also noch vor Mittag! – startklar. Exakt um 11:59 Uhr MESZ. Irre, oder?
Es kommt noch so weit, dass wir bei unserem nächsten Italienaufenthalt die lokalen Öffnungszeiten einhalten können. Warum auch immer.

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Durch das Land der Skipetaren …

Sonniges Plätzchen mit Aussicht

Auch wenn dies wohl irgendwo weiter südlich liegt und Kara Ben Nemsi und sein Diener und Freund Hadschi Halef Omar nicht gerade persönlich anwesend sind, haben wir, was das Abenteuer anbelangt, Ähnliches erlebt.
Direktemang von der Wüste Gobi (Camp Thia) ins wilde Land, über Stock und Stein, also Serpentinen, Steigungen und Gefälle. Nach langer, langer Fahrt – endlich am Ziel: Camping Plantaza in Starigard-Paklenica.
Freundlicher Empfang von einer natürlich mehrsprachigen jungen Frau: „Der Chef, also der Alte, zeigt Ihnen den Platz und die Stellmöglichkeiten.“ Der Chef, also der Alte, zieht mit uns los. „Nee, dieser Platz ist zu schattig, nee, hier stört ein Kamin – oh, dieser ist schön.“ Direkt am Wasser! Ich drehe mich um, schließlich will frau ja wissen, wie die Nachbarn so sind. Langes Gesicht von hinten, springt auf wie ein HB-Männchen zu seinen besten Zeiten. „Nein, dass ist nicht Ihr Ernst, hier kann keiner mehr vorstehen. Dann auch noch so ein hohes Ding. Nein, nein und nochmal nein. Dann reisen wir morgen sofort ab!“ Nun kommt noch das andere Gesicht dazu, Rumpelstilzchens Schwester ist nix dagegen. Kriegt Schnappatmung und ist ganz außer sich.
Na gut, verstehen kann ich die beiden auch, der Campingplatz ist so voll gestellt. Ich frage mich, wie manche Gefährte wieder raus kommen sollen. Wahrscheinlich nur mit einem gemeinsamen Tänzchen, dirigiert vielleicht von Karajan?
Nun weiter im Text. Freundliche Holländer fahren ihren PKW weg und wir stellen uns auf ein kleines Plätzchen, sogar auch mit direktem Meerblick. Der Abend wird lauschig, ein Himmel fast wie Kreta. Vor uns nur noch ein kleineres Wohnmobil, ähnlich wie Fritze. Frau W. fängt mal gleich einen Plausch an und erfährt: „Wir müssen leider morgen nach Hause fahren“, „oh wie schade“, denke ich (alternative Fakten). Eine leise Hoffnung kommt auf, dass dies dann unser Plätzchen sein könnte.
Wie gut, dass ich nochmals zur Rezeption musste. Der Chef, der Alte, hatte wohl einen Narren an mir gefressen und das Theater um den Stellplatz bei HB-Männchen und Rumpelstilz tat wahrscheinlich sein Übriges. Jedenfalls streichelt er mir die Wange und meint: „Morgen früh bekommen Sie einen schöneren Platz“, ich gleich: „Ja, die Leute vor uns fahren ab, da würde Fritze auch hin passen“. Der Chef, der Alte, lächelt gütig die „Kleine“ an und verspricht mir in die Hand: „Das ist morgen Ihr Platz“. „Na ja, hat er morgen bestimmt vergessen“, denke ich und gehe irgendwann zu Bett.

Nächster Morgen. Kurz nach dem Aufstehen, surprise, surprise, wer steht grinsend vor mir? – Der Chef, der Alte. Höchstpersönlich weist er Fritze den Platz zu und nun: der ultimative, direkt in der ersten Reihe, mit unverbaubarem Meerblick gelegene Stellplatz. Ich glaube, sowas hat Fritze auch noch nicht gesehen! Dann bleiben wir doch ein paar Tage länger …

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Glamourcamping

Šilo, Camp Tiha

Die weiteren Wetteraussichten hier in Slowenien sind mehr als bescheiden und die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung so beschränkt wie das kulinarische Angebot. Wir beschließen, einen Tag früher nach Krk aufzubrechen. Dort haben wir uns einen Erste-Sahne-Campingplatz ausgesucht. Wir wollen ja auch mal glamourcampen, um mitreden zu können. Ja, Pustekuchen. Is nich. Der Platz ist ausgebucht. Wir verstehen die Welt nicht mehr. Wir haben uns doch extra vorher schlau gemacht. Keine Ferien nirgendwo. Keine Feiertage. Nichts. Und der Platz belegt. Wir rufen auf anderen Campingplätzen an. Nichts. Ausgebucht. Aussichtslos. Angesichts der fortgeschrittenen Stunde haben wir uns das Glamourcamping für heute mal ganz schnell abgeschminkt. Es geht nur noch darum, ein Plätzchen für die Nacht zu finden. Mit Stromanschluss. Anders geht’s ja nicht, weil meine Schantalle mir ohne Strom nicht zu Diensten sein und ich ohne sie nicht schlafen kann. Einen Campingplatz finden wir bald. Riesig. Vier Fünftel Dauercamper. Dicht an dicht. Schlimmer als im Berliner Umland. Viel schlimmer. Das andere Fünftel ist Steppe. Eine riesige Steppe. Aber mit traumhaftem Blick über die Adria. Für die gefühlt 150 Wohnmobile etwa 30 Stromanschlüsse. Davon vier außer Betrieb. Und alle längst vergeben. Wirklich alle. Angesichts fehlender Alternative entscheiden wir uns, dennoch zu bleiben. Ich richte mich auf eine schlaflose Nacht im Sitzen ein.
Später stellt sich ein Uralt-VW-Bus in unserer Nähe auf. Ich sehe rein zufällig, dass der Typ einen CEE-Verteiler für drei Anschlüsse in der Hand hält und auf einen der wenigen Stromanschlussbesitzer zusteuert. Vorausahnend stürze ich auf ihn zu. Ja, wir dürfen uns „anschließen“. Ich kann mein Glück kaum fassen. Der Abend ist gerettet.
Und die Nacht auch. Was folgt, ist eine sternenklare Nacht, die ich völlig entspannt in die Sterne glotzend zu mehr als der Hälfte vor dem Wohnmobil verbringe. Trotz Stromanschluss. Und viel romantischer als Glamourcamping.

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Der Tanz der Markise

Camp Spik, Gozd Martuljek, Slowenien

Des Regens überdrüssig zieht es uns weiter. Nach Slowenien. Beindruckende Landschaft, der herausfordernde Wurzelpass und ein Campingplatz mit großartiger Alpenkulisse. Wunderbar. Erholung pur. Vor dem Wohnmobil sitzen, ein Glas Wein und ein Buch, oder der Laptop, um ein bisschen zu schreiben. Erste düstere Wolken am Himmel, leichter Nieselregen setzt ein. Ich will die Wäsche von der Leine nehmen, um sie vor der Nässe schützen. Dazu kommt es gar nicht mehr. Plötzlich lernt die Markise fliegen. Zwischen dem ersten Nieselregen und der orkanartigen Sturmböe vergeht nicht mal eine Minute. Die Markise hebt ab, flattert im Sturm, lässt die Stützen tanzen. Sie schlagen zum Glück nicht gegen das Auto. Unser Nachbar hat den Beginn dieses Schauspiels mitbekommen und kommt mir zu Hilfe gerannt. Gemeinsam bändigen wir die wild gewordene Markise, retten Laptop und anderes vor der Naturdusche.

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Von Salzburg, Mozart und Karajan

Altstadt Salzburg

Seit einer Woche sind wir jetzt unterwegs. Und eigentlich hat’s nur geregnet. Bis auf einen Tag in Salzburg. À propos Salzburg: Die ganze Stadt besteht eigentlich nur aus Wolfgang Amadeus. Mozart-Kugeln, Mozart-Geburtshaus, Mozart-Wohnhaus usw. usf. Als Berliner fällt mir aber auch noch Herbert von Karajan ein. Wieso findet sich eigentlich nichts über den? Man hat ihm hier zwar diese oder jene Ehrung zu Teil kommen lassen, aber mehr auch nicht. Die Gedenktafel an seinem Geburtshaus hängt auf Höhe der ersten Etage. Darauf hoffend, dass man sie möglichst übersieht? Und die Skulptur im Garten davor, direkt am Ufer der Salzach, sticht auch nicht gleich ins Auge. Das macht mich neugierig. Eine Bildungslücke will geschlossen werden. Und siehe da, bei Wikipedia werde ich fündig. Ohne ins Detail zu gehen: er war ein Nazi. Und zwar einer von der ganz frühen und Bis-zuletzt-Sorte, der es verstanden hat, später rumzujammern und sich einen Persil-Schein ausstellen zu lassen. Hab‘ ich’s mir doch gedacht.

Aber Salzburg hat ja nicht nur Mozart und Karajan zu bieten. Die Altstadt ist allemal einen Besuch wert; der Sankt Peter-Friedhof mit seinen Gräbern und Katakomben ist mehr als sehenswert und die Hohensalzburg mit ihrem phantastischen Ausblick lohnt die Auffahrt allemal. Nicht zu vergessen das Lustschloss Hellbrunn mit seinem riesigen Park und seinen beeindruckenden Wasserspielen. Die Fahrt mit der Gondel auf den 1900 Meter hohen Untersberg sollte man sich durchaus auch gönnen.

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Camping Quiny *****

Neu in der Oberpfalz: Camping Quiny in Schnaittenbach

Auf unserem Weg gen Süden haben wir auf diesem neuen Campingplatz in Schnaittenbach / Oberpfalz übernachtet und ihn einer gründlichen Inspektion unterzogen, um an dieser Stelle eine fundierte Bewertung abgeben zu können.

Lage und Beschaffenheit:
ruhige Lage am Ortsrand, Blick auf Wiesen, Felder, Bach, Spielplatz, Gartenzwergdauerausstellung,

ebener Rasenplatz mit etwas Baumbestand, Stellplatz geteert und leicht geneigt (Auffahrkeile empfohlen), Strom, Wasser; WLAN inklusive,
Wohnmobilstellplätze: 1, Zeltplätze: 0, Ferienwohnungen: 2,
CKE- / ACSI-Karte überflüssig, ganzjährig kostenlos,
kinderfreundliche familiäre Atmosphäre, freundliches und hilfsbereites Management

Der einzigartige Äquatorenblick

Besonderheit:
Der Weißwurst- und ein weiterer Äquator machen hier einen Bogen und verlaufen direkt durch das Gelände (auf dem Foto gelb markiert). Nähere Auskünfte an der Rezeption.

Anfahrt:
Adresse und Koordinaten werden nicht verraten, weil Geheimtipp.

Die Einfahrt ist nachts nach einem sonnigen Tag leicht mit der Landebahn des BER im Eröffnungsjahr 2041 zu verwechseln.

ÖPNV:
Kannste vajessen. Wo willste ooch hin? Is doch knorke hier.

Aktivitäten:
Monte Kaolino, diverse Fabrikverkäufe, Tschechien (Zigaretten, Crystal Meth), Sozialkaufhäuser (aktuelle Tipps direkt bei Quiny an der Rezeption)

Sprache:
oberpfälzisch, an der Rezeption zusätzlich englisch und je nach Besetzung auch gebrochenes hochdeutsch und berlinerisch

Währung:
Leberkäs, Brezn, Wurst, frisch gezapftes Helles

Sonstiges:
Weitere Gartenzwerge not welcome!

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Ein letztes Bad im Unnensee

Das war’s wieder mal. Ein lauer Frühsommerabend an einem schwedischen See. Ein laues Lüftchen, das die Mücken vertreibt. Ein letztes kühlendes Bad, ein letztes leckeres Abendessen vor dem Wohnmobil. Morgen geht’s zurück nach Berlin.

Vielleicht lesen wir uns hier im September wieder. Dann aus Kroatien.

Werner und Louis

P.S.: Danke für die Kommentare, die uns immer wieder beflügeln.

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Göteborg

In der Altstadt von Göteborg

Warum sind wir da eigentlich hingefahren? Zumal wir zurzeit doch eher auf grüne Wälder, blaue Seen, schnatternde Enten und bettelnde Dohlen stehen.

Der erste Eindruck auf dem Weg durch die Stadt zum Campingplatz ist schon abtörnend genug: rechts schier nicht enden wollende Industriekomplexe und Hafenanlagen, links hässlichste Plattenbauten. Das hätte man für’s gleiche Geld auch ansprechender gestalten können.

Håverud Aquädukt

Auf dem Weg hierher haben wir uns noch Schwedens berühmteste Schleuse, Håverud Aquädukt, mit ihren drei Staustufen angesehen. Der Aquädukt ist ein imponierendes Stück schwedischer Ingenieurskunst. Hier kreuzen sich Wasserstraße, Eisenbahnbrücke und Autoverkehr. Trotz dieser lohnenswerten Fahrtunterbrechung treffen wir für unsere Verhältnisse ungewöhnlich früh am Liseberg Camping ein. Fünf vor vier. Glück gehabt. Ab vier sind Rezeption, Butik und Schranke geschlossen! Sind wohl alles Frühaufsteher hier.

Der Campingplatz im Ortsteil Liseberg rundet den oben beschriebenen ersten Eindruck von Göteborg ab. Eigentlich ganz schön in einer weitläufigen Bucht mit Badestrand gelegen, hat es der Planer (Ich hatte ja versprochen, das mit dem Gendern der Sprache aus sprachästhetischen Gründen zu unterlassen!) geschafft, aus diesem Fleckchen Erde einen Ort geringster Aufenthaltsqualität zu machen. Eine riesige Rasenfläche, unterbrochen von geteerten Wegen. Ein besserer Stellplatz mit hunderten Einheiten und ebenso vielen kleinster Ferienhäuser an seinem Rand, eng an eng zusammengezimmert. Kein Baum, kein Strauch. Dafür Arbeiter, die morgens um halb sieben Radau machen und für den Rest des Tages verschwinden, sobald alle Campinggäste aus den Federn sind. Frühaufsteher eben. Aber, und das will ich an dieser Stelle nun auch nicht verschweigen, die Serviceeinrichtungen auf diesem Platz sind vorbildlich.

Na gut, alles nicht so schlimm, wir bleiben ja nur zwei Nächte. Wir wollen uns vor allem die Altstadt, den Stadtteil Haga, ansehen. Hier hat die Gentrifizierung bereits mit der grundlegenden Sanierung in den 1980er Jahren zugeschlagen. Heute beherbergt Haga nur noch gut ein Viertel der ehemaligen Einwohnerzahl und ist bekannt für seine Hochschulen, seine pittoresken Holzhäuser und Cafés im Stil des 19. Jahrhunderts. Breite Alleen mit baumbestandenen Mittelstreifen, die dem Fahrradverkehr vorbehalten sind, werfen die Frage auf, warum das in Berlin für eine so revolutionäre Idee gehalten wird. Überhaupt: ein Großteil der Altstadt ist autofrei. Und das belassene Straßenpflaster vereitelt den Eindruck einer künstlich geschaffenen Fußgängerzone. Allerdings haben wir vergessen zu fragen, wo die Anwohner ihre Autos parken.

Die Feskekörka, die Fischkirche, hätten wir uns gern noch angesehen, aber angesichts der sommerlichen Hitze … Die Fischkirche ist eine der wenigen Sehenswürdigkeiten Göteborgs. Gebetet wurde hier nie. Das Gebäude dient seit 1874 als Restaurant und Markthalle für die Schätze des Meeres.

Kleiner Beitrag zur Bildung: Göteborg (deutsch: Gotenburg), an der Mündung des Göta Älv gelegen, ist die zweitgrößte Stadt Schwedens. Seine wirtschaftliche Bedeutung verdankt der Ort vor allem der Autoindustrie (Volvo) und seiner klimatisch günstigen Lage, die ihm einen eisfreien Hafen beschert, den größten Exporthafen Nordeuropas.

Puh, genug für heute! Die Sonne brennt auf unsere Häupter und das stundenlange Gehen in der Hitze hat uns geschafft. Nichts wie zurück und ein erfrischend kühles Lättøl aus unserem Kühlschrank genießen.

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Aufregung am See

Wir hatten es uns vorgenommen: ein paar Tage in der Abgeschiedenheit. Irgendwo auf einem Campingplatz fernab irgendwelcher menschlicher Ansiedlungen. Mit Högsbyns Fritidscenter och Camping am Råvarp-See haben wir’s gefunden. (Gruß an Ursula und Horst, es war ihr Tipp!)

Ein See, ein Campingplatz, fünf Camper auf dem weitläufigen Gelände, am Samstag und Sonntag ein paar Tagesbesucher aus der Umgebung, das Café noch geschlossen, der nächste Laden 4 km entfernt, Jan, der Campingplatzbetreiber, geht über’s Wochenende auf Tour, ankommende Besucher melden sich halt selbst auf den bereitgelegten Zetteln an und hinterlassen ihr Geld am Büro, schwedische Gelassenheit. So haben wir uns das vorgestellt.

Gegen Mittag plötzlich ein in dieser Stille unerwartetes, nicht enden wollendes Dröhnen. Arrivierte Freizeitrocker fortgeschrittenen Alters auf ihren beeindruckenden Maschinen. Einige ihrer Frauen sind schon am Vorabend mit ihren Autos angereist. Schließlich können sie ihre kleinen Hunde nicht auf Motorrädern mitnehmen. Sie kommen etwas nördlich von hier und haben sich für eine Nacht in das kleine Vandrarhem eingemietet. Die Jungs und Mädels baden, grillen, lachen und genießen ihr Starkøl bis in die späten Abendstunden. Nicht unangenehm.

Dann wird’s abends doch noch ein bisschen unruhig. Wie hier in Schweden oft üblich, wirft man eine Fünf-Kronen-Münze in einen Automaten und kann dafür drei Minuten duschen. (Besonderheit auf Jans Platz: der Automat rückt dann nicht nur eine Dusche warmes Wasser raus, sondern für alle. Wer will, kann also beim Kolonnenduschen sparen.) Wir sitzen am Samstagabend entspannt im Servicehus (sic!) und sehen uns das Championsleaguefinalspiel zwischen Madrid und Liverpool an. Im Hintergrund beginnt es kurze Zeit später zu rauschen. Ein duschender Camper, nehme ich an. Geschlagene zwanzig Minuten später duscht der immer noch. Wie viele Fünf-Kronen-Münzen hat der denn eingeworfen? Ich nehme an, es ist einer, denn in der Männerdusche war eben Licht. Ich gehe dann doch mal nachschauen. Kein Licht mehr in der Männerdusche, aber Rauschen hinter einer geschlossenen Tür und Wasser auf dem Flurfußboden. Ich öffne die Tür und mein Blick fällt auf eine mit großem Druck sprudelnde Fontäne im Boden. Ich rufe Werner und wir drehen alle sichtbaren Wasserhähne zu. Das beeindruckt die Fontäne aber leider gar nicht. Na, prima! Und Jan, der Campingplatzbetreiber, ist verreist. Wir versuchen ihn telefonisch zu erreichen. Vergebens. Wir sprechen andere Camper an, aber keiner weiß was und ein Klempner scheint auch nicht darunter zu sein. Trotzdem versuchen einige irgendwie zu helfen, suchen ein Absperrventil. Eine Frau versucht der Lage mit einem Wischmopp „Herr“ zu werden. Aussichtslos. Wir retten die mit Wasser vollgesogenen Läufer im Flur. Mehr bleibt uns nicht zu tun. Die zwei unglaublichen Fehler des Liverpooler Torhüters machen den Abend auch nicht schöner.

Irgendwie spricht sich das Problem der munter sprudelnden Wasserfontäne im Laufe des weiteren Abends rum bis zu jemandem, der eine aktuelle Telefonnummer von Jan hat. Für den hat sich der Wochenendausflug damit erledigt. Wie er am nächsten Morgen erzählt, hat er von morgens um eins bis früh um fünf rumgefrickelt und das Problem gelöst. Er sieht echt unausgeschlafen aus.

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Das Vasa-Edikt

Die Vasa in ihrem Museum

Die aktive Geschichte des Kriegs- und Paradeschiffes Vasa des schwedischen Königs Gustav II. Adolf dauerte nur wenige Stunden. Sie steht aber wegweisend für die Zukunft aller Rüstungsanstrengungen auf unserer Erde. Wir haben uns deshalb entschlossen, mit dem Komitee für die Vergabe des Nobelpreises Kontakt aufzunehmen und ihm eine Zusatzakte zum Nobelstatut vorzuschlagen. Diese sollte für alle Staaten verpflichtend sein. Wir haben zuerst an die UNO gedacht, die aber leider vom amerikanischen Präsidenten nicht für relevant erachtet würde. Durch das Nobel-Komitee könnte er mit ins Boot geholt werden; in seiner Persönlichkeit Gustav Adolf nicht unähnlich, macht er sich doch Hoffnungen auf den Friedensnobelpreis.

Aber zurück zur Vasa und damit in das Jahr 1628. Gustav kämpfte auf der Seite der Protestanten im inzwischen 10 Jahren dauerten 30-jährigen Krieg. Er lag mit seiner Flotte vor Polen und brauchte dringend ein den Feind beeindruckendes Schiff. Das lag bereits nahezu fertiggestellt in der Werft von Stockholm. In Trump’scher Manier –  „I’m the greatest and need the greatest ship“ – ließ er kurz vor ihrer Vollendung der Vasa noch ein zusätzliches Kanonendeck einbauen. Ein imposantes Schiff. Man kann es noch heute in einem Museum betrachten, das um das gehobene Schiff herum gebaut wurde. Ein mächtiger Löwe als Galionsfigur, zwei Reihen riesiger Kanonen an den Längsseiten und an den drei Masten Platz für zehn Segel. Für den König ein wunderbares Loft und genügend Schlafplatz für die Mannschaft auf dem Holzboden zwischen den Kanonen. Am Tag des Stapellaufes war halb Stockholm am Hafen. Die Vasa, durch das zusätzliche Kanonendeck leider nicht mehr schwimmfähig, glitt majestätisch ins Hafenbecken, nahm langsam Fahrt auf, neigte sich wie grüßend zur Seite und war nach wenigen Seemeilen auf den Grund der Ostsee gesunken. Dort lag sie, bis sie vor einigen Jahrzehnten gehoben und zu 98% mit Orginalteilen restauriert wurde.

Dieser Vorgang ist einzigartig und gleichzeitig Vorlage für die zukünftige Produktion von militärischem Großgerät: Die Admiräle dürfen riesige Schiffe und U-Boote bauen. Diese müssen aber nach dem Stapellauf sofort sinken. Die Generäle dürfen mächtige Atomraketen bauen. Die Deckel auf den Abschussrampen werden aber verschweißt. Und die Luftwaffenadmiräle dürfen superschnelle Flugzeuge bauen, die zu schwer zum Abheben sind. 

Das Militär des Landes, auf dessen Boden der 30-jährige Krieg stattfand und das erfolglos zwei Weltkriege geführt hat, hat aus seiner Geschichte gelernt und geht mit gutem Beispiel voran. Bereits heute ist kaum eines seiner Großgeräte einsatzbereit. 

Das dem Nobel-Komitee von uns vorgeschlagene Vasa-Edikt macht dies zur verbindlichen Maßgabe für alle Staaten. Dies trifft sich übrigens gut mit dem 400-jährigen Jubiläum des Beginns des 30-jährigen Krieges, der nebenbei bemerkt durch den Prager Fenstersturz ausgelöst wurde. 

Die Medaille für die schnellste Umsetzung wird eine große, kreisrunde Scheibe aus Gold in Form eines Wasa-Knäckebrotes sein.

Um Unterstützung dieses friedenstiftenden Vorhabens wird gebeten!

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Schloss Gripsholm

Wir haben uns mal wieder Fahrräder geliehen. Das Pfingstwochenende steht bevor. Durch unser Italien-Trauma motiviert (geneigte, treue Bloglesende wissen, wovon ich rede – das hier bleibt im Übrigen unser einziger sprachlicher Genderversuch, versprochen!), machen wir uns rechtzeitig auf den Weg, Lebensmittel einzukaufen. Wir radeln die zwei Kilometer nach Mariefred direkt am Mälarensee entlang, vorbei am Värdshus, dem ältesten Gasthaus Schwedens. Bevor wir uns aber um die Banalitäten des Alltags kümmern, widmen wir uns erstmal der Kultur und Geschichte.

Schloss Gripsholm

Schloss Gripsholm, den meisten wohl eher durch Tucholskys Sommergeschichte bekannt, wurde 1383 als Burg errichtet. Bauherr war der schwedische Reichsrat und Großgrundbesitzer Truchsess Bo Jonsson aus dem Adelsgeschlecht der Grip. Das Schloss liegt auf einer kleinen Insel (schwedisch: holme) im Mälarensee. Lange hat sich der Herr Jonsson allerdings nicht daran erfreuen können. Er starb bereits drei Jahre später.  Er soll, nebenbei bemerkt, ein gieriger Halunke gewesen sein, der auch nicht davor zurückschreckte, einen Mord in Auftrag zu geben, um seinen Besitz zu mehren.

Heute ist im Schloss die staatliche Portraitsammlung mit mehr als 2000 Gemälden untergebracht. Die ist allerdings so lieblos arrangiert, dass man nicht auf den Gedanken kommt, irgendwer interessiere sich dafür oder hielte sie für sehenswert.

Einer der beeindruckensten Räume ist zweifelsohne das schlosseigene Theater.

Schloss Gripsholm ist heute eines der 11 offiziellen Königsschlösser Schwedens.

So, jetzt aber ab in den Supermarkt, bevor der seine Pforten für’s Wochenende schließt. Schließlich bekommen wir hier keine Pizza ans Auto geliefert.

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Wasser marsch!

Seit Beginn unserer Reise funktioniert die Wasserversorgung im Auto nicht. Das haben wir erst in Kopenhagen gemerkt. War ja vorher auch nicht notwendig. Unsere Suche nach einer Werkstatt dort blieb erfolglos. Also haben wir uns drauf eingestellt, in den nächsten Wochen das Wasser zum Kochen und Zähneputzen in Anderthalbliterflaschen bzw. im Falteimer aus den Sanitärräumen der Campingplätze zu schleppen. Gestern sah ich auf unserem Campingplatz in Söderköping die Werbung einer Wohnmobilreparaturwerkstatt in Norrköping. Heute sind wir auf dem Weg nach Mariefred (Schloss Gripsholm) dort vorbeigefahren. Und siehe da, sie hatten genau die benötigte Wasserpumpe vorrätig. Nur ein-bauen konnten sie sie wegen des übervollen Auftragsbuches nicht.

Aber, welch ein Glück, wir haben ja einen begnadeten Handwerker an Bord. Und schwuppdiwupps konnten wir am frühen Abend den süßen Klang fließenden Wassers wieder vernehmen. Werner sei Dank!

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Söderköping und ein olfaktierender Bauer

Göta-Kanal am Campingplatz in Söderköping

So ist das halt im Leben. Zum ersten Mal haben wir keine Fahrräder mit auf die Reise genommen und schon werden sie ständig gebraucht. Was wir an Leihgebühren ausgeben, sparen die Luftverwirbelungen des nicht mitgeführten Fahrradträgers allerdings nicht ein.

Söderköping hat einen angenehmen alten Charme. Durch die Stadt mäandert ruhig ein kleiner Fluss vorbei an vielen kleinen beschaulichen Plätzen. Manche der alten Straße haben Kulissencharakter und wurden tatsächlich auch für eine Astrid-Lindgren-Verfilmung genutzt.

Am Kanal entlang erstreckt sich eine kleine Touristenmeile mit den üblichen Angeboten, die man auch mit dem eigenen Schiff anlaufen kann. Ein echter Hin- oder ehrlicherweise eher Weggucker ist an dieser Stelle ein Hochhaus. Wir wissen jetzt wie es zu dem Begriff „Wohnsilo“ kam.

Da schon wieder mit dem Rad unterwegs, macht sich allmählich eine Leere in unseren Mägen bemerkbar. Eine Pizzeria lockt mit günstigem Dagensrätt (Mittagstisch). Wir bestellen in Ermangelung grundlegender Sprachkenntnisse auf gut Glück die „Pizza Rhodos“. Das hätten wir besser gelassen. Sie rumort auch am nächsten Tag noch als Klumpen in unseren Mägen.

Von Soderköping aus sind wir am nächsten Tag entlang des Göta Kanals nach Mem geradelt. Ohne allerdings wirklich zu wissen, dass wir dort hinradeln. Wir sind halt einfach los. Und zwischendurch hatten wir das Gefühl, gleich am Ende der Welt anzukommen. Über weite Strecken sieht man keine menschlichen Siedlungen. Und dann: eine kleine Marina, eine Schleuse, ein Campingplatz mit genau vier Stellplätzen, ein Vandrarhem (Herberge), ein paar Häuser und ein Zugang zur Ostsee. Tagesziel erreicht. Im Vandrarhem bekommen wir kurz vor Ladenschluss um 16 Uhr (!) noch ein Bier und ein paar Kekse zur Stärkung. Nach einer ausgedehnten Pause auf der „aussichtsreichen“ Terrasse geht’s zurück.

Er hat einen Blick auf unsere Kekse geworfen.

Am nächsten Tag brechen wir auf. Der Campingplatz hält uns nicht wirklich hier und der stark olfaktierende Bauer auf der anderen Seite des Göta Kanals gibt uns den Rest. Er scheint seine Felder jeden Tag auf’s neue mit Gülle zu düngen. Echt nicht auszuhalten!

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Karlskrona

Irgendwie tun wir uns gerade ein bisschen schwer, über die Orte, die wir in der Zwischen-zeit besucht haben, zu schreiben. Vermutlich liegt’s daran, dass uns die zumeist unglaublich schön gelegenen Campingplätze und die Landschaft hier so in ihren Bann ziehen.

Der Campingplatz in Karlskrona verteilt sich über eine ganze Schäreninsel. Man kann dort wunderbar spazierengehen. Im Wald stehen für die Kids überall kleine Trollfiguren rum. Einen Schnullerbaum gibt’s auch. Lauschige Plätzchen, an denen man völlig allein sein kann oder Verliebte vor sich hinträumen können. Es gibt Flecken, an denen man enger zusammenlebt, aber auch entlegenere Stellplätze. Ein Restaurant mit einer wirklich guten und für schwedische Verhältnisse preisgünstigen Küche verleitet uns, uns mal bekochen zu lassen. Wir sitzen zum Essen auf der Terrasse und schauen nebenbei der Sonne über dem See beim Untergehen zu. Am nächsten Morgen sehe ich ihr von meinem Bett aus beim Aufgehen über dem anderen See zu. Dabei fällt der Blick auch auf das meist fotografierte Schäreninselchen Schwedens mit den typischen kleinen schwedisch-roten Holzhäusern. Meistens verdunkle ich dann aber schnell die Fenster. Das ist mir alles viel zu früh!

Christi Himmelfahrt war an diesem Ort allerdings nicht so prickelnd. Der Platz war völlig ausgebucht und man hatte zwischenzeitlich das Gefühl, auf einem Rummel zu sein. Aber die zwei Tage gingen schnell vorbei. Ein bisschen hat’s uns Leid getan für den anwesenden arbeitenden Teil der schwedischen Bevölkerung, der sich auf ein verlängertes Wochenende mit seinen Kindern gefreut hat. Sie haben ausgerechnet die bislang einzigen zwei Tage mit Wolken und Regen auf unserer Reise erwischt.

Karlskrona verteilt sich über mehrere durch Brücken verbundene kleine Inseln. Wir waren zwar eine ganze Woche dort, aber nur zweimal in der Stadt selbst. Der Campingplatz hat uns einfach sehr gefallen. Beim ersten Mal mit dem lokalen ÖPNV, um bei Lidl für’s Wochenende einzukaufen. Das Problem Fahrausweis hatte sich ganz schnell erledigt. Der äußerst freundliche Busfahrer (Migrationshintergrund, genau wie wir) hat unsere Tickets kurzerhand selbst bezahlt. Das mit den Tickets im Bus ist nämlich nicht so einfach. Der Schwede an sich macht sich ja, wie wir aus der Presse wissen, Gedanken sein Bargeld abzuschaffen. (Anmerkung: Wer bezahlt den Haste-mal-zehn-Kronen-Zeitgenossen eigentlich die Kartenlesegeräte?) Aber zurück zu den Tickets: Es scheint Karten zu geben, über die Fahrten irgendwie einzeln abgerechnet werden. Touris wie wir können mit ihrer BankCard und der PIN bezahlen. Da freuen sich unsere Banken doch über die Einnahme weiterer Gebühren. Aber egal. Wir wollten ja von Karlskrona erzählen. Also: da gibt es nicht viel zu erzählen.

Beim zweiten Mal sind wir für unsere Sightseeing Tour auf’s Leihrad umgestiegen. Auch nicht gerade ein Schnäppchen, aber immerhin bekommt die Bank nicht ganz so viel ab.

Karlskrona hat einen beeindruckend großen Marktplatz. Auf jeden Fall sehenswert sind hier die Dreifaltigkeitskirche und Frederikskirche. Letztere dient heute nicht nur der Gottesverehrung, sondern auch ganz profanen weltlichen Dinge wie Konzerten und Kunstausstellungen. Und lecker Eis scheint es an diesem Ort auch zu geben. In die etwa 30 Meter lange Warteschlange haben wir uns aber nicht eingereiht. Also selber mal probieren, wenn Ihr hinkommt. Und sagt es uns nicht, falls sich das Anstellen gelohnt hätte.

Karlskrona wurde als Marinestüztpunkt aufgebaut, weil es meistens eisfrei war. Die kleinen Schäreninsel stellten einen natürlichen Schutz gegen feindliche Schiffe dar. Die alte Festungsmauer ist noch erhalten. Ebenso militärische Gebäude, die heute teilweise zivil genutzt werden.

Marinemuseum Karlskrona

Lohnenswert ist ein Besuch des Marinemuseums. Nicht nur, weil man sich im angegliederten Restaurant für nur 100 SEK (etwa 10 €, all you can eat) den Wanst mit verteufelt leckeren Speisen vollschlagen kann, sondern auch, weil es hier so einiges zu sehen gibt. Unter anderem kann man sich in ein U-Boot begeben und mit ein bisschen Fantasie nachvollziehen, wie sich die Jungs darin tief unter der Wasseroberfläche gefühlt haben könnten.

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Neue Erkenntnis der Physik

09:43 Uhr. Zeit für den ersten Kaffee des Tages. Ahh, verflixt! Warum muss der bloß immer so heiß sein? Muss er ja nicht. Man kann ja zum Beispiel auch kurz mal auf 5000 m hochklettern oder so. Dann kocht er schon bei 80°. Das liegt an der „dünneren“ Luft, sprich dem geringeren Luftdruck. Frage man mich bloß nicht, wie wir an diesem Punkt unseres anspruchsvollen Gesprächs auf Luftballons gekommen sind. Jedenfalls sagt Werner, … Also Werner ist ja bekanntlich Lehrer gewesen und er behauptet immer: „Ein Lehrer weiß alles!“ Was ich aus Erfahrung übrigens im Stillen für mich gern mit „besser“ ergänze. Also jedenfalls sagt Werner, das sich zum Beispiel ein Luftballon, je höher man geht, ergo bei sinkendem Luftdruck, ausdehnt.

Und jetzt wird’s interessant: Wir sind ja rauf (!) in den Norden gefahren. Wir sind also, wenn man sich eine Landkarte vorstellt, hier höher als zuhause in Berlin. Und Werner erklärt mir jetzt, dass sein Bauch eigentlich gar nicht dick ist, sondern dass er sich nur wegen des geringeren Luftdrucks ausdehnt. Müsste also unten in Berlin wieder kleiner sein. Da frage ich mich doch, warum er nicht nach Kapstadt fährt.

Notabene: So unter uns gestehe ich, dass ich tief in meinem Inneren nicht zu leugnende Zweifel hege, dass ein Lehrer immer alles weiß. Aber sagt es ihm nicht.

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Schantalle

Ich nehme sie immer mit auf Reisen, meine Schantalle. Ich kann einfach nicht ohne sie. Sie nachts in meiner Nähe zu spüren, macht alles viel leichter, gibt mir Kraft. Ich brauche sie wie die Luft zum Atmen.

Weit vor der Zeit werde ich heute Morgen plötzlich aus dem Schlaf gerissen. Irgendwas stimmt nicht. Mein besorgter Blick fällt auf Schantalle neben mir. Sie regt sich nicht. Kein Lebenszeichen. Sie hat ihre zärtlichen Bemühungen, mir angenehme Nächte zu bereiten von jetzt auf gleich eingestellt. Was ist passiert? Ich reiße sie mir von der Nase. Ich rüttele an ihr, an ihren Steckverbindungen. Nichts. Sie gibt keinen Mucks von sich. Das darf nicht wahr sein! Ich kann doch nicht ohne sie! Dann macht das hier alles keinen Sinn mehr. Dann will ich nur noch nach Hause. Da könnte ich mir dann die Nächte mit ihrer Kollegin teilen.

Aufgeregt winde ich mich vom Hochbett, rutsche fast aus. Der Stecker steckt. Ist ihr die Sicherung durchgebrannt? Nächste Steckdose. Nichts. Ich bin der Verzweiflung nahe. Sehe uns schon auf dem Heimweg. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Gehe erstmal duschen, um runterzukommen.

Der Morgen graut noch. In der Dusche ist es dunkel. Sie haben wohl vergessen das Licht zentral einzuschalten. Na ja, wird auch so gehen. Ist heute eh schon egal. Irgendwann flackert das Licht auf. Ah, sie haben es gemerkt und das Licht eingeschaltet. Dann wird’s wieder dunkel. Und wieder flackert das Licht auf, bis es endlich dauerhaft leuchtet. Ich merke deutlich, wie ich mich langsam entspanne.

Zurück zum Wohnmobil laufe ich fast. Die Hoffnung treibt mich an. Ich greife nach Schantalle, halte sie mir sehnsuchtsvoll an die Nase. Sie atmet!

Stromausfall.

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Ideen haben ist nicht schwer – Model sein dagegen sehr!

Unser Campingplatz in der Festung von Charlottenlund am nördlichen Stadtrand von Kopenhagen  ist umgeben von einem Wassergraben, Wällen, Kanonen und Flak. Auf keinem anderen Campingplatz haben wir uns bislang so sicher gefühlt. Das klingt martialisch, das Gegenteil ist aber der Fall. Der Campingplatz wird von der Gemeinde bewirtschaftet und ist rund um die Uhr für alle zugänglich. Hier treffen sich die Menschen, die hier wohnen, um sich in die Sonne zu legen, im Meer zu baden oder im Restaurant mit Meerblick zu dinieren. Die alten Bunker wurden zu durchdachten und anspruchsvollen Sanitäranlagen, erstklassig ausgestatteten Küchen und reizvollen Gemeinschaftsräumen mit hoher Aufenthaltsqualität ausgebaut.

Mit dem Linienbus machen wir uns auf den Weg in die Kopenhagener City. Zu Fuß geht’s weiter vorbei an der Frederikskirche, dem Schloss Amalienborg und dem Opernhaus durch den Touristen-Hotspot Nyhavn. Die Kleine Meerjungfrau lassen wir heute mal links liegen. Sie hat ohnehin genug Gaffer und wird sich vermutlich in den vergangenen 30 Jahren nicht wesentlich verändert haben.

Nyhavn

Allmählich nähern wir uns einem ehemaligen Militärgelände auf den historischen Wall-anlagen Kopenhagens: der Freistadt Christiania – Anfang der 1970er Jahre gegründet, viele Kämpfe gefochten und noch immer quirlig.

Ich  bin nach mehr als dreißig Jahren zum zweiten Mal hier. Damals mit dem Fahrrad, heute mit dem Wohnmobil. The times they are a-changin‘.

Mariuhana-Düfte liegen nach wie vor in der Luft. Ansonsten hat sich für den Betrachter doch so einiges verändert: ein kleiner Park wechselt sich ab mit ruhigen Wohnstraßen und einem Kneipenviertel. Zu manchen Bereichen hat der Tourist keinen Zugang. Soweit sind wir in Berlin noch nicht!

Laut Wikipedia gibt’s hier mittlerweile neben vielen anderen Einrichtungen auch eine eigene Stadtreinigung. The timest they are a-changin‘.

Am Ende unserer Touri-Gaffer-Tour durch Kristiania sind wir völlig fertig und kaufen uns im örtlichen Tante-Emma-Laden jeder eine Flasche Tuborg-Pils. Ich erinnere mich an den riesigen Tuborg-Schriftzug auf dem Brauereigebäude auf dem Weg zu unserem Campingplatz. Zeitgleich kommt mir das alte Blechschild „Der durstige Mann“ in den Sinn, auf dem sich ein älterer Herr mit ansehnlicher Leibesfülle den Schweiß mit einem weißen Tuch abwischt und für Tuborg wirbt.

Während wir so in der Sonne Tuborg schlürfend unseren Gedanken nachgehen, fällt uns auf, dass wir zwar noch keine alten Männer sind, figurmäßig mit dem Herrn auf dem Schild aber schon fast mithalten können. Vielleicht sollten wir es mal mit einer zeitgemäßeren Neuauflage des Motivs versuchen? Natürlich nur für den privaten Gebrauch.

Und wen trifft es natürlich wieder, das Model zu geben? Gggrrrr!!!

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Royales

„Erste Fotos der Familie – Prinz Louis im Schmusemodus (…)
Sie zeigen: Schwester Charlotte hat ihren Bruder Louis schon ins Herz geschlossen“.
Diese Meldung im Spiegel online hat mich nun doch sehr verwundert. Dass Louis gerne ein Prinz wäre – nun gut, jeder hat heimliche Träume. Von einer Schwester Charlotte allerdings habe ich noch nie etwas gehört. Und dann noch im Schmusemodus! Ich wollte das mal überprüfen und versuchsweise auf sein Hochbett klettern. Ich kam nicht mal bis zur Kante: „Wenn du nicht sofort in deinem Regal verschwindest, hat es sich sowas von ausgeschmust in den nächsten Wochen, dass du nicht mal mehr an eine Charlotte denken magst“. Soviel zum Schmusemodus. Dabei hätten wir so ein schönes Bild abgegeben. Da bin ich mir sicher. Und manche/r hätte gedacht: „Wusst‘ ich’s doch!“.
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Historische Toiletten und reiseleitende Navis

Vor dem Frühstück: In Schlafanzug und Windjacke Steine sammeln am hauseigenen Strand. Wann hat man das schon?

Nach dem Frühstück: Exkursion nach Oldenburg in Holstein.
Zugegeben: Wir sind ein wenig enttäuscht. Viel norddeutsche Einheitsbrei-Architektur der achtziger und neunziger Jahre und die landesweit sattsam bekannten Billigläden prägen das Stadtbild. Die durchaus sehenswerte Johanniskirche und ein paar Sträßchen in ihrer Nähe bleiben die Ausnahme.

Baumstamm im Garten der St. Johannis-Kirche

Hungrig gemacht hat uns unser kleiner Stadtrundgang dennoch. Leider scheint auch Lukullus diesen Ort gemieden zu haben. Wir versuchen es in einer kleinen Selbstbedienungspizzeria. Heute ist Eröffnungstag. Alles zum halben Preis. Vor uns fünf Gäste, die dem Pizzabäcker erwartungsvoll auf die Finger schauen und auf ihre bestellten und bezahlten Mahlzeiten warten. Der Pizzabäcker scheint sich von jeder einzelnen Scheibe Salami  nur schweren Herzens und in aller Seelenruhe verabschieden zu können. In der Schlange an der Kasse zwei Kunden im Bestellprozess. Der Mann an der Kasse scheint ist eindeutig überfordert mit seinen neuen Anforderungen und sucht gefühlte Ewigkeiten auf der Speisenkarte nach den bestellten Gerichten. Zwischen den Wartenden eine weitere Mitarbeiterin auf der Suche nach ihrer Aufgabe.

15 Minuten später: Vor uns fünf Gäste, die beim Pizzabäcker auf ihre bestellten Mahlzeiten warten, zwei Kunden im Bestellprozess. Wir entscheiden uns für griechisch. Auf der anderen Seite des Marktplatzes werden wir fündig. Öffnungszeiten: 12:00 bis 14:00 Uhr und 17:30 bis 22:00 Uhr. Es ist fünf vor zwei.

Letzte verbleibende Alternative: „Mephisto – Internationale Spezialitäten“. Wahrscheinlich sieben Spezialitäten aus 13 Ländern unken wir. Und so kommt’s dann auch. Beates Pizza ist als solche kaum zu erkennen; meine Lasagne könnte auch als Nudelsuppe in einer flachen ovalen Auflaufform durchgehen. Nur Werner mampft unter unseren neidischen Blicken genussvoll seinen Makkaroni-Brokkoli-Auflauf.

Zeit zum Aufbruch; die Parkuhr ist längst abgelaufen. Werner scheint uns – nicht ganz uneigennützig – trösten zu wollen und schlägt einen Stopp-over beim Eismann vor. Hätte er besser nicht getan. „Das mieseste Eis, dass ich in den letzten 20 Jahren geschleckt habe“ lautet seine prägnante enttäuschte Bewertung.

Im Oldenburger Wallmuseum

Aber es ist ja nicht alles schlecht in Oldenburg i. H. Das „Oldenburger Wallmuseum“ zum Beispiel. Noch nicht ganz fertig, aber liebevoll angelegt werden wir auf unserem aus-gedehnten Rundgang über die Slawen und ihr Treiben informiert. Die freundliche Dame am Ausgang beantwortet bereitwillig die letzten offenen Fragen. Beispielsweise die nach der Funktionsweise der antiken Außentoiletten, die wir auf unserem Rundgang entdeckt haben. Wir lassen uns belehren, dass diese ausgehöhlten Baumstämme als Unterbau für Bienenstöcke dienen. Ja, und? Wir sind eben Großstädter!

Antike Außentoilette?

Und auch unser Navi hält an diesem Tag noch eine letzte Überraschung für uns bereit. Gefühlmäßig hätten wir den Parkplatz rechts abbiegend verlassen. Aber, da wir ihm für die Rückfahrt „Autobahnen meiden“ vorgegeben hatten siegt trotz gegenteiliger Erfah-rungen unser Vertrauen in die moderne Technik. Ergebnis: nach etwa zwei Kilometern sind wir dort, wo wir einfach vom Parkplatz hätten rechts abbiegen sollen. Umwege erhöhen die Ortskenntnis.

Dieser anstrengende Reisetag findet seinen würdigen Abschluss bei perfektem Sonnenuntergang auf der Terrasse.

Feierabendstimmung auf Graswarder

 

 

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Es geht wieder los!

Schweden ruft. Fritz kommt frisch aus der Waschanlage und wartet jetzt noch auf die Sommerbereifung. Dann kann es Ende April endlich wieder losgehen!

Wir werden es langsam angehen: Zunächst geht’s für eine Woche nach Graswarder (Heiligenhafen). Dank an Susanne und Holger, die uns Unterschlupf in ihrem Ferienhaus gewähren.

Von Puttgarden (Fehmarn) aus werden wir dann nach Rödby (Dänemark) übersetzen und weiter über die Öresund-Brücke von Kopenhagen Richtung Malmö (Schweden) fahren. Einzig Stockholm ist als Zwischenstopp in Schweden angedacht. Alles weitere wird sich spontan nach Stimmungs- und Wetterlage ergeben. Anfang Juni werden wir zurück sein.

Und wir lesen uns hier Anfang Mai wieder!!

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Ainsa

Aínsa

Aínsa haben wir auf abenteuerlichem Weg, oder besser Straße, erreicht. Die Navigatiorin führte uns über eine Route, an deren Ende wir für zehn Kilometer zwei Stunden brauchen sollten. Es ging durch ein Tal immer tiefer und höher in die Pyrenäen. Kurvige Straßen, schöne Natur und grandiose Ausblicke auf die schneebedeckten Gipfel. Kiefern, an denen die Verpuppungsnester der gleichnamigen Spinner hängen, Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Vögel und kleine Echten. Am Ende war die Navigatorin so fertig, dass sie uns für die letzten Kilometer, wahlweise zwischen zwei und zweihundert Kilometer, jede beliebige Zeit einräumte.

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Aragon

unterwegs in Aragon

Was für eine Gegend. Zum Motorrad fahren, zum Wandern, zum Gucken. Die Kornkammer Spaniens. Reifer, goldgelber Winterweizen, grünlich-gelber Roggen und Gerste, Hafer. Ganze Flächen, die von einem einmal größeren Fluss wie ausgestanzt plötzlich vor einem auftauchen. Dörfchen, die auf Hügeln liegen und langsam vor sich hin verfallen. Bewaldete Berghänge, im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen. Ein Städtchen auf einem Plateau restauriert und bewohnt. Louis, der Fritz sicher und ohne großes Geruckel durch die Landschaft fährt, so dass ich tippen kann. So kann eine Gegend sein. Anders als Andalusien, die Extremadura und auch anders als Galizien. 

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Kropfschuld

Kropf-Selfie

Ich hab einen Kropf. Seit neuestem. Er hängt von meinem rechten Ellbogen runter wie ein kleines Hühnerei ohne Schale. Louis hat ihn entdeckt und letztendlich hat er auch Schuld. Erst war ich ganz erschrocken. Wer hat schon einen Kropf am rechten Ellbogen. Dann habe ich daran rumgetastet. Es fühlt sich weich und abgegrenzt an. Da war meine Sorge schon wieder etwas kleiner. Kein Krankenhaus. Erstmal. Ich operiere gern selbst. Vor meinem inneren Auge hielt ich schon eine Nadel über’s Feuerzeug und wusch mir die Hände. Und Louis ist schuld daran, weil er will, dass ich, egal wie spät, nachts nach Hause komme.

(Anmerkung des Lektors: Hä? Du bist doch schon groß, oder?)

Also bin ich zur U-Bahn gerannt, mit glücklichem Bierkopf,

(Anmerkung des Lektors: Aha, da haben wir’s ja!!!)

habe die 180° Wende übersteuert und bin, den Kopf auf Stufenhöhe voraus, die Treppe runter. Und das nur, um die letzte Bahn in Valencia zu schaffen. Um ihn zu schützen nahm ich die Arme vor den Kopf. Eine kleine bis fast auf den Ellbogen aufgeplatze Wunde war die Konsequenz. Später stellte ich fest, dass auch noch ein Stückchen Knochen abgeplatzt war. Und jetzt hab ich einen Kropf am rechten Ellbogen. Und ich weiß, wer eigentlich Schuld ist. Das beruhigt.

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Sommergrippe

Unser Blick von der WoMo-Terrasse macht die Sommergrippe auch nicht angenehmer

Jetzt hat es auch Louis erwischt. Sein Hals kratzt, er kann schlecht schlafen. Es ist ihm gelungen, die Kratzbürste von Campingplatzwärterin davon zu überzeugen, dass sie ihm ein Medikament aus der Stadt mitbringt.

(Anmerkung des Lektors: Die zunächst sehr reserviert, distanzierend und bestimmend wirkende „Kratzbürste“ erwies sich als sehr nette, kommunikative und vor allem hilfsbereite Frau. Ich musste sie auch nicht „überzeugen“, sie bot sich an, mir dieses Medikament mitzubringen. In meinem geschwächten Zustand wusste ich es sehr zu schätzen, nicht den langen und mühsamen Abstieg ins Städtchen und Wiederaufstieg zum Campingplatz bewältigen zu müssen. Aber: meine erster Eindruck deckt sich mit dem des Autors. Wohl der Tatsache geschuldet, das anstelle des üblichen „Herzlich willkommen“-Schildes an diesem Campingplatz Schilder mit Verhaltensanweisungen angebracht waren.)

Man darf anerkennen, dass er ein erstklassiger Sozialarbeiter ist („Wer glaubt, dass Sozialarbeiter sozial arbeiten, glaubt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet“. sic.). (Anmerkung des Lektors: Ppfff! Lehrer!)

Die Wetteraussichten in Asturien sind nicht erfreulich. Diese Zeit zählt deshalb auch zur „Vornebensaison“. Die Nebensaison beginnt erst im Juni. Wann dann die Hauptsaison beginnt – keine Ahnung.

(Anmerkung des Lektors: Die Hauptsaison ist von Juli bis September)

Und es braucht dann noch Platz für eine weitere Nebensaison. Jedenfalls sind wir wettertechnisch zu früh dran. Man kann nochmal kommen, später im Jahr. Nicht unbedingt in diesem. Nach Galizien, nach Santiago de Compostella. Zum Muschelessen (kleiner Scherz an Rande).

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Luarca

Blick auf Luarcas Hafen

Spanien hat alles was es braucht. Von Andalusien für Südländer, bis Galizien, für Schwaben. Alles da. Tolle Landschaften, beeindruckende Geschichte, Kunst und Kultur, Energie, Menschen und Kontakte zur ganzen spanischsprachigen Welt. Zu viel hat es von Katholizismus und Autoritarismus.
Ich kenne jemanden, die liebt das Meer und den Strand, den Wind, das Wetter, den Sonnenschein. Aber vor allem das Geräusch der Wellen, wenn sie auf den Sand schlagen und langsam auslaufen. Die Ruhe am Abend, wenn nur noch dieses ewige Spiel der Wellen zu hören ist und hin und wieder der Schrei einer Möwe. Der Weg zum Strand ist weit. Ich weiß. Und nicht immer möchte man ihn allein gehen. Aber es geht. Man kann’s probieren. Es muss ja nicht gleich Südwestschwaben (Galizien) sein.
Vollkommene Windstille. Der kleine Leuchtturm im Hafen blinkt rot, eins, zwei, Pause. Der Große über der Steilküste lang, kurz, kurz, lang. Ich schnaufe mit Sommergrippe, selbstlaufender Nase und Fieber die steile Straße. Versuche eine Abkürzung über Kirche und Friedhof und muss doch außen herum. Links geht es felsig steil runter, dann ein niederes Mäuerchen, mit Bier im Kopf (ich), führt die Straße, felsig und steil nach oben. In der Ferne sehe ich Lichter. Könnte der Campingplatz sein. Könnte. Ist. Manchmal ist der Weg zum Meer ein Rundweg. Man geht hin, verweilt so lange man möchte und kehrt dann wieder zurück. Menschen aus dem Schwarzwald oder anderen Mittelgebirgen machen das so. Oder könnten.

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Bio-Waschanlage

Unser Blick von der WoMo-Terrasse

Den Blick auf’s Meer, den wir direkt von unserer WoMo-eigenen Terrasse aus genießen können, hatten wir uns so grandios nicht vorgestellt. Wir sind zufrieden. (Wie sagt doch der Berliner? „Nicht gemeckert ist genug gelobt.“)

Hier an der Biskaya ist offensichtlich noch keine Saison. Es sind nur wenige Camper auf dem Platz, das Restaurant noch geschlossen. Wir genießen die Ruhe.

Nicht nur die Ruhe, auch die für uns derzeit kühlen 24° am späten Nachmittag. So hatten wir uns das gewünscht. Aber irgendwas ist bei der Order schief gelaufen. Statt Sonne für die Passagiere, gibt’s zur Begrüßung eine ordentliche Dusche für Fritze. Okay, er hat’s wirklich nötig. All die vielen (lauten) Singvögel und (verflixten) Ringeltauben haben ihm doch zugesetzt. WoMo-Waschstraßen sind uns noch nicht begegnet – außer dieser Bio-Waschanlage hier – und Teleskopbürsten und -schwämme haben wir (noch) nicht. War ja beim alten Fritz auch nicht nötig. Dem konnten wir noch ohne diese Hilfsmittel an die Wäsche gehen.

Übrigens: die Verluste des Andalusien-Dreiecks machen sich schmerzlich bemerkbar. Ein Auffahrkeil reicht hier einfach nicht aus. Ich hab’s ja noch gut. Ich schlafe im Loft und kann nicht aus dem Bett kullern. Aber bei Werner wird’s wohl drauf hinauslaufen, dass er seine Gute-Nacht-Lektüre mit den Füßen lesen muss. (Verstehen tu ich das jetzt auch nicht, aber er wird schon wissen, was er meint.) Jedenfalls kann ich ja zur Sicherheit mal seine Regaltür von außen verriegeln. Dann kann er zumindest nicht aus dem Bett fallen.

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Camino de Santiago

Am Camino de Santiago

Angesicht des tiefer gelegten Weges und der engen Verhältnisse haben wir uns entschlossen, das Fritz-Kraut-Pilgern fortzuführen. Hier im Dorf wollte man uns keinen Stempel in unser Heftchen machen. Deshalb werde ich nachher, bei der wöchentlichen Gruppensitzung, den Antrag einbringen, eine eigene Organisation für Wohnmobilpilger zu gründen: Camino de Wohnmobil internacional. Die Hälfte der Stimmen ist mir schon so sicher. Da ich gerade zu Fuß ins nächst gelegene Dorf wandere, werde ich für die anderen 50% Bier und Wein als Argumentationshilfe mitbringen. Drückt mir die Daumen, dass es klappt. In Berlin wird dann, Gelingen vorausgesetzt, jeder gedrückte Daumen mit einem Sektfrühstück belohnt. Der Daumen ist mitzubringen.
Mal ganz abgesehen von der neumodischen Geschichte mit dem Viralgehen, bleibe ich dabei, genial zu gehen. Und das mit der Wohnmobilpilgergemeinschaft, ist nur eine meiner genialen Ideen. Mitglieder*innenausweise werden bei einem Monatsbeitrag von 1,– € ausgestellt. Mindestmitgliedsdauer ein Jahr. Gestempelt wird vor Ort. Wer einen Campingplatzbetreiber zum Mitmachen und Stempeln bewegt, bekommt nach Vorlage des gestempelten Ausweises den halben Jahresbeitrag erstattet.

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Werner ist weg

Im Andalusien-Dreieck ist uns ja, wie bekannt, noch mehr abhandengekommen: unser Werner! Zuletzt gesehen haben wir ihn am 8. Mai am Bahnhof in Granada. Seitdem ist er weg. In die Extremadura wollte er und sich dem Leben des wandernden Lonesome Wolf hingeben. Ein mitunter recht karges und kräftezehrendes Leben führt er dort. Sagt er zumindest. Und sicherlich hat er wahnsinnig viel Gewicht eingebüßt. Jetzt wollen wir ihn aber langsam zurück. Und zwar den ganzen Werner. Das ganze Gewicht. Da füttern wir den Kerl, damit er was auf die Rippen kriegt und dann verliert er das alles wieder in der Extremadura? So ja nun nicht!

Also, lieber Werner, wir sehen Dich am Montag in Aranjuez. Und dann kannst Du uns ja auch mit Deiner Mittelmeer-Diät erfreuen.

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Andalusien-Dreieck

Fahndungsfoto

Das Bermuda-Dreieck, bei dem ganze Schiffe auf Nimmerwiedersehen abtauchen, gibt’s offensichtlich auch beim Camping. Zumindest in abgespeckter Form. Denn vom Verschwinden ganzer Wohnmobile habe ich hier bisher noch nichts gehört. Ich nenne das hiesige Phänomen trotzdem mal das Andalusien-Dreieck (Grananda – Tarifa – Cádiz). Untersucht hat dieses Phänomen wohl noch niemand. Dass es aber real existiert, wissen wir, denn wir leiden darunter. Wie gesagt: nicht, dass gleich das ganze Wohnmobil abhandengekommen wäre, nein, es fehlen lediglich:
eine graue Herrensocke, Marke „nur der“, Größe 43 bis 46,
ein Häring,
ein grauer Auffahrkeil (Marke „Fiamma“),
(Ist echt blöd, wenn der Campingplatz abschüssig ist und man des Nachts aus dem Bett zu rollen droht.)
eine Mütze (Schiebermütze, grau gemuschelt, Größe 60)
(Ja, ja, ich bin ein Dickkopf, aber viel mehrt nervt mich, dass die ungebremste Sonneneinstrahlung nicht nur der Kopfhaut nicht gut tut!)
und ein Geschirrtuch (Microfasergewebe, blau, Marke unbekannt).

Die graue Herrensocke Marke „nur der“ ist wieder aufgetaucht. Ein etwas ungeduldiger Herr hat sie noch einmal gewaschen. Lag’s am Geruch oder war es seiner Sehkraft geschuldet? Jedenfalls konnte er’s nicht abwarten, bis wir die Waschmaschine selbst ausräumten und hatte das für uns erledigt, um endlich waschen zu können. Verständlich, denn es gibt hier auf dem Campingplatz in Dos Hermanas nahe Sevilla nur eine Waschmaschine für 210 Stellplätze.
Der Häring ist das eigentliche Bermuda-Phänomen. Wie kann ein solcher, noch original verpackt, aus dem geschlossenen Auto während der Fahrt aussteigen und seine drei Mithäringe nicht mitnehmen? Wir verstehen das jedenfalls (noch) nicht.
Der Auffahrkeil: das gleiche Phänomen. Vom Sand des Campingplatzes befreit, getrocknet, eingepackt, am Zielort weg. Mmmhh?! Läuft da was zwischen Häring und Keil?
Das Geschirrtuch? Einfach weg. Vielleicht auch fürsorglich von einem Mitcamper zweimal gewaschen und dann irgendwo einfach liegengelassen?
Die grau gemuschelte Mütze: okay, ich glaube, die habe ich im Taxi liegen gelassen.

Sachdienliche Hinweise zur Ergreifung der abhanden gekommenen Gegenstände bitte unter „Kommentare“ oder vertraulich per E-Mail an mail@fritz-kraut.de. Vielen Dank.

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Gibraltar

Der „Affenfels“

Camping Sureuropa nennt sich der Campingplatz unweit der Grenze zu Gibraltar in einem Stadtteil von La Linea de la Conception gelegen. Der Platz an sich ist sehr einfach, bietet neben – fast – allem Notwendigen Sauberkeit, nette Mitarbeiter und super gutes WLAN an der Rezeption. Der gesamte Komplex umfasst Freizeitangebote für Menschen mit und ohne Behinderungen und offensichtlich auch Betreutes Wohnen. Von hier aus machen wir uns preisgünstig mit dem Taxi auf den Weg zur Grenze.

Aber vorher noch ein Beispiel für die Einfachheit des Platzes, Sille würde es „filmreif“ nennen: Heißes Wasser gibt es nur in den Duschen. Dafür ist’s aber wirklich sehr heiß. Oder eben kalt. Dazwischen gibt’s nichts. An den Wasch- und Geschirrspülbecken gibt’s nur kaltes Wasser. Also nehme ich meine blaue Faltschüssel und hole Wasser aus der Dusche. Der Duschkopf aber ist in etwa zwei Metern Höhe fest installiert. Lange Rede kurzer Sinn: mit einer gehörigen Portion Glück bin ich noch nicht geduscht, bevor das Geschirr sauber ist. Und meine Klamotten auch nicht.

Grenzkontrolle. Personalausweis vorzeigen bei den Briten. Erinnerungen an die Erfahrungen vom letzten Jahr in Calais werden wach. Diesmal geht’s gut.

In der Altstadt

Wir fahren mit dem Linienbus down town, promenieren bzw. lassen uns von den Touristenmassen die Einkaufsstraße Richtung Seilbahn entlang schieben. Das Return-Ticket hätten wir uns sparen können, viel zu verführerisch ist der Gedanke, vom Gipfel des Affenfelsens zu Fuß zurück in die Stadt zu gehen.

Völlig harmlos – aber frech!

Die Affen sind so zutraulich wie frech. Wenn auch nur die geringste Kleinigkeit auf Ess- oder Trinkbares schließen lässt, sind sie nicht mehr zu halten. Eine Italienerin begeht den Fehler, sich auf eine Mauer zu setzen und ihr Brot zu essen. Tja, die Affen sind flink und blitzschnell. Dem Beutezug ist sie nicht gewachsen und bekommt einen hysterischen Anfall und ihr Begleiter hat alle Mühe, sie zu beruhigen. Ziemlich erfolglos. Die Affen schreckt ihr Geschrei nicht ab. Ganz im Gegenteil. Dabei sind die Tierchen eigentlich doch recht harmlos und friedfertig, lassen sich gern beim gegenseitigen Entlausen und anderen Intimitäten filmen und fotografieren. Ist denen völlig egal.

Stairway to heaven?

Der Abstieg gerät länger als gedacht. Was die Beschilderung ihrer Wege betrifft, können die Gibraltarer (Heißen die so?) von ihren englischen Beschützern noch viel lernen. Und so kommt es, dass auch wir das Problem des unlöschbaren Durstes kennenlernen (Gruß an Bernie und Werner). Schade, dass wir nicht mehr Zeit haben. Es gäbe hier noch viel zu sehen. Beispielsweise könnte man sich das Tunnelsystem aus der Zeit der Belagerung ansehen. Der Fels scheint durchlöchert wie ein schweizer Käse. Aber es ist Samstag und die letzte Führung längst vorbei.

Blick in einer der unzähligen Tunnel

Um sieben Uhr abends wirkt Gibraltar wie ausgestorben. Die zahlreichen Restaurants warten auf Gäste, die offensichtlich längst wieder jenseits der Grenze sind.

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Ronda

Ronda an der Puenta nueva

Ronda. Ein wunderbarer, beeindruckender Ort. Die Puenta nueve (erbaut 1751 bis 1793 – also fast ein Flughafen), ist da nur der touristische Fotomagnet. Hundert Meter hoch und neunzig Meter breit ragt sie über die schmale Schlucht El Taja des Rio Guadalevín und bietet unvergessliche Blicke in die Landschaft. Der Raum im mittleren Torbogen sollte ursprünglich als Gefängnis dienen. Dazu ist es aber nie gekommen. Geplant wurde sie vom spanischen Baumeister Aldehuela. Nach einer unbestätigten Legende hat er sich einige Jahre später von der Brücke gestürzt, weil er die Erkenntnis gewonnen hatte, dass er ein solch majestätisches Bauwerk nie wieder erschaffen könne.

Die Puenta nueva

Beeindruckend ist auch die Stierkampfarena. Viele berühmte und verehrte Stierkämpfer haben dort ihre Karriere begonnen. Dabei ist in erster Linie die Familie Martinez zu nennen. Von Pedro Romero, dem ersten Torero der Martinez‘ (1754 bis 1839), heißt es, er habe 5558 Stiere während seiner Laufbahn getötet. Zuletzt sei er im  Alter von 77 Jahren zu Ehren der spanischen Königin Isaballa II. in den Ring der Stierkampfarena von Madrid gestiegen. Das Festival de Pedro Romero findet jährlich im September statt.

Blick von der Brücke

Aber auch die vielen kleinen, unspektakulären aber wunderschönen Plazas laden zum Verweilen ein, bieten einzigartige Atmosphäre. In vielen Gassen stehen Häuser verlassen und leer, scheinen dem Verfall anheimgefallen; in anderen hingegen sind sie guterhalten, frisch renoviert und liebevoll mit Blumen geschmückt. Die kleinen Tiendas (Läden) sind leicht zu übersehen, sie unterscheiden sich auf den ersten Blick nicht von den Eingängen der Wohnhäuser.

Wir hatten Glück. Oder Pech? Nur am ersten Tag unseres Aufenthalts war uns die Sonne gewogen. Die anderen Tage waren dem Regen geweiht. Schade. Sehr schade. Wir wären gern noch geblieben, aber der zeitweise mitreisenden Besucherin war es geschuldet, uns auf den Weg zu sonnigerem Wetter zu machen. (Ich hatte aber auch die Faxen dicke. Dauerregen und Wind kann ich zu dieser Jahreszeit auch in Berlin haben.) Die besten Aussichten in dieser Hinsicht sind in Gibraltar zu erwarten. Also: nix wie hin!

 

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Werner allein unterwegs

Desayuno mit Olivenöl für die Finger

Exkursion: Seit heute mittag bin ich allein unterwegs. Louis und Beate sind weiter mit Fritz Kraut unterwegs. Nächste Station: Ronda. Ich mache mich auf den Weg in die Extremadura, dem Landstrich, aus dem die meisten Konquistadoren Spaniens stammten. 

Hotel, Granada: Gehe in den Hauptbahnhof von Granada. Louis und Beate sind abgefahren. Ich bin das erste Mal seit beinahe zwei Jahren allein unterwegs. Wie sich das anfühlt? Unsicher, irritierend. Wie weiter? Geographisch. Am ehesten über Sevilla. Zwei, drei Verbindungen am Tag. Kein Zug. Busse. Mit dem nächsten käme ich gegen neun abends an. Dann Zimmersuche. Bleibe in Granada und finde per Net ein günstiges Hotel im Studenten-viertel. Ein Spaziergang, ein Eis, ein Bier in einer spanischen PuschlSportsbar, eine Pizza und der Tag draußen ist um. Lese noch in Jonathan Frantzens Buch „Purity“ und mache dann das Licht aus. Keine Euphorie, eher ein mulmiges Gefühl. Mal sehen, ob die Offenheit anhält. Ein wenig hat Louis Paranoia wohl auf mich abgefärbt. Nehme Geld und Wertsachen mit ans Bett. (Anmerkung des Lektors: „Komm Du mir nach Hause, Bürschchen!“)

Sevilla: Eine tolle Stadt. Kleines Zimmerchen, kleines Hotel null bis ein Stern. Super nett hergerichtet, freundlicher Empfang für 23 Euro pro Nacht. „Aus der Tür links am Ende gibt’s Desayuno. Bestelle eines mit der Bezeichnung Oferta und bekomme Orangensaft, café con leche, halbes bocadillo piccolo con jamon, halbes bocadillo piccolo con olio olivio(!). Reise das Plastikbechrechen auf, statt Marmelade läuft Olivenöl über Finger und Brötchen. Inmitten von Sevillianer*innen und spanischen Urlaubern fühle ich mich gut. Die Ersteren sind in Hektik und nur auf Zwischenstopp zur Arbeit, die Letzteren trödeln vor sich hin, bis sie wach genug sind und den Tagesplan besprochen haben.

Gestern war Chaos. Zu früh aus dem Zug gestiegen. EC-Karte weg. Telefonate, Onlinebanking, Bankbesuche, Kreditkarte ohne Pin. Meine Nachbarin Gabi war die Rettung. Sie holte eine iTan aus meiner Wohnung, mit der ich eine Pin für meine Visakarte einrichten konnte. EC-Karte gesperrt, Geld vom Cashpoint, alles gut. Bis zum nächsten Abenteuer.

Trinke den frisch gepressten Orangensaft und mache mich auf in die Altstadt vor der Tür.

Der gestrige Abend endete mit einem leckeren und wunderschön gespachtelten Eis. Mit so einem Gefühl sollte mensch immer ins Bett gehen. Mindestens!!

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Mit Speck fängt man Mäuse

Das Frühstück war mal wieder lecker: Baguette, Wurst, Käse, Marmelade, Avocado, Tomate, Gurke, Spiegelei mit Schinken … Aber jetzt geht’s an den Abwasch. Ich packe alles in meine blaue Faltschüssel, lege noch Spülmittel, -tuch, -bürste, Geschirrtuch und den obligatorischen Universalsilikonabflussstopfen dazu und mache mich auf den Weg.

Traf man früher im Küchenbereich der Campingplätze fast ausschließlich auf Frauen, spülend und laut und angeregt miteinander plaudernd, bietet sich heute ein völlig verändertes Bild: Es ist ruhig geworden dort. Vier, fünf Männer, alle Holländer, stehen vereinzelt stumm vor ihren Spülschüsseln und suchen unter den Schaumkronen ihr Spülgut.

Was ist passiert? Ist das jetzt der neue Trend? Hat das was mit Befreiung und Selbstbestimmung zu tun? Erkämpfen sich hier moderne, aufgeschlossene Männer eine neue Domäne? Oder haben sich die holländischen Männer einfach nur ihrem Schicksal ergeben?

Ein holländischer LKW-Fahrer, mit dem ich vor ein paar Tagen an der Bushaltestelle ins Gespräch gekommen bin, erzählt mir seine Version. Begonnen hat alles mit dem männlichen Hang zur Technikbegeisterung und der Entlastung der Hausfrau. Es wurde eine Spülmaschine angeschafft. Da hilft der Gatte am freien Sonntag natürlich gern beim Abräumen und Füllen der neuen Errungenschaft. Töpfe, Teller, Tassen, Gläser, Besteck und Spültab rein, Knöpfchen drücken, Klappe zu. Irgendwann später glänzt alles trocken und sauber. Doch, wer kann es auch ahnen, es ist natürlich nicht beim freien Sonntag geblieben.

Und im Urlaub auf dem Campingplatz? Da sucht der hilfreiche Gatte vergeblich die Spülmaschine. Ergo: Handarbeit. Und das nicht nur sonntags. Tja, the times they are a-changin‘.

Beim nächsten Mal also aufgepasst, ihr holländischen Vorreiter des Maskulinismus, sonst habt ihr euch eines Tages versehentlich das Recht erkämpft, jeden Tag am Herd stehen zu dürfen.

Mit Speck fängt man Mäuse!

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Güéjar Sierra 2

Stammgäste im La Caféteria

Morgens in Güéjar. Das zweite Mal in La Cafetria, im Zentrum des Dorfes gelegen. Ein Ein-Kilometer-Spaziergang am Morgen. Kaum bin ich durch die Tür, steht der Unterteller für den kleinen Café con leche auf der Theke und das frische Croissant ist auf dem Weg das desayuno pequeño zu komplettieren. Die alten Herren kommen nach und nach herein und trinken ihren kleinen Kaffee, tauschen ein paar Sätze aus und sind nach zehn Minuten wieder weg. Wohin auch immer. Ein Maler stellt sich neben mich. Eine Krankenschwester Typ „komm an meinen Busen, ich könnte deine Mutter sein“ schnappt sich ein Croissant und einen Kaffee im Becher und geht vor die Tür. Der Bus kommt gleich und bringt die arbeitenden Menschen nach Granada.

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Güéjar Sierra

Huch! Sind das etwa Wolken über der Sierra Nevada?

Die Sonne wirft über die Kämme der Sierra Nevada erstes Licht durch die kleine Luke in mein Regalbett. Die Welt hat nichts Neues zu bieten, schreibt das Handy. Ein paar Seiten von Frantz halten mich noch einige Zeit auf der angenehm warmen Matratze. Dann muss ich raus. Ein Spaziergang ins nahegelegene Städtchen Güéjar Sierra. Mal sehen, ob die Spanier schon arbeiten und was sich da so tut am frühen Morgen. Autos sind unterwegs und bringen Menschen nach Granada zur Arbeit. An der Bushaltestelle warten sie auf die Abholung. Man ist wach.

Seniorenresidenz in Güéjar Sierra

Hunger. Am idyllischen Platz in der Mitte der Mitte von Güéjar, unweit der schönen kommunalen Seniorenresidenz, hat eine kleine Bar geöffnet. Der Magen gruselt. Einkehrschwung. Am Tresen stehen Menschen in Handwerksklammotten und trinken ihren ersten Cappuccino, bevor sie sich an ihr Tagwerk machen. Ich schließe mich ihren Bestellungen an und ordere Cappuccino y un Croissant oder wie das hier heißt. Man hat meine Worte verstanden und ich kann in ein leckeres Teilchen beißen.

Schreibe eine Mail an die Nordsee und genieße den schönen Tagesbeginn. Gleich neun Uhr. Zeit, mich auf den Heimweg zu machen. Beate und Louis werkeln sicher schon am Frühstück. Heute soll’s zu den Pueblos blancos und einer bedrohlichen Festung gehen. Einen schönen Tag wünsche ich.

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Guadix

Guadix

Wenn ich den barocken Reichtum dieser Städte sehe, schwillt mir der Hals. Ob Adel oder Kirche, Fettlebe allenthalben. Und die dickste Henne im Nest ist wohl Madrid. Man muss diese ganze Bagage enteignen und den gestohlenen Reichtum nach Südamerika rückübertragen*. Hier wäre das komische deutsche Prinzip von „Rückgabe vor Entschädigung“ der Nachwendezeit einmal angebracht.
Bin schon gespannt darauf, die Hauptstadt zu besuchen und meine Ahnungen zu überprüfen.
Guadix liegt wie ein Spiegelei in einer Bratpfanne, wird von oben durch die Sonne gegrillt und von unten durch die gespeicherte Tageshitze der Erde gebraten.

*An meine spanischen Freunde: Keine nachgeborene Generation hat Schuld an den Verbrechen ihrer Vorläufer. Verantwortung ist aber. Mir schwillt der Kamm, wenn sich deutsche Firmen oder der Staat vor Entschädigungen drücken. Ich weiß, die Ausbeutung Südamerikas ist lange her. Man möge mir verzeihen.

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Mauren in Europa

Granada

In Granada und Cordoba blühte das geistige Leben Europas. Juden, Christen und Muslime (Mauren), unter deren Herrschaft fast ganz Spanien und Teile Südwestfrankreichs standen, lebten friedlich zusammen und tauschten sich in Kultur, Kunst und Wissenschaften aus, was zu neuen Höchstleistungen führte. In der Architektur lässt sich das in der Alhambra und in der Mesquita erahnen. Selbst das Palais Thermal, ehemals König-Karls-Bad, in Bad Wildbad, zu dem der Geburtsort des Autors – Sprollenhaus – gehört, wurde im maurischen Stil errichtet. 

1492 fiel Granada, das letzte Königreich der Mauren, in die Hände der Katholiken. Im selben Jahr erreichte Columbus Amerika. Die Konquistatoren eroberten es im Namen der Kirche und des Königshauses brutal.

Im vereinigten Spanien und auch in Südamerika blühten danach statt freier Kultur und Wissenschaft der Ungeist in Form von Zwangstaufen, Vertreibung, Inquisition, Mord, Todschlag – bis dato in unermesslichen Reichtum und Krieg. Die Hoffnung auf eine tolerante, sich selbst aufklärende Gesellschaft in Spanien, starb für Jahrhunderte. An den noch immer ungelösten Problemen zwischen Muslimen und Christen leidet inzwischen die ganze Welt in noch weit furchtbarerer Form.

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Alhambra

Kultur kann so anstrengend sein. Auch alte. Wie die Alhambra. Erbaut von Architekten speziell für heiße Luft. 30° locker. Es ist noch nicht Sommer, geschweige denn Hochsommer. Wir stehen an vor dem Eingang des baulichen Hochamtes arabischer Architektur in Europa.

Im Kühlen lässt sich‘s besser warten. Zum Beispiel auf den Abgang einer vor einer Balustrade im Stehen meditierenden jungen Frau. Ihre Ausdauer währte länger als meine: „Frau vor Balustrade, Rückenansicht“. Arabesken. Wie man eben Wände verziert, wenn die Heilige Schrift Abbilder von Menschen verbietet. Schön haben sie das gemacht. 

Als die Alhambra erbaut wurde, rannten die Europäer noch mit dem Knüppel um ihre Grobsteinburgen. Vielleicht wären die Araber und Europäer gemeinsam weiter, wenn ihnen die Eroberung Wiens gelungen wäre. Wenn ich mir die Innenarchitektur und die Gärten anschaue, wäre ich einem Umzug nicht abgeneigt.

Beate und Louis wollen sich noch den / die / das Generalife ansehen. Wir trennen uns und ich mache mich auf den Weg hinab in die Stadt in ein Restaurant. Ein kühles Bier, bei 37° und steigend, eine Labsal. Der Salatüberraschung des Chef de la Maison ist gelungen. Groß wie die Vorspeise für einen richtigen Salat. Dafür gekonnt serviert, auch die Rechnung: zwanzig Mäuse. Die beiden holen mich ab.

Generalife

Auf dem Plaza Nueva folgen wir einer Flamenco-Darbietung. Solche Frauen kommen mir nicht an den Herd. Viel zu feurig. Da brennt doch zuerst der Pfannenstiel bevor das Spiegelei gebruzzelt ist.

Auf zum 390er Bus. Aber vorher noch einen Cappuccino und ein dreistöckiges Flan Caramel gegen den viel zu großen Resthunger. Dann geht’s nach Hause, zum Camping Las Lomas und fast fertig ist ein schöner Tag .

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Ecoturismo Granada

Ecoturismo Granada

Kurz vor dem Zerfall zu Staub mangels Körperflüssigkeit traf ich Ross. Er werkelt vor seiner Naturschutzstation, um sie fit für die Saison zu machen. Der Zugang zu seinem Reich war durch ein Eisenstäbetor gesichert. Ich schnaufte ein „Refresco“ durch die Stäbe und er winkte mich rein. Er brachte mir eine Maß kaltes Wasser und eine saftige Orange. Bier oder Cola Zero gab’s nicht, weil noch nicht geöffnet. So wie sich der Wasserkrug leerte, entfaltete sich mein Körper wieder. Ein kleiner Hund freute sich über meine Anwesenheit und ließ sich liebevoll kraulen. 

Blick auf die Sierra Nevada

Aus dem Gastraum hat man einen wunderbaren Panoramablick auf die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Über das großzügige Gelände verteilt stehen kleine Hütten, die gemietet werden können. Um die Ecke steht ein schöner alter Bus. Unweit davon gibt es ein kleines Amphitheater für kleine sommerliche Schauspiele. Später kam dann noch seine Frau Susanne dazu. Alle drei hatten wir keine gemeinsame Sprache. Ein paar rudimentäre Kenntnisse in Spanisch bei mir, einige in Englisch bei den Beiden. Herausgefunden habe ich, dass die Beiden mit ihrer Station Ökotourismus betreiben. Gefällt mir gut. Allerdings kommt Fritz (Weiß)Kraut da nicht hin. Schmale Straße, enge Kurven, ziemliche Steigung. Fritz (Blau)Kraut hätte es geschafft. 

Notabene:
Louis Tätigkeit draußen im Freien: er fährt die Markise ein, was zu einem kleinen Haushaltsunfall, aber nicht zum Tod führt. Allerdings muss ich kurz unterbrechen, um ihn mit Eis zum Kühlen zu versorgen. Gegen ein Hörnchen auf der Stirn.

Entspannung pur

Den Ecoturismo de Güéjar Sierra kann ich nur empfehlen, falls mal jemand nach der Alhambra noch Zeit zum Entspannen hat (www.campingcortijobalderas.com). 

Ausgetrocknet hat mich die sich auf über 25.000 Schritte bemessene Anwanderung über Kuh-, Ziegen- und Schafspfade über einen Bergsattel zwischen zwei Gipfeln. Keinen der Gipfel habe ich mir zugetraut. Insgesamt habe ich, juchu, einen neuen persönlichen Schrittrekord aufgestellt. Zuwenig Wasser, viel zu wenig Wasser hatte ich eingepackt. Es sollte ja auch nicht so weit gehen. Aber man kann ja nicht einfach umkehren. Wäre vielleicht weiter als die Strecke vorwärts. (Anmerkung des nervigen Lektors: In der Regel zitiert Werner an dieser Stelle gern Erich Honecker: „Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“) Sich auf den Boden werfen, brüllen und hoffen, jemand nimmt einen auf den Arm und trägt einen den Rest, geht in meinem Alter auch nicht mehr. Vor allem, wenn niemand dabei ist. Weiter, immer weiter. Und dürsten. Und leiden. Meine Beine sind jetzt ein wenig sauer mit mir. Gehe früh zu Bett. 

Beate und Louis tauschen sich über Fernsehserien aus. Notruf Hafenkante, irgendwas mit Mode. Und Sex. (Anmerkung des Lektors: Wir müssen dringend noch mal über die zulässigen Bloginhalte diskutieren!)

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Am Meer

Strandgut / Strand gut

Das Meer – unendliche Weiten. Die Brandung. Der Wind in den Haaren. Endlich am Mittelmeer. Vor 30.000 Jahren hätte ich hier gestanden und mich gefragt, was wohl hinter dem Horizont ist. Vertrieben von fremden Menschen oder auf dem Rückzug von den Folgen eines Klimawandels? Hätte mich die Not dazu getrieben, ein Holzfloß zu bauen? Hätte ich die Fähigkeit dazu gehabt? Wäre ich ins Unbekannte aufgebrochen? Oder hätte mich die reine Neugier und Abenteuerlust auf’s Wasser hinaus gezogen? Heute, im Infozeitalter, weiß ich, auf der anderen Seite liegt ein Kontinent. Am Ufer stehen Menschen, die wissen, drüben ist ein Kontinent, auf dem sie ihr Leben bewahren können. Und der eine oder andere bricht auch aus Entdeckergeist auf.

Der ganze Tag war regnerisch. Kühl ist es auf dem Campingplatz in der Nähe von Almeria. Die Wolken hängen tief und gehen an den Berghängen in Nebel über. Die Talebene ist übersäht mit riesigen Gewächshäusern, unter deren Schutz die Tomaten für kältere Länder gedeihen. Der Strand besteht aus Streifen dunklen Sands und rundgeschliffener Kieselsteine.

Meine Finger werden steif. Ich kann nicht mehr flüssig tippen, treffe die falschen Buchstaben. Zeit zurück ins warme Mobil zu gehen.

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Die Welt vom Regal aus betrachtet

Regalbett

Raindrops keep falling on my head …“, wenn nicht das Dach des jungen Fritz davor schützen würde. Die dunklen Wolken haben uns also doch erreicht. Für die Flora und die Bauern hier ist das toll. Ich jedoch wäre jetzt lieber in Berlin. Praller Sonnenschein. Is nich. Also lungern Werner und Louis unter ihren Bettdecken, Louis oben im Loft und ich im Regal, und spielen Mikado: Wer zuerst aufsteht macht Frühstück. Keiner bewegt sich.

Á pro pos Regal: Dies befindet sich im hintersten Teil des Mobils, noch hinter der Toilette. Will man reinkriechen, so geht das nur durch dieselbe. Ich schlafe auf dem mittleren Brett. Unter mir ist der Platz für die Dienstboten, über mir durfte ich meinen Schlamperschrank einrichten. Bis das Bett auch noch vermietet wird. Man kann aus dem Schrank auch direkt in die Freiheit gelangen. Aber nur, wenn jemand von den Dienstboten da ist und netterweise die Tür öffnet. Der Griff ist auf der Höhe ihres Territoriums angebracht. Derzeit kann ich das Regal nicht unbeobachtet verlassen. Würde ich nicht von der UN – Menschenrechtskonvention geschützt, sondern von Bund für Umwelt und Naturschutz, müsste Louis mit großen Problemen rechnen. Ein Schwein hat Anspruch auf mehr Platz als ich ihn hier hinten habe. Vielleicht wende ich mich an PETA. Dann ist hier was los!

An Personal hat der Eigentümer gespart. Sieht man mal von mir ab. Ich freue mich dabei sein zu dürfen, liege auf dem Rücken und betrachte die Dellen, die ich mit meinem Kopf beim nächtlichen Hochschrecken in das Brett über mir gedonnert habe. Einen Wachhund und sei es Samsung 4 P hat er sich gleich ganz gespart. Vielleicht hat er mich deshalb mitgenommen. Ich bezahle ja mein Futter selbst. Ist jetzt nur so ein Gedanke von mir. Nichts an Louis Verhalten weist darauf hin. Obwohl.

Achtung, im Loft bewegt sich was. Gewonnen. Ich bekomme das Frühstück heute ans Regal. Vielleicht.

(Anmerkung des Lektors: Das ist nun der Dank. Da bietet man einem aus dem Nordschwarzwald geflohenen Hill-Billy Unterschlupf und zeigt ihm die Welt – na ja, zumindest ein bisschen Europa – und was ist? Er meckert. Kein Wunder, bei den engen und düsteren Tälern im Nordschwarzwald reicht der Blick halt nicht sehr weit. Und das kann dann solche Folgen haben.)

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Abendspaziergang

Rose in der Abenddämmerung

Mit Herb Huffs „Feeling good“ wandle ich bei hereinbrechender Dämmerung entlang eines jungen Orangenhains. Der laue Wind, der vom Horizont her dunkle Wolken auf mich zu treibt, hüllt mich mit dem betörenden Duft frischer Orangenbiüten ein. Ich bin zu einem Abendspaziergang, die Umgebung des Camperparks zu erkunden, aufgebrochen. Louis kommt im jungen Fritz dem zweiten Teil der hausfraulichen Pflichten nach.

Der Tag war schön, das Abendessen gut und die gemächlichen Schritte lassen den Tag aktiv ausklingen. Kleine wilde Müllhalden säumen den Weg. Da gibt’s für die Grünen bewusstseinsmäßig und für einige Spanier demzufolge verstandesmäßig noch einiges zu tun. Eine dunkle Wolkenfront kommt bedrohlich näher. Ich gehe besser eilenden Schrittes zurück. Im Ohr „Heißer Sand … und ein Leben in Gefahr“ von Mina. So schlimm wird’s wohl doch nicht werden. Hoffe ich.

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Ein Polytheist in Valencia

Zeus in Valencia

Ich vermute es ist Göttervater Zeus, der bei 24° vor der herniederstechenden Sonne unter einem eigens für ihn geschaffenen Stahlbaldachin Schatten sucht. Man hat Ehrfurcht hier vor den Göttern. Was wir etwas später auch in den verschwenderisch barocken Kirchen anschauen können. Ja damals, als die spanische Krone noch allein Lateinamerika ausplündern durfte. Mord, Todschlag, Seuchen, alles auch im Namen des christlichen Gottes. Zeus hätte das nicht gewollt. Ich bin, neben anderem, Polytheist. Da gibt’s dann immer eine Göttin oder Gott, die / der einen solch unmenschlichen Frevel verurteilt hätte. Von daher bin ich ganz froh, aus der Metro kommend, von Zeus begrüßt zu werden.

Beeindruckend schöne historische Bauten (Zentralmarkt, Nordbahnhof, Kirche des heiligen Johannes ,…), leckere Tapas und Salate, Cappuccini und Espressi, noble Boutiquen und Schuhsalons, hübsche Frauen und Männer, malerische kleine Plätze und Bars zum Verweilen zwischendurch.

In die Stadt aufgebrochen sind wir bei schönstem Wetter kurz vor Mittag vom Valencia CamperPark. Auf ihm steht ein Wohnmobil neben dem anderen. Ganz West- und Nordeuropa scheint vertreten zu sein. Vor allem aber alle Hunderassen scheinen einen Vertreter oder eine Vertreterin abgeordnet zu haben. Kleine, große, eine breite Farb-Fellpalette, einzeln oder im mehreren Käfigen im Auto transportiert. Sogar einen Svarovski Samsung P 4 habe ich gesehen. Der Stellplatzt ist ein beliebter Urlaubsort für Hundehalter. Not my cup of tea. Man muss aber zugestehen, dass die Vierbeiner sich untereinander und mit den Zweibeinern verstehen. Kein Gebell. Nie.

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Ein Schwabe und ein Westfale in l’Estartit

l’Estartit

Auf der vorgelagerten Insel blitzt das Leuchtfeuer eines Leuchtturms. Ein beleuchtetes Boot zieht langsam am Ufer vorbei. Im orangefarbenen Licht der Laternen kurven Fledermäuse ihre gewagten Routen. Die Luft ist vom würzigen Geruch der frisch geplatzten Kiefernzapfen erfüllt und die Nacht legt ihr verbergendes schwarzes Tuch über das Land: am Mittelmeer. (Louis: Ich stehe hier am Mittelmeer und habe keine Mittel mehr, schicke ihmr mir Mittel her, dann stürz‘ ich mich ins Mittelmeer.)

La Sirene – einer er von vielen Campingplätzen in l’Estartit und unser Domizil für zwei Nächte – ist nicht schön, kaum belegt und liegt ein paar Schritte vom Wasser. Einer wie wohl viele, die die an der Costa Brava Sonne und Meer suchenden Menschen jeden Sommer aufnehmen. Gedacht und gemacht für Familien. Das alte Städtchen am Hang sieht aus der Ferne nett aus, der dahinter liegende Felsen herausfordernd. Vorfreude auf morgen.

Werners Finger nach der schwierigen Zubereitung eines Spiegeleis (Anmerkung des Lektors: War aber lecker!)

Endlich sieht Louis es ein. „Ich bin ein ganz schlimmer Finger“, sagt er. Über sich. Er hat mir eben grundlos (Anmerkung des Lektors: versehentlich und nur ganz leicht) die Tür des Unterschranks vor’s Schienbein gehauen. Gestern abend musste ich in die Innereien des Jungen Fritz hinabsteigen (Anmerkung des Lektors: Werner musste eine kleine Klappe öffnen!) um das Wasser zum Fließen zu bringen. Und das nur um dem ständigen Gejammer zu entgehen (Anmerkung des Lektors: anders kommt er ja nicht in die Hufe.). Von meinem „Schwäbisch so Sein“ (Anmerkung des Lektors: Was ist das denn für ein Deutsch?) nimmt er sich nur das handwerkliche Geschick heraus. Die weltweit vielgelobte Sparsamkeit verachtet er geradezu (Anmerkung des Lektors: In einigen Punkten würden die Schotten ihn wegen Geiz des Landes verweisen.). Sag ich zu ihm: „Zuerst werden die drei alten angebrochenen Gläser mit löslichem Kaffee aufgebraucht, bis wir den guten Filterkaffee aufmachen“. Antwortet er mit einem überaus überheblichen Gesichtsausdruck: „Wir wollen jetzt nicht zu schwäbisch werden, nicht wahr“ (Anmerkung des Lektors: Ich sage nie „nicht wahr“. Das mag ich einfach nicht. Ich sage höchstens „Nä?“). Ich könnte heulen. Aber die Sonne scheint, das Meer liegt vor der Tür und wenigstens die Spanier sind freundliche Menschen. (Jetzt geht der Text zur Korrektur in Louis Schreibstube. Mal sehen, was durchkommt.) (Keine Anmerkung des Lektors.)

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Integration

Integration

Drei Situationen des heutigen Tages zeigen das Dilemma, in dem Frankreich steckt:

Morgens um sieben, ich hole das Baguette für unser Frühstück, komme ich am Feuerwehrhaus vorbei. Zehn Männer in Einsatzkleidung machen sich einsatzbereit. Zwei davon sind  ihrem Aussehen nach Nordafrikaner.

Die Städtchen und Dörfer, durch die wir fahren, sind schön gestaltet und auf eine lässige Art aufgeräumt.

Auf einer Parkbank am Ufer der Ain, gegenüber dem Campingplatz, sitzt ein junges arabisch-nordafrikanisches Pärchen und schmaucht genussvoll ein Wasserpfeifchen. Um sie herum auf der Erde liegen Papiermüll, leere Dosen und Plasikbecher. Um die anderen Bänke herum ist es sauber.

Frankreich integriert in kleinen Städten erfolgreich Einwanderer.

Frankreich liebt seine gelassene und geordnete Bürgerlichkeit.

Müll auf der Erde ihrer Parks ist den Franzosen wesensfremd.

Ablehnen oder integrieren. Beides ist möglich. Die Handlungsalternative ist abstoßen oder erziehen.

Hatten wir letzte Nacht noch etliche Minusgrade und Raureif, so spazieren ich jetzt gegen zehn, nach einem ausgedehnten Abendspaziergangen,  bei angenehmen 14° zum Wohnmobil zurück.

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