Beitrag von Werner
Es ist wie überall. Dem touristischen Mundräuber wird das Leben, vor allem die Nahrungssuche, schwer gemacht. Nicht nur, dass die verlockenden Orangenbäume mit ihren leuchtenden Früchten eingezäunt sind, nein, sie werden auch noch durch einen großen Abstand vom Zaun in unerreichbare Ferne gerückt. So steht der hungrige und durstige Tourist da, wie nach der Vertreibung aus dem Paradies. Manchmal, und das darf man ruhig als kleine Gemeinheit begreifen, stehen sie am Rande und bleiben trotzdem unerreichbar.
Noch gemeiner, und ich meine noch viel gemeiner, ist die spanische, besser mallorquinische Unsitte, Orangenbäume mitten in der Stadt anzubauen. In Griffhöhe sind alle Orangen abgepflückt. Man muss schon zum Känguru werden, um an eine Frucht zu kommen. Hat man sie endlich in den Händen, freut sich auf eine süße Geschmacksexplosion auf der Zunge, entgleisen die Gesichtszüge und man spuckt, was man spucken kann, die Orange auf den Boden. Das Leben muss schon sehr bitter sein, um an den Geschmack einer solchen Straßenorange heranzukommen. Orangen, alleine zur visuellen Begeisterung anzupflanzen, grenzt für einen Nordmann an eine nie gekannte Infamie.
Nichts kann meine Liebe zur Orange gefährden. Die verlockende Frucht ist und bleibt eine verlockende Frucht. Der Apfel im Paradies war eine Orange.
Da habt ihr wahrscheinlich eine Pomeranze erwischt. Die sollen früher übrigens eine sehr beliebte Zierpflanze gewesen sein. Und wir Nordmänner machen es im Prinzip auch nicht anders, pflanzen Scheinquitten und Stechapfel und fragen ja auch nicht, ob die schmecken.
Ach, die Pomeranze heißt auch Bergamotte und, hähä, Bitterorange. Chivers Marmeladen wissen schon was damit anzufangen.
Leider hängen die süßen Früchte oft hoch und sind schwer zu erreichen, Werner 😉 Schade, dass die Orange nicht geschmeckt hat. Um – bezüglich deiner positiven Erwartung – eine Redewendung ein klein wenig abweichend zu benutzen: Da hast du wohl mit Zitronen gehandelt 🙂 Liebe Grüße und ein paar schöne letzte Tage auf der Insel!