Rundfahrt in Soller

Soller

Fortbildung für Klimakleber? Das müssen die nämlich erstmal hinkriegen: Autofahrer in den Wahnsinntreiben und sich dabei auch noch von der Polizei helfen lassen. Chapeau!

Wir sind mit unserem kleinen Leihwagen auf dem Rückweg von Fornalutx nach Santa Ponça und müssen dabei Soller passieren, oder genauer gesagt: wir würden gern Soller passieren. Stattdessen irren wir – angeleitet von der Polizei – Runde um Runde durch die Stadt. Dutzende von Polizei- und irgendwelchen anderen gekennzeichneten Motorrädern rasen kreuz und quer durch die Gegend. Unsere Ausfahrt aus dem Kreisverkehr Richtung Palma ist gesperrt. Okay. Wahrscheinlich schon wieder ein Radrennen. Das kann ja nicht allzu lange dauern.

Wenig höflich und bestimmt werden wir, wie alle anderen auch, angewiesen, dahin zurückzufahren, wo wir gerade hergekommen sind. Wir erdreisten uns einen der Staatsbediensteten zu fragen, auf welchem Weg wir angesichts der Sperrung an unser Ziel gelangen können. Na, so eine Dreistigkeit aber auch! Das geht ja nun gar nicht! Wortlos und mit einer Geste, die jeden Widerspruch im Keim erstick, macht der Uniformierte uns klar, dass unser Ziel im Rückzug liegt. Okay, bevor er noch die Waffe zieht …

Wir fahren ein Stück zurück, finden am Straßenrand eine Stelle zum Anhalten und schauen auf die Karte. Eine Möglichkeit gibt’s. Enge und kurvige Gebirgsstraßen, aber die fahre ich ja ganz gern. Also los. Wir fahren ein paar hundert Meter bis zur nächsten Kreuzung, als plötzlich ein Polizist mit einem Absperrgitter auf der Straße auftaucht. Fenster runtergekurbelt. Frage in gebrochenem Spanisch gestellt. Antwort in perfektem Kauderwelsch aus mindestens drei Sprachen: in etwa sowas wie „Da lang, erste rechts, dann dritte links.“ Okay, machen wir. Erste rechts, dritte links. Nee, nä?! Kaum zweimal um die Ecke gebogen, springt schon wieder direkt vor uns ein Uniformierter mit einem Absperrgitter aus dem Gebüsch. Frage auf Gebrochen-Spanisch, Antwort auf Kauderwelsch (Man ist ja touristenfreundlich.) Zurück. Erste links, dritte rechts. Kann ja nicht funktionieren. Die Autos, die uns entgegenkommen, kennen wir schon von der letzten Kreuzung.

In Berlin ständen wir im Stau. Hier fahren wir im Kreis. Hätten wir das gleiche Spiel nicht genau zwei Tage vorher schon einmal an anderer Stelle erlebt, hätten wir’s vielleicht witzig gefunden. Mittlerweile wissen wir aber, dass es sich höchstwahrscheinlich um ein Radrennen handelt und der ganze Spuk in einer halben, dreiviertel Stunde vorbei sein wird.

Wir parken und gehen essen. Dank der Rumkreiserei sind wir aber wenige Minuten nach 16 Uhr am Restaurant und bekommen nichts mehr. Küchenpause von 16 bis 19 Uhr.

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Mundräuber

Beitrag von Werner

Äpfel aus dem Garten Eden

Es ist wie überall. Dem touristischen Mundräuber wird das Leben, vor allem die Nahrungssuche, schwer gemacht. Nicht nur, dass die verlockenden Orangenbäume mit ihren leuchtenden Früchten eingezäunt sind, nein, sie werden auch noch durch einen großen Abstand vom Zaun in unerreichbare Ferne gerückt. So steht der hungrige und durstige Tourist da, wie nach der Vertreibung aus dem Paradies. Manchmal, und das darf man ruhig als kleine Gemeinheit begreifen, stehen sie am Rande und bleiben trotzdem unerreichbar.

Noch gemeiner, und ich meine noch viel gemeiner, ist die spanische, besser mallorquinische Unsitte, Orangenbäume mitten in der Stadt anzubauen. In Griffhöhe sind alle Orangen abgepflückt. Man muss schon zum Känguru werden, um an eine Frucht zu kommen. Hat man sie endlich in den Händen, freut sich auf eine süße Geschmacksexplosion auf der Zunge, entgleisen die Gesichtszüge und man spuckt, was man spucken kann, die Orange auf den Boden. Das Leben muss schon sehr bitter sein, um an den Geschmack einer solchen Straßenorange heranzukommen. Orangen, alleine zur visuellen Begeisterung anzupflanzen, grenzt für einen Nordmann an eine nie gekannte Infamie.

Nichts kann meine Liebe zur Orange gefährden. Die verlockende Frucht ist und bleibt eine verlockende Frucht. Der Apfel im Paradies war eine Orange.

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Die Wächterkatzen von Valdemossa

Beitrag von Beate

Zu Beginn unserer Geschichte ist dieser Ort ein malerisches Bergdorf, wo Könige, George Sand und Chopin Zeit verbrachten, um Krankheiten auszuheilen oder es sich einfach gutgehen zu lassen. Menschen und Tiere lebten zufrieden und oft glücklich zusammen nach dem Motto, leben und leben lassen.        

Doch eines Tages kamen Reisende mit ihren SUVs in die Region Serra de Tramuntana und entdeckten diesen wunderschönen Ort. Allen voran die Herren Moneygrubler und Lazybone, begleitet von Frau Knowitall. In ihren Augen fehlten Hotels, Freizeiteinrichtungen und Parkplätze, sie versprachen Mensch und Tier Wohlstand, und dass Arbeit sich wieder lohnen müsse und so änderte sich langsam der Zusammenhalt im Ort.

Katzen sind Flohträger und gehören nicht dazu, ätzte Frau Knowitall zum Beispiel immer wieder. Sie sind hinterlistig und bringen kein Geld ein, war die Meinung von Herrn Moneygrubler. Herr Lazybone überlegte immer wieder, wer seine Arbeit übernehmen könnte bei dem ganzen Spektakel.

Die Katzen aber blieben wachsam, stolz und unabhängig und fielen nicht auf das Geschwätz herein.

Aber wer sind die Katzen eigentlich, von denen hier die Rede ist? Alle zu nennen wäre eine Geschichte für sich; nur einige der Gesellschaft möchte ich namentlich vorstellen: Also da sind die aristokratische Duchesse (immer noch verliebt in Swingy von der Strassenkatzenband), die Katze mit Hut (wickelt alle ein mit weiblichem Charme), Krumbein, die mit den Zauberkräften und natürlich Mrs. Murphy, die Detektivin, zu nennen.

Kater Mikesch hatte menschisch gelernt und war der Übersetzer gewesen, Tom und eine Maus namens Jerry waren kampferprobt, der gestiefelte Kater, pfiffig gegen Ungerechtigkeiten engagiert, gehörten zur Gang.

Minz und Maunz hätten gut zu Frau Knowitall gepasst, nur verstand sie deren dauerndes Miau! Mio! nicht.

Ohne die Kommunikationshemmnisse wären Fritz the Cat und Herr Lazybone wohl Freunde geworden. Mal ein Pfeifchen geraucht und mit jedem weiblichen Wesen geflirtet und die Sache wäre geritzt gewesen.

Die Grinsekatze und Grumpy Cat begleiteten das Leben der Anderen mit verführerischer Sinnlichkeit bzw. Grummeligkeit.

Auch erwähnen will ich ATA, IMI, Findus und Fips, alles Tiere mit Lebenserfahrung, sowohl das Leben auf dem Land als auch in der Stadt gelernt.

Alle nicht genannten Katzen und Kater waren ebenso wichtig, aber es muss ja hier auch weiter gehen mit der Geschichte.

Die Mitglieder der Katzengang hatten also höchst individuelle Fähigkeiten und alles, was alle Katzen dieser Welt ausmacht: einen ausgezeichneten Nachtblick, besondere Balancefähigkeit; ihre Schnurrhaare weisen die räumliche Wahrnehmung und wenn es zu warm wird, hecheln sie tüchtig.

Die Grinsekatze schlich eines Nachmittags über die Dächer der Stadt und erblickte im Rathaus die Investoren im Gespräch mit der Bürgermeisterin. Papier raschelte, darauf war eine neue Stadt gezeichnet.

Die einberufene Katzenversammlung beschloss der Sache nachzugehen und tatsächlich, Valldemossa sollte in Zukunft eine andere Stadt werden.

„Nicht mit uns!“ riefen die Anwesenden „Was können wir tun?“ Fritz the Cat schlug Sit-ins vor. „Aber ohne festkleben“!“ sagten Minz und Maunz. Nach langem Hin und Her hatten sie einen Plan.

Mrs. Murphy spähte in den folgenden Tagen die genauen Tagesabläufe der Großkopferten aus und bald kristallisierten sich genaue Punkte heraus, wie der Plan bestmöglich umgesetzt werden könnte.

Am folgenden Abend, es war Vollmond, ging es los.

Die Katze Fips besetzte den Aussichtspunkt auf einem Dach und behielt mucksmäuschenstill alles im Blick. Bald darauf spielte Swingy mit der Strassenkatzenband auf dem Platz vor der Kartause ein noch nie dagewesenes Konzert. Wilde ekstatische Musik. Die Investoren, die Bürgermeisterin und einige andere BewohnerInnen wollten dem Treiben ein Ende setzen und liefen in Hausschuhen und Pantoffeln der Musik entgegen. Mit Hilfe eine Imkers aus Inca hatten die Katzen sich den guten Honig der Insel besorgt und eine große Menge runder Felsengebirgswacholderzapfen gesammelt und auf den Stufen der engen Gassen verteilt. Die Menschen purzelten die Wege hinunter. Gerade als sie sich wieder aufrappeln wollten, kamen ihnen unheimliche Geister mit fürchterlichem Gejaule entgegen. Die Investoren flüchteten mit ihrem SUV davon, so schnell es ging. Die Katzen schälten sich aus ihren Betttüchern, luden die Menschen zu einer Party ein und feierten die ganze Nacht.

Und weil es Mensch und Tier in der alten Stadt viel besser gefiel, beauftragten sie die Katzengang mit der Bewachung der Stadt, wie auf diesem Foto deutlich zu sehen ist.

Und die Moral von der Geschichte: Trau keinen Investoren nicht!

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Das Rentnerleben auf Mallorca …

… ist auch nicht viel anders als in Berlin. Kaum hat der Tag begonnen, ist er auch schon wieder zu Ende. Bis man so alles hinter sich gebracht hat, ist ja fast schon wieder Mittag. Kaffee kochen, Zeitung lesen, frühstücken, ein bisschen im Internet surfen, die lange Prozedur im Bad. Tja, so geht der Vormittag dahin. Grenzt echt an Stress, wenn man auch noch pünktlich zur verabredeten Mittagszeit Freunde treffen will. Und dann geht’s gleich weiter mit dem Stress: Was machen wir denn heute? Wo fahren wir hin? Was sehen wir uns an? Welche Kamera nehme ich mit? Brauche ich eine warme Jacke? Feste Schuhe oder Sandalen? Einen Regenschirm? Sind die Akkus geladen? Dann kann‘s endlich losgehen. Und damit fängt dann auch schon fast der nächste Stress an: das Abendessen. Was kochen wir? Was müssen wir dafür einkaufen? Welchen Wein nehmen wir? Wo kaufen wir ein? In wessen Apartment kochen wir? Was muss ich mitbringen? Haben wir noch …? Und so weiter und so fort. Wie zuhause! Nix als Stress!

Aber jetzt erstmal Genuss! Neue und altbekannte Orte besuchen. Vor dem Café auf der Plaza in der Sonne Kaffee und Kuchen genießen, mal auch ein Gläschen leckeren Weißweins oder Aperol Spritz. Zugegeben, das wird zu dieser Jahreszeit schwierig in Berlin. Und genau da haben wir dann auch den Unterschied. Und genau das macht’s ja auch so attraktiv, jetzt nicht in Berlin zu sein. Die Sonne, die Wärme, die Helligkeit. T-Shirt-Wetter halt.

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Soziokulturelle Exkursion …

… am Ballermann und in der Schinkenstraße. Selbsterklärend, darum heute mal ohne Worte.

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Malle im Januar …

in Valdemossa

… ist schon ziemlich gegensätzlich. In den Touristenzentren Baustellen und Baulärm gefühlt überall und durchgängig von morgens bis abends. In den Hotels wird die Winterpause für notwendige Renovierungs- und Reparaturarbeiten genutzt. Unsere in die Jahre gekommene Unterkunft hat’s auch bitter nötig. Nur die Bäder sind überall renoviert und weisen doch schon wieder erste Schäden und Mängel auf.

Zwei unserer drei Apartments sind auf der Ebene des Atriums. Meines liegt direkt neben dem Zugang zum Innenhof. Der Blick aus „Wohnzimmer“ und Schlafzimmer fällt nicht auf’s Meer, sondern auf das gegenüberliegende Restaurant, der Blick der anderen Gäste und der Bauarbeiter direkt auf mein Bett. Nicht schön. Ich komme mir vor, als lebte ich in einem Schaufenster. So geht’s ja nun nicht. Lange Rede kurzer Sinn. Ich protestiere und bekomme ein anderes Apartment. Beate auch, denn ihr Blick reicht zwar etwas weiter, aber so direkt am Pool ist auch nicht prickelnd. Wir ziehen um.

Die Küchenausstattung in den Apartments ist auch in die Jahre gekommen und sehr unterschiedlich. Wahrscheinlich haben Generationen von Urlaubern die Ausstattung dezimiert und andere die fehlenden Küchenutensilien aus Eigenmitteln ersetzt und so zu sehr unterschiedlichen Standards beigetragen. Clever wie wir ja nun mal sind, schauen wir uns das genauer an und so ziehen nicht nur wir um, sondern auch die ein oder andere Pfanne, der eine oder andere Topf, der eine oder andere Pfannenheber, der ein oder andere Korkenzieher, die ein oder andere Schüssel, die ein oder andere … Vermutlich haben das auch andere vor uns schon so gemacht. Blöd nur, dass man die Wandleuchten nicht mitnehmen kann!

Valdemossa

Der Gegensatz: die kleinen Gebirgsdörfer, die Klöster und anderen Touristenziele. Sie wirken in dieser Jahreszeit wie ausgestorben. Kaum Touristen – aber Mallorquiner. Huch, da muss man sich schon mal umstellen. Aber allen und überall gemeinsam ist: du quatscht sie auf Spanisch an, sie antworten auf Englisch. Das ist schon frustrierend, wenn man sein Spanisch mal wieder auffrischen möchte.

Tja, und ansonsten ist hier, wie jedes Jahr, Hochsaison für Radsportler, die oft mit höllischem Tempo auf den schmalen und kurvenreichen Bergstraßen talwärts rasen. Eine echte Herausforderung für den Autofahrer, der sie oft erst im letzten Moment in der Kurve erblickt und mal gerade noch so ausweichen kann.

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Wenn Inseln die Insel umkreisen …

Platja Palmira, Paguera, Mallorca

… sind wahrscheinlich alle tiefenentspannt oder noch nicht ganz ausgeschlafen.

Frühstück im „Restaurante Beach Club“ an der Platja Palmira in Paguera (durchaus zu empfehlen!) vormittags gegen elf. Eigentlich sind wir ja auf dem Weg zum örtlichen Wochenmarkt, aber wir müssen uns erstmal stärken.

Nach einer besinnlichen langen Weile:

Beate: „Schaut mal, da am Horizont, ist das eine Schiff oder eine Insel?“

Louis: „Rechts sieht’s aus wie der Bug eines Schiffes, aber ein Schiff mit solchen Aufbauten habe ich noch nie gesehen. Das kann nur eine Insel sein.“

Werner: „Das sehe ich genauso.“

10 Minuten später.

Beate: „Schaut mal, die Insel ist jetzt viel weiter rechts am Horizont“

Louis: „Das liegt an der Erdrotation.“

Werner: „Das sehe ich genauso.“

Weitere 10 Minuten später.

Beate: „Schaut mal, da weiter links am Horizont kommt schon wieder eine Insel.“

Werner und Louis: „Nee, das ist die von eben. Die ist jetzt einmal rum um Mallorca.“

Ganz ehrlich: es war wirklich kein Alkohol im Spiel, nur Kaffee und O-Saft. Isch schwöre!

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Stoppover in Leuchtenberg

Das war’s mal wieder. Heimreise ist angesagt. 1150 Kilometer am Stück zu fahren ist mir einfach mal zu anstrengend. Wir brauchen einen Zwischenhalt. Quinys Ferienwohnung in der Oberpfalz ist leider belegt. Durch Zufall finden wir ganz in der Nähe im Internet den Gasthof „Zum Burgkrug“ in Leuchtenberg. Volltreffer. Die Gaststätte hat zwar mit Einführung des Rauchverbots in Kneipen ihren Betrieb einstellen müssen, der Hotelbetrieb wird aber weitergeführt. Und das ist gut so. Frau Helgert ist eine wunderbare Gastgeberin, ihr Essen lecker, die Zimmer einfach und die Preise für Berliner unschlagbar. Die Burg Leuchtenberg ist gleich nebenan. Wir gehen noch kurz hin, aber es wird dunkel und es ist a…..kalt. Also gehen wir wieder in die inzwischen gutgeheizte Gaststube und nehmen noch ein Guten-Abend-Bier. Morgen steht die zweite und letzte Etappe unserer Rückreise an.

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Glas, Glas, Glas – Murano

Die Insel Murano ist bekannt für ihre Glaskunst. Seit tausend Jahren wird hier Glas geblasen. Das ist nicht zu übersehen. Ein Glasladen reiht sich an den anderen in den Straßen zu beiden Seiten entlang des Rio dei Vetrai. Viel Nippes aber auch sehr anspruchsvolle Arbeiten werden hier angeboten. Es ist nicht immer leicht zu widerstehen. Aber die Kreditkarte bleibt in der Tasche. „Sind doch nur Staubfänger“, meldet meine innere Stimme.

Murano hat aber nicht nur Glas zu bieten. Auch lauschige Plätze, Cafés und Restaurants laden zum Verweilen und Genießen in der Sonne ein. Und – der Cappuccino ist deutlich günstiger als auf der Hauptinsel.  

Als das Vaporetto für die Rückfahrt kommt, ist klar, es wird kuschelig. Wie kuschelig, zeigt sich an der nächsten Haltestelle. Jetzt ist das Boot aber wirklich voll. Wenn ich mich jetzt am Kopf kratzen möchte, müsste ich meinen Stehnachbarn bitten, der sich mit einem erhoben Arm an irgendetwas festhält, obwohl er gar nicht umfallen kann. Weiter geht’s. Der Captain hält auch an der nächsten Station, wohl in der Hoffnung, dass jemand aussteigt. Will aber niemand. Es ist schwierig, die Wartenden abzuwimmeln. Einer lässt es drauf ankommen, klammert sich von außen ans Boot und nimmt ein unfreiwilliges Bad in Kauf. Es kommt zu einer lautstarken Auseinandersetzung mit dem Captain, aber irgendwie kommt der Typ doch an Bord. Weiter geht’s. Am nächsten Halt darf nun wirklich niemand mehr zusteigen und es beginnt die zwanzigminütige Überfahrt. Wasser schwappt ins Boot. Die Hose des Mannes aus Sri Lanka neben mir ist ziemlich nass. Meine Schuhe auch. Und ich bekomme im Fahrtwind kalte Füße.

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Sonnenbrandgefahr am Canal grande

Ponte Rialto

Venedig empfängt uns am Bahnhof Santa Lucia mit T-Shirt-Wetter. Obwohl wir beide nicht zum ersten Mal hier sind, schippern wir erstmal den Canal grande runter. Muss sein. Einstimmung Venedig-Feeling. An der Haltestelle zum Campo San Marco angekommen haben wir aber schon unsere Windjacken angezogen und den Reisverschluss bis oben geschlossen. Windig ist’s. Und das macht’s ungemütlich und kühl.

Vor dem Dogenpalast ist kaum ein Durchkommen. Das wundert uns schon, denn bis hier hatten wir den Eindruck, dass es noch relativ leer ist in der Stadt. Eine Erklärung ist schnell gefunden. Der Markusplatz ist eine große Baustelle, also knubbelt es sich vor dem Palast. Wir machen uns ganz schnell aus dem Staub und verschwinden in den kleinen Gassen abseits des Gewimmels.

Der Markusplatz ist übrigens die niedrigste Stelle auf der Hauptinsel und wird wohl im Jahr 2100 vollkommen unter Wasser liegen, nicht nur bei Aqua alta. Mit der Hauptinsel Venedigs geht’s Jahr für Jahr etwa zwei Millimeter abwärts, mit dem Meeresspiegel zwei Millimeter aufwärts. Blöd auch, dass sich die Insel dabei auch noch östlich neigt. Es sind also irgendwann Tische mit erhöhten Rändern gefragt. Werner, Dein Auftritt.

Grund für das Absinken ist der sandige Boden und das Abpumpen des Grundwassers, dass erst Ende des 20. Jahrhunderts eingestellt wurde, in der Hoffnung, dem Ganzen damit ein Ende bereiten zu können. Auch die neuen hydraulischen Tore zur Adria können dem nicht wirklich entgegenwirken. Tja.

Marguerite „Peggy“ Guggenheim

Am Abend bin ich müde und ratlos. Ich war mir so sicher, dass ich es finden werde. Jetzt war ich doch schon so oft in Venedig, aber Brunettis Terrasse habe ich immer noch nicht gefunden. Kann mir mal jemand einen Tipp geben? Rolf, Du vielleicht?

Ach, was soll’s. Ist doch egal. „Scusi. Vorrei un vino bianco, per favore.“

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Ankunft in Spinea

unsere Unterkunft in der Nähe von Venedig

Gianpaolo empfängt uns und weist uns gemeinsam mit seinem Sohn Matteo ein. Die Wohnung erstreckt sich über zwei Etagen und ist sehr gepflegt. What a difference.

Da im örtlichen Tabacchi niemand englisch spricht, telefoniert Gianpaolo mit dem Inhaber und fährt dann los, um uns zwei Wochentickets für die Bahn zu besorgen. Das Geld nimmt er aus der Kaution, die wir hinterlegen mussten. Die Tickets brauchen wir, weil wir mit der Bahn nach Venedig fahren wollen. Das Parken des Autos dort wäre viel zu teuer.

Aber wie ist das nun? Erhebt Venedig eine Eintrittsgebühr für Nicht-Venezianer? Unsere Nachbarn in Strona sagten ja. Die letzten Infos aus dem Internet besagen, dass ab Sommer gezahlt werden muss. Geplant ist, dass der Besucher im Voraus einen festen Tag bucht, damit nicht mehr als hunderttausend Menschen pro Tag die Stadt überfluten. Der Preis soll tagesaktuell abhängig sein von der Nachfrage und sich zwischen drei und zehn Euro bewegen. Von Gianpaolo erfahren wir, dass noch nichts entschieden ist. Für die Menschen in der Region hieße das, dass sie erst ein Zeitfenster buchen und zahlen müssten, bevor sie Verwandte und Freunde in der untergehenden Stadt besuchen können. Das fällt hier nicht auf Gegenliebe.

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Lost places

Dieser Teil des Piemonts hat seine besseren Zeiten eindeutig hinter sich. In den Tälern reiht sich eine verlassene Fabrik an die andere. Nur die Fabrikantenvillen sind noch oder wieder bewohnt.  

Und so wohnte der Fabrikherr mit direktem Blick auf seine Werkhallen und die Landschaft

Bei den Arbeitern sah das so aus:

In den Dörfern sind die Geschäfte längst geschlossen. Manchmal gibt es noch eine kleine Bar für den unerlässlichen Caffè und das Cornetto. Unzählige zum Teil verfallene Häuser stehen zum Verkauf, darunter herrliche Villen mit atemberaubendem Blick. Bahnt sich hier gerade ein Bevölkerungsaustausch an? Ein paar Arrivierte scheinen sich hier umzusehen. Aber auch Aussteiger und Rentner, die mit Blick auf ihren Geldbeutel mal schauen, was möglich ist, um der tristen Jahreszeit in ihren Herkunftsländern zu entgehen.

Ein ehemaliges Fünf-Sterne-Hotel in Valle Mosso …
Ein ehemaliges Fünf-Sterne-Hotel in Valle Mosso …
… und seine frühere Zufahrt

Masserano

Masserano mit seinen Piazze im neueren Teil der Stadt und dem morbiden Charme seiner Altstadt hat einen besonderen Reiz. Da will der Zeigefinger einfach nicht vom Auslöser.

Und dann hätte ich eigentlich gern noch einen Beitrag zu unserer Unterkunft mit dem Titel “Ein Schwamm für alle Fälle“ geschrieben. Auf Wunsch eines einzelnen Herrn habe ich aber völlig vergessen, was ich da eigentlich schreiben wollte.

Ach ja, und warum hat man so ein Schild eigentlich nicht einfach am BER aufgestellt? Dann hätte doch jeder genau Bescheid gewusst.

Fino a fine lavori – bis zur Fertigstellung
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Pace e futuro

Im Park der Villa Piazzo in Pettinengo wollen wir die Aussicht und einen Kaffee genießen. Die Aussicht auf die Po-Ebene und die schneebedeckten Alpen ist wirklich grandios.

Das Café ist leider geschlossen. Das hält Johannes aber glücklicherweise nicht davon ab, bei einer Dame, die vor dem Eingang steht, mal genauer nachzufragen. So ergibt ein Wort das andere und wir werden zu einer privaten Führung durch die Villa eingeladen.

Villa Piazzo ist der Hauptsitz von „Pace e futuro“, einer gemeinnützigen Vereinigung, die sich der sozialen Arbeit mit Benachteiligten, Menschen mit Behinderungen und Geflüchteten sowie deren Integration widmet. Neben der Verwaltung sind hier großzügige Werkräume, ein Veranstaltungs- und Ausstellungsraum sowie ein Laden untergebracht, in dem die hier hergestellten, hohen Ansprüchen genügenden Waren angeboten werden. Wir kommen auch ungestört mit den Beschäftigten ins Gespräch und erleben eine unglaublich entspannte und harmonische Atmosphäre. Wäre ich nicht schon lange in Rente, hier würde ich mich sofort bewerben.

Zudem hat man es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an das Leben und Schaffen lokaler Künstler und Kulturschaffender zu bewahren. Derzeit wird eine Ausstellung der Fotografin Clementina Corte (1850 bis 1935) gezeigt.

Clementina Corte

Clementina Corte betrieb ein kleines Fotostudio in ihrem Haus und kam dabei mit nur wenigen Hilfsmitteln aus. Ihr Einkommen bestritt sie wohl hauptsächlich mit Familienfotos, die die Männer als Erinnerung an ihre Familien mitnahmen, wenn sie im Sommer als Handwerker im Ausland arbeiteten.

Zugleich verstand Clementine Corte es aber auch, in ihren zeittypischen fotografischen Werken homosexuelle Inhalte zum Ausdruck zu bringen. Damit war sie ihrer Zeit wohl weit voraus.

Ein zufälliger und durch und durch informativer und genussreicher Nachmittag im frühlingshaft sonnigen Piemont. Auch der Kaffee ist nicht zu kurz gekommen, denn wir wurden noch mit einem Caffè (Espresso) verabschiedet. Das Leben kann so schön sein!

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In viaggio verso l’Italia – ancora una volta

Und selbstredend wieder einmal mit dem fast schon obligatorischen Zwischenstopp im schönen Tübingen. Oder genauer gesagt bei Iris in Bühl. Wir haben sturmfreie Bude. Iris weilt gerade in Venedig. Ob sie hingefahren ist, um für uns einen gebührenden Empfang vorzubereiten? Wer weiß. Muss aber nicht sein. Mir ist’s lieber ohne Spektakel.

Auch der Hund ist ein alter Herr geworden – und aus Walking the boss Walking the dog.

Nach vielen Jahrzehnten gebe ich heute mal wieder den Reiseleiter. Johannes, mit dem ich auf dem Weg nach bella Italia bin, kennt Tübingen noch nicht und ich tu einfach mal so, als ob und zeige ihm, was ich kenne.

In der Altstadt geht’s ordentlich rauf und runter. Da gönnt man sich in unserem Alter gern schon mal eine Auszeit im "Buchkaffee (sic!) Vividus„.
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5 € für drei Stunden Schlaf

Manchmal auch zehn, wenn der Schrauber wieder kommen muss, um die Höllenmaschine zu reparieren.

Mittlerweile bin ich Stammgast an der lokalen Tanke. In einem uralten undichten Kanister schleppe ich das schlafspendende Benzin durch die brütende Hitze. Zuhause angekommen müffele ich für den Rest des Tages wie eine wandelnde Zapfsäule. Von den fünf Litern ist ein halber auf der Strecke geblieben.

Der Strom fällt mehrmals täglich aus – mal für ein paar Minuten, mal für ein paar Stunden. Am Wochenende ist dann ab nachmittags das „Light empty“, wie unser Watchman, Monsieur Isidor, es ausdrücken würde. Zwischen ein und drei Uhr in der Nacht gibt es dann wieder für einige wenige Stunden Elektrizität. Was der Unsinn soll, kann wahrscheinlich nicht mal der Stromlieferant nachvollziehbar erklären. Was soll man in der Dunkelheit auch mit Licht? Dann werfen alle, die es sich leisten können und wollen, ihre Generatoren an, verbrennen jede Menge Kraftstoff und sorgen für einen kraftvollen Geräuschpegel. Greta, es gibt noch viel zu tun.

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Bakau und Kachikally

Der Weg zum Batik- und Souvenirmarkt in Bakau führt uns durch enge sandige Straßen, die von kleinen, dicht an dicht stehenden Hütten begrenzt werden. Unrat überall, offene Kanalisation, etwa 40 Grad. Es stinkt erbärmlich. Ich gebe zu, wir sind froh, uns entschieden zu haben, mit dem Taxi statt mit einem Minibus unterwegs zu sein. So entgehen wir dem aggressiven Betteln, den Forderungen der Kinder nach Minties, der Erwachsenen nach Geld. Ein Scheiß-Gefühl.

Der Batik-Markt besteht aus etwa zehn Buden mit nahezu identischem Angebot. Beate übt sich im Handeln und ersteht ein paar Mitbringsel. Vermutlich ein lohnenswerter Nachmittag für den Händler.

Bakau

In Kachikally besuchen wir ein kleines Museum mit Garten, in dem sich auch das „Becken der heiligen Krokodile von Kachikally“ befindet. Etwa 100 Krokodile tummeln sich hier im Wasser und an Land. Sie sehen harmlos aus und lassen sich sogar von den Besuchern anfassen. Wir haben’s lieber gelassen. Man weiß ja nie. Vielleicht hat ausgerechnet dieses Tierchen von den 250 Kilogramm Frühstücksfisch an diesem Morgen nicht genug abbekommen und hat Appetit auf lecker Arm oder Bein. Wir gehen weiter ohne ein Krokodil gebissen zu haben.

Der Urvater der heiligen Krokodile von Kachikally heißt Charly. Wir fragen nach ihm, wollen ihn sehen. Aber er hat sich heute verkrochen. Wir werden das Gefühl nicht los, dass Charly sich grundsätzlich verkrochen hat. Der Krokodil-Kustode dementiert das auf’s Schärfste. Warum nur hat er dabei so ein verschmitztes Grinsen im Gesicht?

Um auf das Museumsgelände zu kommen, muss man 100 Dalasis (etwa 1,82 €) abdrücken. Will man ein Krokodil streicheln, zusätzlich 300 Dalasis. Inbegriffen ist dem Hörensagen nach sowas wie eine gambianische Kinderwunschpraxis. Frauen werden danach leichter schwanger. Also, nicht vom Streicheln …

Kinderwunschfachmann, -frau?

Unser nächstes Ziel, nur wenige hundert Meter entfernt, erinnert mich an die Harrod’s-Werbung aus den 1970er Jahren: „Enter a different world.“ Hier gibt es allles, was das Toubab[*]-Herz begehrt. Die Tapas in der Calypso Bar sind lecker, die Preise für hiesige Verhältnisse astronomisch hoch.

Calypso Bar

Für die neun Tapas, die wir hier zu dritt verspeisen, muss ein lokaler Autowäscher etwa anderthalb Monate sechs Tage die Woche alte Klapperkisten waschen. Wer genießen will, sollte diesen Gedanken besser beiseiteschieben.

„Autowaschanlage“

Die angenehme Meeresbrise, das schattige Plätzchen und das wirklich leckere Essen haben uns gezeigt, wie man hier seine Zeit auch verbringen kann. Wenn man denn das nötige Kleingeld hat. Und wenn man denn sowas will.

Zurück am Taxi, versucht ein Steppke von etwa 13 Jahren mir mein Handy zu klauen. Ein vielversprechendes Früchtchen, das einer wenig versprechenden Karriere entgegenblickt. Der Taxifahrer fragt mich, warum ich ihm nicht gleich eine gelangt habe. Dann scheißt er ihn zusammen. Ob’s hilft?

[*] Als Toubab werden in Zentral- und Westafrika (weiße) Europäer bezeichnet

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Schlaflos in Kotu

Stromausfall kommt täglich mehrmals vor. Darauf stellt man sich als Tourist ratzfatz ein. Solange die Energie fließt, werden alle Geräte, Powerbanks, Handys, Laptops, Tablets etc. geladen. Auch ich spiele dieses Spiel mit, obwohl ich als älterer Mensch aus grauer Vorzeit weiß, dass menschliches Leben auch ohne elektronischen Schnickschnack möglich ist. Ärgerlich allerdings, wenn das Gerät, auf das man nachts nicht verzichten kann, um schlafen zu können, keinen Akku hat.

Schantalle, Atemtherapiegerät und nächtliche Begleiterin, ist so ein Fall. Nix Strom, nix Atemunterstützung, nix Schlaf. Nix gut.

So wie letzte Nacht. Abends um sieben war Schluss mit Strom bis zum nächsten Morgen um acht, dann gab’s für eine halbe Stunde Elektrizität, bevor für weitere sechs Stunden tote Hose in der Steckdose war. Nicht schön.

Ich bin heute ziemlich gerädert. Im Dunkeln hundemüde auf dem Sofa sitzend bin ich hin und wieder mal kurz eingenickt, um Minuten später nach Luft ringend unsanft aus dem kurzen Schlaf gerissen zu werden. Gar nicht schön.

Die Höllenmaschine – geputzt und repariert

Hannes hat noch einen uralten Generator in der Garage stehen. Seit zwei Jahren hat er ihn nicht mehr benutzt. Sinnlos zu versuchen, ihn in Betrieb zu nehmen? Er funktionierte ja schon damals nicht mehr. Wir rufen Albay an. Ein junger Gambianer und Hannes‘ Haus- und Hof-Mechaniker. Der repariert noch schnell ein Rad und macht sich dann auf den Weg zu uns. Ich nutze die Zeit, um an der Tanke Benzin zu kaufen. Der Kanister ist auch nicht mehr ganz dicht und ich hinterlasse eine deutliche Geruchsspur.

Der begnadete Schrauber ist Autodidakt. Er wirft einen kurzen Blick auf das Museumsstück und macht sich ans Werk. Ich schaue ihm eine Weile zu, dann sagt er, ich solle mir doch einen Stuhl holen. Okay, verstanden. Ich verdrücke mich. Nach einer Dreiviertelstunde dringt ein Höllenlärm aus der Garage. Meine nächste Nacht ist gerettet. Sehr schön.

In Gambia ist man klar im Vorteil, wenn man keine zwei linken Hände hat.

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Tanji

buntbemalte Fischerboote im Hafen von Tanji

Es ist heiß. Die 40 Grad sind selbst für Gambia zu dieser Jahreszeit ungewöhnlich. Trotzdem: die Faulheit muss ein Ende haben. Wir machen uns auf den Weg in den 15 Kilometer südwestlich von Kotu gelegenen Fischerort Tanji. Afrika pur.

Quirlig und laut geht’s schon auf der Straße zu. Die Wege zum Strand führen durch enge, sandige, mit Unrat übersäte, beidseitig von Holz- und Bretterbuden begrenzte Gassen, in denen Waren aller Art angeboten werden. Es wimmelt von Menschen. Emsiges Treiben auch am Strand. Es ist späterer Nachmittag. Die Fischer kommen mit ihrem Fang zurück. Die bunt bemalten Boote werden von den Männern auf Rollen an höher gelegene Stellen gezogen.

Der frische Fang wird direkt vor Ort weiterverarbeitet (zerlegt oder geräuchert) oder zum Kauf angeboten.

Bonga fish

Wir gehen ein Stück am Strand entlang. An einer Stelle fallen uns Unmengen von angespülten Kleidungsstücken, Handtaschen und Schuhen auf. Es ist die Habe der 56 Toten eines Flüchtlingsgummibootes, das in Banjul gestartet war, um auf die Kanarischen Inseln zu gelangen. Vor dem Senegal kenterte es in schwerer See. Mehr als 100 von ihnen konnten immerhin gerettet werden. Ein bedrückender Anblick, der durch Mark und Bein geht.

Kleidungsstücke und Taschen gekenterter Bootsflüchtlinge liegen achtlos am Strand

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Hochzeit am Strand

Der schwarze Bräutigam ist noch recht jung, trägt aber schon einen deutlich sichtbaren Bauch vor sich her. Sein schwarzer Anzug scheint der Beerdigungsanzug des Großvaters zu sein, der figurmäßig doch um einiges schlanker sein muss. Seine leckerer Sahnetorten nicht abgeneigt zu sein scheinende Braut ist in einem figurbetonten elfenbeinfarbenen Hochzeitskleid gewandet und gehört des Bräutigams Mutter-Generation an. Vom Glück beseelt verlassen die Zwei das Strandlokal, vor ihnen rückwärts her stolpernd ein Mann mit einer riesigen Video-Kamera. Im linken Arm die glückliche Gattin haltend, am rechten Ohr das Handy, geleitet er unter dem Applaus (und dem Gelächter) der Gäste auf der Terrasse seine Auserwählte die Stufen hinab zum Strand, wo sie gemächlich einem großen, aus Blüten geformten Herz entgegenschreiten. Dann nimmt er seine Angebetete auf den Arm …, nee, ‚tschuldigung, dann trägt der Bräutigam seine Braut auf Händen über die Schwelle des blumigen Herzens, bevor sie es wieder verlassen und vor noch immer laufender Kamera Arm in Arm beseelt vom Glück der Liebe dem Horizont entgegen schreiten.

Schade, viel zu früh für einen romantischen Sonnenuntergang.

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Serekunda

Serekunda

Unser zweiter Tag in Gambia. Lebensmitteleinkauf und Besorgungen sind angesagt. Und dazu müssen wir uns gleich ins ungewohnte, quirlige Gewühl der Stadt Serekunda stürzen. Schon die Anreise dorthin – es sind nur wenige Kilometer – ist für Neuankömmlinge und eingefleischte Großstädter wie uns eine echte Herausforderung. ÖPNV is nich. Der wird durch Taxis ersetzt. Zum Glück haben wir Hannes, unseren seit vielen Jahren hier lebenden ehemaligen Arbeitskollegen und Gastgeber. Er kennt sich aus. Auch mit den Preisen.

In der gleißenden Sonne stellen wir uns an den Rand der großen Straße und warten auf ein Taxi. Die kommen hier in sehr kurzen Abständen vorbei. Allerdings sind die meisten voll besetzt. Wenn dann mal eins (meistens sind es uralte Mercedes-Limousinen) noch über drei freie Plätze verfügt, beginnt das Verhandeln. Wir lassen drei Taxis ziehen. Das Vierte akzeptiert unsere Preisvorstellung (8 Dalasis pro Fahrgast, etwa 14 Cents, bis zur nächsten Kreuzung). Wenn das Taxi, wie in unserem Fall, dann zufällig die Strecke fahren will, die man selbst nehmen will, kann man sitzen bleiben und muss bis zur nächsten Kreuzung weitere acht Dalasis abdrücken. Andernfalls muss man aussteigen und das Warten und Verhandeln in sengender Hitze beginnt erneut. Alternativ kann man, wenn man das Glück hat, ein leeres Taxi zu finden, einen „Town-trip“ buchen. Dann hat man das ganze Taxi samt Fahrer für sich und kann bis zum eigentlichen Ziel durchfahren. Das kostet natürlich – vor allem Nerven und Verhandlungsgeschick.

Wir steigen am AfriCell-Gebäude aus, etwa auf dem halben Weg zur nächsten großen Kreuzung. Der Preis ist der gleiche. Wir brauchen SIM-Karten und Guthaben für unsere Smartphones. Das ist hier Grundausstattung. Der Service hier ist prima. Der Angestellte richtet die Karten gleich ein und sorgt für Guthaben. Jetzt kann das WhatsAppen weitergehen.

Gegenüber ist ein indischer Supermarkt. Riesig. Aber fast menschenleer. Die Preise sind hier etwas höher als anderswo.

Bevor wir den nächsten indischen Supermarkt (bessere Preise und proppevoll!) ansteuern, gönnen wir uns eine Pause in der Alliance francaise. Im schattigen Garten, geschützt vor der Hektik und dem ohrenbetäubenden Lärm der Straße, nehmen wir ein spätes Mittagessen zu uns. Wie wohltuend diese Ruhe ist!

Aber es hilft ja alles nichts, wir müssen zurück ins laute und hektische Leben der großen Straße. Das Verkehrschaos ist riesig. Fahrzeug reiht sich an Fahrzeug. Es wird ohne jede Regel kreuz und quer gefahren, gedrängelt, gehupt und geschimpft. Mittendrin im Mief der Abgase immer wieder die Karren der Obst- und Gemüsehändler. Die Luft ist „atemberaubend“. Im Hinterkopf höre ich Greta „Dare you!“ keifen.

Nach dem Lebensmitteleinkauf wieder in der brütenden Hitze warten auf ein Taxi, das noch Platz für drei hat und in unsere Richtung fährt.

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Stammtisch

Come Inn

Am Donnerstag gehen wir zum Stammtisch einiger hier lebender deutscher Rentner. Er findet regelmäßig donnerstags von 16 bis 19 Uhr im „Come Inn“ statt.

Auch der Wirt des schattigen Gartenlokals ist Deutscher. Man schäkert rum, tauscht Neuigkeiten aus, gibt Tipps. Gefrotzelt wird auch. Wer Besuch hat, bringt ihn mit. Das sorgt für Abwechslung. Das Essen ist gut und günstig. Die Meerkatzen-Affen turnen über uns im Geäst. Nicht ohne Grund ist über uns ein Netz gespannt.

Nach dem Essen tauchen nach und nach verschiedenste „Fachhändler“ auf und bieten ihre Waren feil: Reinigungsmittel, Elektroartikel, Guthaben für’s Smartphone, Mückenschutzmittel, Obst, Gemüse, Kartoffeln, Zeitungen und Zeitschriften, die schon etwas obsolet sind und ihrem Zustand nach schon mehrfach verkauft wurden (Greta wird’s freuen!). Es sind immer die Gleichen und das lästige Handeln entfällt. Nur der Erdnuss-Dealer hat schlechte Karten. Seitdem sein Zulieferer die Preise erhöht hat und er das einkalkulieren muss, wird er hier ignoriert.

Für den Kucheneinkauf beim deutschen Bäcker ist Hannes zuständig

Mechtild lebt seit 21 Jahren hier und ist ziemlich abgegessen, insbesondere von den heimischen Männern. Heute ist sie nicht zu bremsen in ihrem Frust. Sie fühlt sich ausgenutzt. Drei Amiga-Beziehungen hat sie hinter sich. Jetzt reicht es ihr. Sie will weg. In irgendein südeuropäisches Land. Tunesien ginge auch, sagt sie. Mmmhh?

Annegret hingegen strahlt Ruhe und Zufriedenheit aus, trägt mit der einen oder anderen Bemerkung zur Ausgelassenheit bei. Von ihrer geringen Rente kann sie in Deutschland nicht leben. Das hat sie hierher verschlagen. Und sie ist zufrieden damit. Das ist ihr anzumerken.

Ach so, keine Ahnung, was eine Amiga-Beziehung ist? Amiga steht für: Aber meiner ist ganz anders.

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Kotu-West

Genauer geht’s nicht mit der Anschrift. Namen haben hier nur die wenigen, verkehrsreichen großen Straßen. Und Hausnummern werden ja auch völlig überbewertet. Briefe schreibt hier eh keiner, Postboten gibt’s nicht und Amazon-Pakete habe ich auch noch nicht gesehen. Wir wohnen Kotu-Policestation one block inside, the house with the five Coconut-trees. Forget about Sat-Navs!

Erst-Besucher werden vom Hausherrn an der Polizeistation abgeholt.

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Auf nach Kotu-West

Auf den Straßen ist es teilweise stockfinster. Entgegenkommende Autos und Motorräder verfügen nicht unbedingt über eine Beleuchtung. Hunde und Esel kreuzen dann und wann die Fahrbahn. Plötzlich macht Omar, unser Taxifahrer, eine Vollbremsung. Zwei Polizisten stehen mitten auf der Fahrbahn und kontrollieren die Autos. In ihrer dunklen Kleidung sind sie erst sehr kurz vorher erkennbar. Ich finde, die zwei leben echt gefährlich. Drei weitere Kontrollen bringen wir auf der etwa halbstündigen Fahrt vom Flughafen zur Unterkunft in Kotu hinter uns.

Hannes überrascht uns in seinem Haus mit einem leckeren kühlen Bier.

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Ankunft in Banjul

Die Schlange der Angekommenen bildet sich vor der Passkontrolle. Dann entsteht Unruhe und ein leichtes Durcheinander. Das Gedränge ist groß. Ein Beamter verteilt Einreiseformulare. Darauf ist jetzt niemand vorbereitet. Fragen nach dem Woher, Wohin und Warum, nach Passnummer, Beruf, Geburtsdatum und -ort usw. usf. Wer hat das schon alles im Kopf? Alle haben die Hände voll und suchen nach den geforderten Informationen. Wo ist denn der verflixte Kuli? Wo soll ich den Wisch denn hier ausfüllen? Okay, auf dem Rücken eines Mitreisenden.

Der Immigration-Officer stellt die gleichen Fragen nochmal, macht ein Foto, nimmt je nach Gusto auch mal Fingerabdrücke. Dann geht’s weiter zum Gepäckband. Irgendwann taucht auch mein Koffer auf. Er verhakt sich etwas und kommt nicht voran. Bevor ich tätig werden kann, ist schon ein „hilfsbereiter“ Mensch zur Stelle und reicht mir meinen Koffer. „Small change“ flüstert er mir zu. Ich gebe zu Bedenken, dass ich nur Euros habe. An dem Punkt ist er flexibel. „No problem!“ Ich drücke ihm eine 20-Cent-Münze in die Hand.

Dann werden am Zoll noch die Koffer durchleuchtet, was in etwa hundert bis hundertzwanzig mal schneller geht als in Tegel. Mir egal, Hauptsache sie wollen nicht noch drin rumschnüffeln. Ich würde ihn hier nicht wieder zu bekommen.

Dann sehe ich Hannes. Draußen wartet schon sein Neffe mit seinem Taxi.

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This is your Captain speaking

Ja, sowas gibt’s auch noch: Wir finden uns, wie gewünscht, mehr als zwei Stunden vor Abflug am Flughafen Tegel ein. Dafür sind wir um Viertel nach vier am Morgen aufgestanden. Weder an der Gepäckaufgabe noch beim Sicherheitscheck müssen wir warten. Wir bekommen sogar noch mit, wie die noch fehlenden Passagiere für den früheren Flug nach Brüssel gesucht werden. Müde wie wir sind, verbringen wir unnötigerweise zwei elendig lange Stunden des Wartens in dem engen Bereich hinter der Sicherheitsschleuse.

Als wir endlich im richtigen Flieger sitzen, unterrichtet der Captain uns nach einer ganzen Weile, dass wenige Minuten Verzögerung wegen einer geringfügigen technischen Inspektion zu erwarten sind. Wir nutzen die Zeit, um der Chef-Stewardess gemütlichere Plätze als in unserer engen Dreierreihe abzuschwatzen.

Nach einer weiteren halben Stunde meldet sich erneut der Captain. Es werden nun doch ein paar Minuten mehr, die Inspektion zieht sich halt hin. Aber alles kein Anlass zur Sorge. Mmmhh, unsere Umsteigezeit in Brüssel hat sich inzwischen drastisch von 45 auf 0 Minuten reduziert. Na ja, ist ja dieselbe Airline, vielleicht warten sie ja auf uns.

Wir lehnen uns gemütlich in unseren erbeuteten bequemen Sitzen zurück und harren der Dinge, die da kommen werden.

Dann zum dritten Mal: „This is your Captain speaking.“ Das Problem ist wohl doch etwas ernsthafterer Natur. Unser Flieger wird an den Rand des Flughafens gezogen, weil seine derzeitige Position für den nächsten geräumt werden muss. Und dann kommt’s: Wir erhalten eine Sicherheitseinweisung. Mit allem Drum und Dran. Sauerstoffzufuhr, Schwimmweste, Notausgänge. Ja, es ist nicht ungefährlich, wenn so ein Flugzeug auf einem Flughafen woanders hingezogen wird. Wofür wir allerdings die für die Strecke von vielleicht 500 Meter über Asphalt bei schönstem Sonnenschein Schwimmwesten benötigen könnten, zumal nirgendwo auch nur die kleinste Pfütze zu sehen ist, bleibt der Weisheit der Sicherheitsfanatiker vorbehalten. Es muss ja auch nicht immer jeder alles verstehen. Das Gelächter der Passagiere ob dieser Einlage ist jedenfalls schallend.

Am Zielort Abstellgleis, äh –platz, angekommen, werden nach einer Weile die Namen derjenigen Passagiere verlesen, die den Flieger nun, warum auch immer, verlassen müssen. Darunter auch zwei Namen, die entfernt wie die unsrigen klingen. Beate hat man bei dieser Gelegenheit kurzerhand einer Geschlechtsumwandlung unterzogen und mit „Herr“ angesprochen.

Wie sich später herausstellte, mussten die Passagiere Richtung Afrika aussteigen. Im Terminal bekommen wir überraschend schnell unsere Koffer und dann beginnt das Rätselraten. Wir klappern die Info-Schalter im Flughafengebäude ab und schon am  dritten kann man uns weiterhelfen. Wir wurden ohne Nachfrage von Brussels Airlines umgebucht auf TAP und statt über Brüssel fliegen wir jetzt über Lissabon. Weitere zweieinhalb Stunden des Wartens in Tegel. Dann geht’s für dreieinhalb Stunden ab in die Holzklasse. In Lissabon dann sechs Stunden Aufenthalt. Und wieder engste Holzklasse. Diesmal sind’s viereinviertel Stunden. Ohne Stützstrümpfe. Statt um 16:15 Uhr kommen wir am nächsten Morgen um halb zwei mit neunstündiger Verspätung in Banjul an. Wegen der Zeitverschiebung sind es tatsächlich 10 Stunden. Wenn einer eine Reise tut …

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Samsung: Samson

Samson bei der Thai-Massage

Ich gehöre zu den Typen von Hundeherrchen, die sich durch exzessiven intellektuellen Lebenswandel das Gedächtnis ruiniert haben, wie Mick Jagger durchs Saufen und Schnupfen sein Gesicht. Das führte dazu, dass es für mich nur einen merkwürdigen (sprich: merkbaren) Tiernamen gibt: Einstein. So hieß der alte Wohnungsstraßenkater, den mir ein Freund mit einer windigen Geschichte vor langer Zeit untergeschoben hatte. Nun, wie erklärt man Hundebesitzern, dass man ihren Hund mit einem Katzennamen betitelt, ohne den peinlichen Lebenswandel zu thematisieren oder in den noch despektierlichen Ruf als Träger präseniler Demenz zu kommen? Man sucht sich einen Namen aus, der dem Rufnamen ähnelt und in den beständigeren Arealen der Gehirnmasse verankert ist. Schon gilt man als intellektuell beweglich. Zumindest in meinem Alter. Bei diesem Hundenamen hatte ich Glück. Aus Samson wurde also Samsung, weil meine Handys schon seit vielen Jahren diesen Namen tragen und mir deshalb durch ständige Wiederholungen präsent bleiben. Ich finde das clever. Samson ist auf seinen abweichenden Rufnamen stolz, habe ich ihm doch erzählt, dass Samsung die besten Geräte herstellt. Er ist aber auch über ein gelegentliches Einstein nicht verärgert. Er betrachtet die Erklärung weltlicher Vorgänge gerne als relativ. Wir haben angelegentlich unserer gemeinschaftlichen Spaziergänge öfters über die Theorien des großen Physikers philosophiert. Vor allem über sein Axiom „Gott würfelt nicht“. Angesicht der derzeit doch sehr zerfahrenen Weltlage ein hochspannendes Thema. Vielleicht kann ich auch noch eine Handytragetasche an sein Halsband applizieren.

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Samsung: Unter Hunden

Samson

Eigentlich sollte Samsung eine Schnecke werden. Keine Nacktschnecke, sondern eine schwäbische Weinbergschnecke mit solidem Einfamilienhaus.  Dann ist etwas mit den Genen durcheinandergeraten und er musste als Hund auf die Welt kommen.

Woher ich das weiß? Wir beide machen lange, meditative Spaziergänge und da kommt man hin und wieder ins Gespräch über Themen, die normalerweise ganz tief unter dem alltäglichen Krimskrams verborgen sind. Es ist, als ob man gemeinsam mit einem Aufzug in eine Grube einfährt und in immer tiefer gelegene Schichten der Persönlichkeit vordringt. Er hat nicht nur Kummer mit seinem „So-sein“ als Fehlgeborener, sondern auch mit seinem Sexualleben, was auch, aber nicht nur, mit seinem genetischen Trauma zusammen hängt. Übrigens das bei Weitem beliebteste Thema unter Hunden und Menschen, wie die neuesten Studien aus der Wissenschaft zeigen. So ein Hund ist eben auch nur ein Mensch.

Samsung ist in seinem Innersten zutiefst unzufrieden, mir scheint, sogar unglücklich, obwohl er nach außen mit bewundernswerter charakterlicher Stärke den Anschein eines glücklichen Hundes aufrecht erhält. Sein Frauchen würde ihn im Umfeld der Hündinnen ja gerne etwas zügel- bzw. leinenloser agieren lassen. Die Herr-Frauchen der Ladies halten diese aber gottverdammt kurz, sodass ihm nie ein wirklich befriedigender Abschluss vergönnt ist. Ganz zu schweigen davon, dass er sich innerlich manchmal eher zu Schnecken hingezogen fühlt. Am heißesten träumt er von einer schwarzen Nacktschnecke mit orangenen Streifen an der Seite. Ich bin dann mal mit ihm in einen Wald gegangen. Was soll ich sagen? Er fand die Schneckchen total süß – die schleimten auch gewaltig. Aber alles scheiterte am Königskinderproblem.

Nach dieser in von mir vollkommen unerwartet traumatischen Weise misslungenen tiefenpsychologischen Intervention, sind die Spaziergänge notgedrungen noch länger geworden. Unsere sonst so ausgeglichene Kommunikation des verbalen Gebens und Nehmens wurde in den letzten Tagen zunehmend einseitiger. Ich höre ihm stundenlang zu. Abends, wenn sich Samsung unruhig in seinem Körbchen wälzt und hin und wieder von dunklen Alpträumen geplagt wird, studiere ich die Fibel „Einführung in die Sexualtherapie für Hunde“. Ich hoffe, ich kann ihm bald professionelle Unterstützung angedeihen lassen.

Bei der Einfamilienhausproblematik konnte ich ihm wenigstens im Ansatz helfen. Er trägt jetzt  schon mal ein kleines Plastiktoilettenhäuschen auf dem Rücken und ist dadurch der uneingeschränkte Star in seiner Damenwelt. Und ich muss die scheiß Kackbeutel nicht mehr selbst rumschleppen. Win-win-situation with a benefit for the dog.

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Drücken Sie ESC

Waren K.O.-Tropfen im Sekt, dass ich mir das ansehe?

Unser Song für Tel Aviv. Wir haben’s warm und kuschelig. Der Heizlüfter sorgt für die Atmosphäre im Wohnzimmer. Und ich lausche den Songs. Louis ist nicht so engagiert. Er liest nebenbei auf seinem E-Book-Reader und würde lieber Sachsenklinik oder Charité gucken. Mit einem Augenaufschlag und einem guten Sherry habe ich ihn rumgekriegt. Jetzt also ESC. Die Songs sind bisher nicht so doll wie das Concierto de Aranjuez.

Kleiner Einschub: Wir haben gestern das Sommerschloss des Monarchen hier in Aranjuez angeschaut. Wie Schlösser halt so sind. Man kann mit der Kutsche ins Schloss reinfahren bis zur Treppe. Die Räume des Königs haben wir nicht gesehen, die der Königin sind ansprechend. Alles schön kühl, eben Sommerresidenz. Tagsüber ist es sonnig und ganz schön warm.

Auf den Siegersong stoßen wir mit Schampus an. Das Zeug zum letzten Platz hat er allemal.

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Stille Tage in Aranjuez

Unser Wohlfühlfaktor auf einer virtuellen Skala von 1 bis 10:
Erholung: 9
Gewichtszunahme: 10+
Bräunung: 8
physische Aktivität: 1,5
geistige Aktivität: 2 (bei täglich nachlassendem In- und Output)
allgemeine Zufriedenheit: 10

Viel passiert hier in Aranjuez nicht. Wir waren ja vor knapp zwei Jahren schon mal hier und kennen die wenigen Highlights. Worüber also schreiben bei dem geringen, um nicht zu sagen: fehlenden Input? Dass die Sanitäranlagen auf diesem Campingplatz primera categoría sind? Dass Koch und Kellner im Restaurant bei der Berufswahl versagt haben? Das freitags nachmittags der Eintritt in den königlichen Sommerpalast kostenlos ist?

Dem fehlenden Input zum Trotz habe ich vor ein paar Tagen ein Lamento über französische Preise im Allgemeinen und französische Autobahngebühren und Campingplatzöffnungszeiten im Besonderen, sowie die vielen heimatvertriebenen französischen Camper hier in Spanien verfasst. Der Beitrag hat die interne Revision nicht passiert. Ein Veto habe ich mir erspart. War wirklich langweilig und unzumutbar.

Und jetzt? Die Situation akzeptieren? Blöde Witze reißen? Nein, wir doch nicht.

Ich habe da eine bessere Idee. Ich mache mich daran, unseren Blog (hintergrund)technisch zu aktualisieren. Das hat fast einen Tag gedauert, aber es hat geklappt. Merkt natürlich wieder keiner was davon. Trotzdem: wunderbar. Das motiviert. Also frisch ans Werk und auch die Optik ein bisschen pimpen. Mal sehen, was man so alles machen kann. Toll. Und dann … ein falscher Klick und der ganze Blog der vergangenen Jahre hat sich ins Nirwana des WWW verabschiedet. Verflucht. Das darf doch nicht wahr sein. Es gibt zwar irgendwo da oben in der Wolke eine Sicherung, aber die ist auch schon ein paar Tage alt. Und die Warnhinweise zur Wiederherstellung nehmen kein Ende. Das Risiko ist mir zu hoch. Ich google mich durch’s Internetdickicht. Die Augen fangen an zu brennen, die Herzfrequenz steigt, Schweißperlen sammeln sich auf der Stirn. Zwei Stunden später werde ich fündig. Es ist nur ein Häkchen, das WordPress heimlich eliminiert hat. Wie soll man da bloß drauf kommen?! Vor lauter Entspannung verzichte ich auf’s Verfluchen.

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Offener Brief

Liebe Beate,

vielen Dank für deine hervorragende Exkursion in die wissenschaftliche Dimension des Wasserlassen. Unzählige Diskussionen, Beschimpfungen und der Verweigerung des Beischlafes, denen du in deinem erfahrungsreichen Leben sicher auch begegnet bist, zeigen die Relevanz dieses Themas. Es ist also hohe Zeit, die Problematik des männlichen Wasserlassens und der dann immer wiederkehrend anstehenden Reinigung der betreffenden Örtlichkeit einer befriedigenden Lösung zuzuführen. Die sich auf die wissenschaftlich-technischen Aspekte der auf dem Rasthof zur Erprobung aufgebauten Versuchsanordnung wurde in den vorstehenden Ausführungen zu den flüssigkeitshydraulischen Besonderheiten ausführlich und tiefgründig eingegangen, so dass der Aspekt der rezeptiven Seite des Gesamtsystems in den folgenden Ausführungen keine Beachtung findet. Die produktive Seite dieses biologisch-physikalischen Gesamtsystems – die psychologische Dimension, wie der Aspekt des Unterdrückungsversuchs urmännlichen Abscheidungs- und Revierkennzeichnungsverhaltens durch grünlilafarbene extremfeministische Theorieansätze, soll hier außer Acht bleiben – bleibt in Deinem Aufsatz ohne hinreichende Betrachtung.

Grundsätzlich gilt, die Länge des in Frage stehenden Organs „X“ ist variabel, was zu einer dynamischen Konstellation führt. Die Länge von X ist abhängig von der jeweils intendierten Nutzung. Die Randbreite des rezeptiven Beckens „Y“ (Distanz Beckenrand – Aufnahmeöffnung) ist >/= 12 cm. Bei der Nutzung des Organs X als Injektionskanal ( z.B. bei der Fortpflanzung) ist diese Distanz durchaus überbrückbar. Nicht jedoch bei der hier infrage kommenden Nutzung als Ausscheidungsorgan. Denn bei diesem Prozess ist X 5 cm. Somit kann die Brauchbarkeit des betrachteten Objektes für die infrage kommende Nutzung sowohl theoretisch als auch praktisch negiert werden.

Deine leider unzutreffende Schlussfolgerung ist aufgrund Deiner Geschlechtszugehörigkeit nur zu verständlich, dürftest Du doch bei der bivalenten Nutzung von X über wenig bis keine Anschauung verfügen.

Mit kollegialen Grüßen

Werner

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Man lernt ja nie aus …

… und darum brauchen wir jetzt mal Eure Hilfe. Die Frage tauchte auf auf dem Weg von Lissabon nach Aranjuez, genauer gesagt erst im spanischen Teil der Reise, etwa 250 km vor Aranjuez – falls das für die Beantwortung unserer Frage von Belang sein sollte.

Aber mal von vorn: Kaum hatten wir den Schock, für 180 km portugiesischer Autobahnbenutzung 30 € abdrücken zu müssen, überwunden, sahen wir uns alsbald mit der nächsten Überraschung konfrontiert. Also, wir daddeln da so Kilometer für Kilometer vor uns hin, meistens ganz allein auf der Autobahn … Aber ich schweife schon wieder ab. Also, wie das eben so ist während einer längeren Autofahrt, irgendwann ist die Blase voll und dann muss man halt mal (irgendwo anhalten).

Diese Raststätte hat gleich zwei Toilettenanlagen, eine links, eine rechts. Ich gehe links, Werner rechts. Nach getaner Tat treffen wir uns wieder am Auto und können uns gar nicht schnell genug unsere (fast identischen) Fotos zeigen.

Ja, was ist das denn? Was macht man da? Wie macht man da was? Wir sind ja nun schon höchst kommunikative Toiletten aus China gewohnt. Aber das hier? Wo es genau gegenüber doch Kabinen gibt. Und dann schießen die Ideen echt ins Kraut und wir machen unsere Witze. Aber weiter bringt uns das nicht. Und so konnten wir die Frage letztendlich leider nicht lösen. Wir konnten ja auch nicht wirklich einen Spanier fragen – mein Spanisch, ¿Ihr versteht? Vom Aufsuchen der Damentoilette zur näheren Problemeinkreisung haben wir aus guten Gründen (z. B. ¡Spanischkenntnisse!) auch abgesehen.

Also, los ran! Ihr habt die Chance unseren Horizont zu erweitern. Einer von Euch wird’s ja wohl wissen. Nur ernstgemeinte Antworten – auch von allen anderen Geschlechtern  – bitte per Kommentarfunktion.

Danke für Eure Mithilfe.

P.S.: Sollte hier irgendwo ein Fettnäpfchen unserer harren, die Antwort bitte per E-Mail!!

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Estoril

Nein, es hat sich nicht gelohnt nach Estoril zu fahren. Das Wetter war eines englischen Seebades zur Off-Season würdig, die Wellen am Strand allerdings beeindruckend. 

Einst war Estoril der letzte und der erste Ort, den die portugiesischen Entdecker von ihrem Heimatland sahen. Das hat sich zum Glück ja nun schon seit Längerem erledigt.

Alter Glanz?

Vom fragwürdigen alten „Glanz“, als sich hier die Reichen und die vertriebenen Monarchen tummelten, ist nichts mehr zu spüren. Ihre alten Villen muss man suchen. Den eigentlichen schönen Park verschandelt ein hässlicher Casino-Bau. Gelegentlich eignete er sich für Filmaufnahmen, so beispielsweise 1969 für „James Bond 007 – Im  Geheimdienst Ihrer Majestät“. Das macht die Kiste aber auch nicht schöner. Und so passt sie dann doch wieder in diese nach unserer Meinung mittlerweile gesichtslose Stadtansicht.

Von 1990 bis 2012 fanden hier ATP-Turniere statt. Hat sich auch erledigt. Genauso wie der Große Preis von Portugal (Formel 1) auf dem Circuito do Estoril. Immerhin gibt es aber noch ein kleines Filmfestival und seit 1990 das „Festival de Jazz do Estoril“.

Reste römischer Villen aus der Zeit um Christi Geburt sollen noch zu finden sein. Nun ja, wer sie denn unbedingt suchen möchte … Wir haben es vorgezogen, nach einem mäßigen Mahl bei einem leicht überteuerten Italiener vorzeitig die Heimreise nach Lissabon anzutreten.

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Pizza-Revolution

Ihr erinnert Euch? Sizilien, April 2016? Der in Herne aufgewachsene sizilianische Bäcker Giovanni U. sen. brachte zum 1. April des Jahres seine genialen Panini senza Carboidrato auf den heimischen Markt. Binnen kürzester Zeit konnte er die weltweite Nachfrage kaum noch befriedigen. Jetzt hat sein Sohn, Giovanni U. jun., die nächste geniale Teigware kreiert und will damit weltweit den Pizzateigmarkt revolutionieren: Pizza senza carboidrato.

Noch ist die revolutionäre Teigneuheit in der Erprobungsphase. Wie wir aus gut unterrichteten Kreisen in Erfahrung bringen konnten, wird sie derzeit exklusiv in ausgesuchten Edel-Restaurants europaweit als No-Carb-Pizza angeboten, um Marktreife und Akzeptanz zu eruieren. Einem Hinweis aus der sizilianischen No-Carb-Szene folgend haben wir die geniale Abnehm-Pizza in einem Spitzen-Restaurant in Sevilla aufgetan. Zum Preis eines ordentlichen Vino tinto (Ribera del Duero) durften wir heimlich eine Aufnahme dieser noch raren Köstlichkeit machen. Und hier ist sie exklusiv für Euch:

Noch in der Erprobung: Low-Carb-Pizza

Die Herstellung ähnelt nach Insider-Informationen der des beliebten Brötchens seines Vaters. Durch die besondere Zusammensetzung – es werden auch bei diesem Teig ausschließlich natürliche Ingredienzen verarbeitet – und einen komplizierten Herstellungsprozess sammeln sich die Kohlenhydrate in der Mitte des Pizzateigs und werden ihm gegen Ende des Backverfahrens mittels einer von Giuseppe U. jun. erfundenen Vorrichtung noch innerhalb des Backofens entzogen.

Ob ihm diese geniale Idee bei einem Besuch in einer Dunkin‘ Donuts-Filiale gekommen ist, entzieht sich unserer Kenntnis.

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Sevilla

Inzwischen wird im Feuilleton diskutiert, ob man nicht die im Zuge des Kolonialismus geklauten Kunst und Kulturschätze den entsprechenden Ländern zurückgeben sollte. Man könnte dieses Thema etwas ausweiten und schon mal darüber nachdenken, ob man nicht auch das geklaute Gold, Silber sowie den Wert anderer Bodenschätze und Reichtümer zurückgeben sollte. Sevilla zum Beispiel, wurde mit dem Reichtum Südamerikas zu einer wahren architektonischen Perle Spanien und ganz Europas. Die Spanier haben aus den Bergwerken in den Anden und aus den Goldkammern der Inkas so viele Tonnen Edelmetall abtransportiert und in die Stadt geschafft, dass es zu einer ausgewachsenen Inflation und Wirtschaftskrise kam. Dieser Reichtum verzinst, würde den Staaten Südamerika genug Kapital an die Hand geben, um sich bis auf weiteres zu sanieren und in die Zukunft zu investieren (From: The early days in the bookshelf).

The bookshelf:
upper and lower layer. Me philosophing in the lower one. Not in this picture, because I had to take it by myself.

 

 

 

 

Soviel dazu und nun genießen wir die architektonischen Schönheiten und den Flair dieser wunderbaren Stadt in Andalusien.

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Faule Tage in Dos Hermanas

Lange nichts von uns gehört? Tja, das WLAN hier ist sehr instabil. Und irgendwie hat die Ruhe hier eine Schaffenspause zur Folge. Wir leben in den Tag hinein. Einmal täglich mache ich einen Gang zum nahegelegenen Carrefour, um einzukaufen. Man will ja schließlich auch Kontakt zur Außenwelt.

Was wir sonst so machen? Den Gärtnern beim Arbeiten zusehen, lesen, die Probleme der Welt lösen, sich vornehmen, man müsste mal … und morgen machen wir aber …, der Sonne beim Scheinen zusehen, über Nachbarn lästern, halt alles, was man zuhause auch täte. Abends sitzen wir zusammen, essen und trinken ein, zwei Gläschen Vino tinto. Oder auch mal ein Gläschen Pedro Jimenez Nectar (mmmhh!). Nur leider schafft es die Schokolade mit Mousse au chocolat nie bis zum Abend. Würde nämlich wunderbar dazu passen. Und so lange es hell ist, schmeckt der Sherry ja noch nicht so richtig. (Was die Spanier übrigens anders sehen.)

Zwischenzeitlich hatten wir beide durchaus auch mal einen Aktivitätsanfall: Werner, indem er begonnen hat, einen Fritz-Kraut-Beitrag zu schreiben, bis ihn die Schreibblockade überkam. Ich, indem ich mich – zunächst unbeabsichtigt – erfolgreich als Location Scout betätigte. Leider ohne Auftrag und somit auch ohne Gage. Schade eigentlich.

Noch ziemlich bewegungsmotiviert begab ich mich in den ersten Tagen auf einen Spaziergang über den hiesigen Campingplatz und fand ein abgeschottetes, ruhiges, fast meditatives und durchaus inspirierendes Plätzchen. Wendy hatte in dieser Woche ihre Patentochter zu Gast, die als Fotografin seit Kurzem in Barcelona lebt. Sie erstellen in dieser Woche gemeinsam ein Yoga-Video für Wendys Website. Na, und wer hat die entsprechende Location für dieses Video gefunden? Genau. Werner nicht.

Dreharbeiten

Wir setzen unsere gemeinsame Reise jetzt doch noch ein bisschen länger fort und machen uns auf den Weg nach Quarteira (Portugal). Mal sehen, ob Zyra sich auch dort Respekt verschaffen kann.

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Gut gebellt, Zyra!

Zyras Revier

Das macht sie wirklich beispiellos erfolgreich. Seit Tagen sind wir mit unseren beiden Womos ganz allein in der kleinen Stichstraße des Campingplatzes in Dos Hermanas (nahe Sevilla). Wir können uns wunderbar ausbreiten, unsere Wäscheleinen spannen, wo eigentlich andere Womos parken, spät abends auch vor dem Auto noch quatschen, lachen und Musik hören. Und weil wir sie immer so völlig selbstlos mit Wurst- und Schinkenresten bestechen, sind wir mittlerweile in ihr Rudel aufgenommen – ein durchaus beruhigendes Gefühl!

Der ständige leichte Wind hat sich verzogen und wir können endlich auch abends wieder vor unserem Womo das Essen und das Leben genießen.

Zyra in action

Wie sie das macht? Ganz einfach: immer dann, wenn Neuankömmlinge den Platz nach einem schönen Stellplatz erkunden und dabei in unsere Nähe kommen, gibt sie den großen Zampano. Sie bäumt sich auf, reißt an der Leine, knurrt und bellt und fletscht die Zähne, dass jeder nur noch Reißaus nimmt, bevor die Leine reißt. Eigentlich hätte sie dafür jedes Mal ein Leckerli verdient, aber wir sind ja nicht so und Wendy versucht, ihr dieses Verhalten abzugewöhnen. Schließlich sind wir ja soziale Wesen.

Aber mal von vorn: In Ronda haben wir Wendy und ihre Hündin Zyra kennengelernt. Die zwei sind im November in Holland aufgebrochen und seitdem mit ihrem Wohnmobil in Europa unterwegs. Zyra hat als Straßenhund auf Fuerte Ventura gelebt, bis sie Wendy traf.  Ein Teil ihrer Route deckt sich mit der unsrigen und so sind wir zusammen in El Puerto de Santa Maria und Jerez de la Frontera gewesen. Sevilla ist unsere vorerst letzte gemeinsame Station.

Stellt sich dann für Werner und mich nur noch die Frage, wer von uns beiden eindrucksvoller bellen kann.

Man kann Wendy und Zyra auch auf Facebook verfolgen: A l’Awen – yoga en route

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Ihr habt es so gewollt!

Wir können uns kaum retten. Millionen von Zuschriften. Endlose Diskussionen. Aber okay, ich gebe mich geschlagen und – entgegen meines ausdrücklichen Wunsches – ein Foto meiner neuen Frisur frei. Aber beschwert Euch nicht. Ihr habt es so gewollt!

Hier isses:

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Peloquero

Ich muss zum Friseur. Als ich vor nicht ganz zwei Jahren hier in El Puerto de Santa Maria war, hatte ich das gleiche Problem. Und das Glück, einen Barbier zu finden, der zwar noch weniger Englisch sprach als ich Spanisch, mir aber einen Haarschnitt verpasste, mit dem ich mehr als zufrieden war. Ich war so angetan, dass Beate davon ein Foto gemacht hat. Daran können sich die Berliner Friseure mal ein Beispiel nehmen. Aber: wo war das noch? Das war doch in El Puerto de Santa Maria, oder? Ich weiß es nicht mehr. Ich laufe kreuz und quer durch die Stadt. Aber nee, nirgends zu finden.

Zugegeben, ich habe da irgendwie so ein Trauma, was Friseure betrifft und greife deswegen gern auf Bewährtes zurück. Okay, was soll’s, es gibt ja wahrscheinlich auch noch Weitere, die ihr Handwerk verstehen. Ich suche mir einen kleinen Friseursalon, in dem nur der Chef schneidet (weil es keine Angestellten gibt). Mutig gehe ich rein, warte bis ich dran bin und nehme dann auf dem OP-Stuhl Platz. „Quiero cortame el pelo.“ schaffe ich ja gerade noch auf Spanisch. „¿Normal?“ kommt prompt die Frage des Maestros. Mmmhh, was ist denn bitteschön „normal“? Wenn ich mir die Plakate in dem Salon so ansehe, scheint mir das – mit Günter Grass gesprochen – ein weites Feld zu sein. Da ist von der fast Glatze über den Rundschnitt bis zum Undercut nun wirklich alles drin. Das trägt nicht wirklich zu meiner Beruhigung bei. Dann fällt mir das Foto ein. Zwar habe ich das Smartphone von vor zwei Jahren nicht mehr (weil von Arschlöchern in Berlin geklaut), aber Google weiß ja alles und vergisst nichts. Und so findet sich Beates Foto in der Google-Wolke und ich kann dem Coiffeur meine Vorstellung bildlich vermitteln. Mit sicherer Hand nimmt er mein Smartphone, vergrößert die Ansicht und macht sich ans Werk. Was soll ich sagen? Ich hätte ihn gern dazu gebracht, seine Wirkungsstätte nach Berlin zu verlagern. Allein, er will nicht. Schade eigentlich.

Einen Tag später machen wir einen Ausflug ins nahe gelegene Cádiz, schlendern durch die Stadt, vorbei an der Kathedrale, dem Plaza de las flores, dem Mercado central und, ich traue meine Augen nicht, „meinem“ Friseur. Beim nächsten Mal werde ich ein Problem haben!

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Stimmungmacher

Mandelblüte

Das Gesumme von tausenden umherschwirrenden Insekten erfüllt die sich aufwärmende Frühlingsluft. Der süße Duft der Mandelblüte lockt sie an. Mich auch. Man meint aus dem Nektar der Millionen weißen Blüten mit ihrem kleinen, zart rosa gefärbten Kelch, den Geruch des zukünftigen Honigs zu spüren. Ich bin auf dem Weg zur Umrundung der alten maurischen Stadt. Auf der Trompete bin ich inzwischen sehr ungeübt. Und ich habe auch keine dabei. Vermutlich käme sie auch gar nicht gegen den Marktschreier an, der mir seine elektronisch verstärkte Stimme Kilometer weit entgegen schallt.

Der Marktschreier ist gar kein Marktschreier, höchstens ganz entfernt mit ihm verwandt. Mich deucht, dass er Stimmung für die sportlichen Läufer und Radler macht, die mir verschwitzt und angehend fertig den Berg herauf entgegen kommen. Ich versuche es mit Gemütlichkeit, bin aber nach dem Ende der 15 km Runde genauso erledigt. Die Beine schmerzen, der ganze Körper schreit nach Pause und der nach einer Toilette ist innenrum nicht mehr überhörbar. Eine kleine Pizzeria gleich an der Calle de poeta Rilcke ist die Rettung. Der Rest des Tages ist der Erholung gewidmet.

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Frühling

Mandelblüte

Frühling lass dein blaues Band vor der weißen Mühle wehen. So fühlt sich Frühling an. Überall auf der Welt. Man meint, ihn riechen zu können, die Gräser schieben vorwitzig ihre Spitzen aus der Erde. Das quellklare Wasser scheint einen Tick fröhlicher über dir Steine zu springen und die Vögel veranstalten ihren ersten Zwitscherslam. Kein Sieger, kein Verlierer, nur reine Freude. Der Kampf um Männlein oder Weiblein beginnt später.
Welch eine Erholung vom regnerischen und kalten Winter.

 

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Siesta

Halb drei. Wäsche ist gewaschen, das Bett neu bezogen und ALF’s Lieblingskatze Lucky kommt auf einen Kurzbesuch vorbei. Sie legt sich auf das Trittbrett, lässt eine Hinterpfote lässig hängen und schnurrt entspannt vor sich hin. Die Sonne nimmt ihre Strahlen in die Hand und krault ihr den sanft bewegten Bauch. Siesta!

Louis drängt zum Aufbruch: Ein Spaziergang um die Stadt auf dem erhabenen Felsenkliff, die weiß strahlend inmitten der Hochebene wie ein Fixpunkt wirkt. Auf der Plaza Ruedo Alameda inmitten des Barrio Sur de Ronda sitzt eine Festgesellschaft. Wir lasssen uns auf ein Cerveza nieder. Spanische Gespräche, die uns wie das Murmeln und Gurgeln eines Bergbaches umgeben, bringen uns einem Nickerchen gefährlich nahe. Louis löffelt genießerisch an seiner Fischsuppe. Danach brechen wir aber auf.

Am Abend: Jetzt liegt Louis entspannt auf der Bank und wartet darauf, dass ihm jemand den Bauch pinselt. Ich frage dann mal Wendy von nebenan, ob es im Yoga die Gebauchpinseltstellung gibt. Ich glaube, dann schenke ich ihm einen Kursus.

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Ronda

Puente nuevo, Ronda

Die Schönheit dieser Stadt lässt mich innerlich erschaudern. Ob das auch auf die Mischung von Café, Bier und Sex zurückzuführen ist, kann ich nicht sagen. Ich fühle mich innerlich warm und zufrieden, obwohl es kalt und regnerisch ist. Die Mischung aus grandioser Landschaft und architektonisch manifestierter Kultur ist erhaben und berührt Herz und Kopf gleichzeitig und regt den Körper zum Verweilen und Bewegen an. Aus diesem Zustand entspringt das oft beschriebene ozeanische Gefühl der Einheit von Ich und Umwelt. Neudeutsch, der Flow.

An der Puerta de Almocábar

Ronda ist das Versprechen der Alhambra und der Mesquita, gebrochen durch die Kirche. Abendland und Morgenland werden gemeinsam blühen, wenn dieses Versprechen seine Erfüllung findet. Die Stadt liegt in einer in allen Schattierungen von braun und grün gefärbten Hochebene, die von allen Seiten von grau in den blauen Himmel ragenden Bezügen wie von sie schützenden Händen umschlossen wird. 

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Abwechslung im Ren(n)tnerdorf

Beschaulichkeit im Rentnerdorf

Almería, der wärmste Ort Spaniens. Gesucht haben wir einen kleinen, ruhigen Campingplatz direkt am Meer. Gefunden haben wir ein kleines, ruhiges, internationales Rentnercampingdorf direkt am Meer. Es ist  alles da: kleine Sträßchen, Kneipe, Marktplatz, Waschhaus, Bushaltestelle, Strand, ein Obstbauer, der seine Zitrusfrüchte aus einem alten klapprigen Pkw heraus anbietet. Nur der kleine Laden hat zu dieser Jahreszeit geschlossen. Das Nötigste wie Brot und Wein bekommt man dort aber auch jetzt.

Treffpunkt Dorfkneipe

Bis auf die wenigen Tagesbesucher kennt hier jeder jeden und wer will, ist schnell Mitglied der zeitlich begrenzten Gemeinschaft. Die, die jetzt hier Sonne und Wärme genießen, sind zum Überwintern hier. Sie kommen jedes Jahr und bleiben für zwei, drei, vier Monate.

Hier kann jeder nach seinem Gusto leben. Es gibt kaum Reglements und auch keine festen Plätze. Man sucht sich ein schönes, und wenn ein schöneres frei wird, kann man halt dorthin wechseln. Da  sind die zeitig angereisten Langzeitbewohner klar im Vorteil.

Es ist ein bisschen wie zuhause. Man läuft sich zufällig „auf der Straße“ über den Weg, hält ein Schwätzchen, tauscht Neuigkeiten aus. Man trifft sich beim Spülen und Wäschewaschen, in der Kneipe oder auf einen Kaffee, grillt abends mit Gästen vor dem Wohnmobil oder sitzt am Strand. Und wenn man mal ein Problem hat – kein Problem, die Nachbarschaftshilfe funktioniert.

Lärm, Gestank und gute Stimmung

Einmal jährlich steppt hier der Bär. Was in anderen Dörfern das Volksfest, ist hier der Start der „International Rally España – Senegal“. Hier am Strand registrieren sie sich, zeigen ihre Maschinen und tragen ihre Zuversicht zu Schau. Schon drei, vier Tag vorher reisen sie an, zeigen ihre Ausrüstung, schrauben an ihren Maschinen, feiern und bereiten sich mental vor. Eine schöne und kurze Abwechslung. Am Tag der Registrierung gleicht die kleine Bucht den Boxen einer Rennstrecke. Einschließlich Lärm, Gestank und ausgelassener Stimmung.

Abwechslung im Ren(n)tnerdorf

Registrierung erfolgreich absolviert

Am nächsten Tag ist der Spuk wieder vorbei. Man tratscht noch ein bisschen drüber. Dann ist wieder Alltag im im Rentnercampingdorf.

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Almería

Wenn das Konto schneller wächst …

Wenn das Bankkonto schneller wächst als das Hirn, wird die historische Altstadt abgerissen und durch elende quasi-uniforme Wohnklötze ersetzt. Ich werde von meinem Mann unterbrochen.

Einschub: Männer erkennt man übrigen auf Campingplätzen hier in Spanien bzw. überhaupt in Südeuropa, wie wir auf einer früheren Reise ja schon feststellen mussten, in der Regel daran, dass sie immer das Geschirr abwaschen und in roten Bademänteln zum Duschen gehen.

In Berlin werde der Impfstoff gegen Influenza wieder knapp, berichtet Louis aus dem Internet. Ich hebe mein Glas Cerveza der Sonne entgegen, die für angenehme 21° sorgt, und stoße auf meinen Impfstoff an. Er ist überall in Europa verfügbar und wird als Schluckimpfung eingenommen. Bei Dr. Puschl in der Potsdamer Straße wird der Impfstoff zum halben Preis appliziert. Hier, im ärmeren Viertel von Almeria, ist der AOK-Vollpreis nicht höher als der Sozialpreis bei Puschl.

Werners Influenza-Serum

Der Kellner fragt, während er die Tapas vor uns abstellt, Bayern oder Borussia? Unsere Antwort kommentiert er mit einem „very nice“.

So, jetzt zurück zum Thema. In der DDR zum Beispiel, traf das zu. Sie hatte ein Konto mit einem rein roten (welche Farbe sonst?) Zahlenberg. Das Gehirn konnte also langsam reifen und dann, als das Geld plötzlich da war, mit der Edelsanierung der Altstadt beginnen. Hier in Almería wuchsen die Konten durch den Tourismusboom so rasch, dass die Altstadt zu einer hässlichen Neustadt kaputt saniert wurde. In diesem komplex-multifaktoriellen Sinne: Shit happens everywhere on earth and die Letzten werden die Ersten sein.

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Können auch Navis dementiell erkranken?

Unterwegs nach Almería

Aufbruch nach sechs Tagen in Valencia. Wir wollen weiter gen Süden. Nächstes Ziel: Almería. Entfernung: 460 km. Rechts und links der zumeist leeren Autobahn endlose Orangenplantagen. Nach etwa 100 Kilometern sticht uns eine Burgruine auf einem einzelnen Felsen in der Landschaft ins Auge. Der Herr zu meiner Rechten möchte die Gelegenheit nutzen und seiner Leidenschaft für alte Steine frönen. In Ordnung. Machen wir. Fritze windet sich die schmale Straße durch die Orangenplantagen hoch bis direkt vor die Ruine.

Castell de Montesa

Rein können wir nicht. Wir umrunden sie und genießen den Ausblick auf die weite Ebene zu unseren Füßen.

Blick vom Castell de Montesa auf die Ebene

Dann soll uns das Navi ins Dorf führen. Macht es auch. Die Straße wird bedrohlich eng. Eigentlich sollte ja alles in Ordnung gehen, schließlich weiß mein Navi wie breit, lang, hoch und schwer mein Wohnmobil ist. Und ich weiß, wie desorientiert und vergesslich mein Navi oft ist. Ich setze lieber zurück und parke das Auto vor der Stadt. Das ist kein Misstrauen, sondern Erfahrung. Und zudem eine gute Idee. Andernfalls wären wir wahrscheinlich jetzt noch dort und müssten Abbruchgenehmigungen für mehrere Häuser beantragen, um wieder rauszukommen.

Mein Navi spinnt!

Nach so viel Fahrerei und Kultur habe ich mir ein leckeres Essen verdient. Der Herr zu meiner Rechten nicht – äh, verdient schon, aber er will nicht. Egal. Wir suchen ein Restaurant und finden keins. Vor dem Rathaus fragen wir einen Polizisten. Sein Englisch ist noch rudimentärer als mein Spanisch. Er bringt uns erstmal ins Rathaus, sucht eine Broschüre zur Ruine, die wir ja längst besichtigt haben. Ist wohl der Stolz der Stadt, die Ruine. Da auch er an meinem Spanisch zweifelt, möchte er uns gern mit einer englischen Version weiterhelfen. Er schleppt uns in eines der Büros in der ersten Etage und reicht uns und unser Begehr an eine Mitarbeiterin weiter. Die wird schnell fündig und wir bedanken uns höflich, bevor wir zu unserem eigentlichen Anliegen kommen: Gibt es hier ein Restaurant? Die hilfsbereite Dame führt uns auf den Rathausbalkon und weist uns von dort aus den Weg.

Wieder im Erdgeschoss begegnet uns nochmals der hilfsbereite Polizist und versichert uns, dass das Essen dort wirklich sehr schmackhaft sei. Er sollte Recht behalten, es sei denn, man mag keinen Knoblauch. Und ein weiteres Etablissement gibt es eh nicht.

Nachdem wir den örtlichen Geldautomaten geplündert haben, betreten wir direkt gegenüber die „Caféteria Ca Aurora“. Ein halbes Dutzend Männer stehen an der Theke und begießen die Siesta. Ein Tisch in der Ecke ist eingedeckt. Wir gehen durch zur Terrasse. Drei kleine Tische, in der hinteren Ecke eine Kochzeile abgetrennt und das Ganze umgeben von hohen Mauern. Null Ausblick. Fazit: sehr freundlich, sehr lecker, sehr preiswert. Leider können wir nirgendwo liken. Schade.

Auf dem Rückweg halten wir irgendwo in den Orangenplantagen an. Der Herr – jetzt zu meiner Linken und momentan für mehrere Minuten fundamentalistischer Frutarier –, steigt aus und klaut sechs Clementinen. Soviel zu Orangenplantagen.

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Sonntagnachmittag in der Ciutat Vella

Plaza de la Virgen

Am frühen Nachmittag brechen wir auf zu einem Rundgang durch die Altstadt von Valencia. Vor dem Mercat Central bieten fliegende Händler ihre Waren feil, jederzeit bereit alles zusammenzuraffen und vor der Polizei das Weite zu suchen. Ein quirliges Durcheinander herrscht. Die Einheimischen treffen sich zum Mittagessen in und vor den zahllosen Restaurants. Vor den Tapas-Bars genießen Freunde, Nachbarn und Bekannte die leckeren Köstlichkeiten und den guten Wein. Ein Stück weiter beschallt die Blanquita Bar den Plaza del Doctor Collado. Die Besucher tanzen in Gruppen oder zu Paaren und versprühen Genuss und pure Lebensfreude.

In dieser Gegend findet sich fast hinter jeder nächsten Ecke ein kleiner Platz mit Restaurants und Bars, die durchweg gut besucht sind. 

Irgendwo in der Ciutat Vello

Die Plaza de Reina, ansonsten eher ein von Autolärm und Abgasen belasteter Alptraum, zeigt sich von einer völlig anderen Seite. Nahezu autofrei, nur gelegentlich mal ein Taxi. Aber belebt von tausenden von Menschen, die den freien Sonntag, das Wetter und das Leben genießen. Fast 20° werden in der Sonne gemessen. 

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PaellaSangriaSiesta

Valencia. ValenciaCamperPark. Hier waren wir auch während unseres letzten Valencia-Aufenthalts. Es gibt alles, was nötig ist. Die Mitarbeiter sind zuvorkommend, der Preis günstig. Die Bahn downtown fast vor der Tür. 25 Minuten bis ins Zentrum.

Zur Begrüßung gibt’s einen Sangria-Gutschein. Einzulösen im Restaurant. Paella wird hier aber leider nicht angeboten und für die Siesta sind wir selbst verantwortlich. Ob das klappt?

Einer der ganz wenigen Plätze, auf denen man wirklich überall einen guten WLAN-Empfang hat. Das ist wichtig. Schließlich haben wir den letzten Tatort noch nicht gesehen. Aber heute. In der Mediathek. Patrick hat uns ja extra dafür seinen Monitor mitgegeben.

PaellaSangriaSiesta ist nicht nur das Passwort für den WLAN-Zugang, sondern auch ein Lebensgefühl. Sagt der freundliche Mitarbeiter an der Rezeption. Das passt.

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Irgendwas ist ja immer

Irgendwas muss anscheinend auf jeder Reise kaputt gehen. Mal ist es die Wasserpumpe, mal ist das Dach undicht, mal ist dieses, mal ist jenes. Diesmal war es, kaum waren wir in Frankreich angekommen, ein Hörgerät. Nahe unseres Stellplatzes in Barcelona fanden wir zufällig einen Hörgeräteakustiker. Der hat uns erstmal einen Termin für den nächsten Tag gegeben, um uns dann zu eröffnen, dass er uns nicht helfen kann. Immerhin war er dann aber so nett, uns mit einer Adresse weiterzuhelfen. Warum wir das hier erwähnen? Weil es einfach wunderbar ist, hilfsbereiten und unkomplizierten Menschen zu begegnen, wie der Hörgeräteakustikerin, auf die wir dann trafen. Sie fragte gleich, ob noch Garantie bestehe. Zum Glück hatte ich die Rechnung eingescannt und in der Wolke abgelegt. So konnten wir sie ihr sofort mailen. Zwar war die Garantie seit ein paar Tagen abgelaufen, das hat sie aber geflissentlich übersehen. Und ein paar Minuten später war ich wieder ganz Ohr. Ganz ohne Termin. Wir haben uns mit Hüftgold aus der Konditorei bei ihr bedankt.

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Sturm, lass nach!

Ziemlich durchgerüttelt und verschlafen beginnen wir um acht den nächsten Tag. Alles muss ausfallen: Zähneputzen, waschen, frühstücken. Kein Kaffee (weil nix Wasser und nix Strom), nur ‘ne trockene Scheibe Brot mit Käse. Dann geht der Kampf Auto gegen Sturm auf der Straße weiter.

Wie gut übrigens, dass der Automat keine Mitgliedskarten verkauft hat! Bei Licht betrachtet stellt sich heraus, dass dieser Stellplatz nichts außer Strom geboten hätte. Selbst das Plumpsklo war mit einem Vorhängeschloss verriegelt.

Bis kurz vor die spanische Grenze bestimmt der Sturm unseren Fahrstil. Aber dann wird alles besser. Kein Sturm mehr. Dafür Sonne, steigende Temperaturen (16°) und fallende Dieselpreise. Um 34 Cents pro Liter, um genau zu sein.

Der Stellplatz in Barcelona ist zwar völlig überteuert, hält aber, was er verspricht.

„Angekommen“, ist unser Gefühl.

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Wechselrichter im Einsatz

Nach dieser wunderbaren Nacht machen wir uns wohlgemut an unsere nächste Etappe. Ziel: Montpellier.

Und siehe da: Montpellier empfängt uns mit azurblauem Himmel und 13°. „Angekommen“, ist unser erstes Gefühl. Nichtahnend, was noch alles auf uns zukommt.

Der als ganzjährig geöffnet und mit diversen Angeboten (Laden, Restaurant, Wasser, Strom, Entsorgung etc.) gepriesene Campingplatz ist ein ziemlich runtergekommener und zu dieser Jahreszeit ziemlich verlassener Ort für Dauercamper, der für Spontis wie uns erst gar nicht geöffnet ist.

Nächste Station: Narbonne. 90 Kilometer. Das Weiterfahren erhält einen gewissen Nervenkitzel durch unglaublich starke Seitenwinde, die nicht nur unser Womo und die LKW gelegentlich unverhofft auf die linke Nachbarspur tanzen lassen. Spannend. Anstrengend. Ermüdend.

Nichts Gutes ahnend, fahren wir am späten Nachmittag erst einmal einen Rastplatz an, um unseren Hunger zu stillen. Seit dem mickrigen Frühstück haben unsere Mägen ja nichts mehr zu tun bekommen. Leute, wir warnen Euch: Solltet Ihr jemals nach Frankreich fahren und ein Buffalo-Restaurant sehen: gebt Gas! Fahrt bloß schnell weiter. Nicht mal hingucken. Einfach nur schnell weiter. Einen so schlechten aber teuren Fraß bekommt man nicht einmal an der schlimmsten Frittenbude. Das war ein echter Härtetest für unsere Mägen.

Der Stellplatz in Narbonne wurde offensichtlich schon vor Jahren aufgegeben. Das Tor ist geschlossen. Das Wildkraut sprießt in Ruhe vor sich hin und ein abgemeldetes – oder vergessenes –  Womo rostet entspannt hinüber ins Nirvana. Der Campingplatz in Narbonne-Plage ist umgezogen und am neuen Ort noch nicht wieder eröffnet.

Also weiter. Wir irren umher, fahren vom Navi geleitet im Kreis von einem geschlossenen Camping zum anderen. Und das bei diesem Scheiß-Sturm! Schließlich finden wir irgendwo im Nirgendwo einen Stellplatz. Hoffnung keimt auf. Und wird gleich wieder erstickt. Die Zufahrt regelt ein Automat. Wie wir das hassen!! Aber gut, irgendwo müssen wir ja übernachten – und zwar möglichst mit Stromanschluss. Aber diesem Scheiß-Automaten sind die erforderlichen Mitgliedskarten ausgegangen, ohne die gar nichts läuft. Na, prima!

Kein Durchkommen für uns

Wir haben die Faxen dicke. Es ist so dunkel, dass man die Hand vor Augen kaum sieht. Und für die Milchstraßen am Himmel haben wir gerade so gar keinen Blick. Wir suchen uns vor der Einfahrt ein Plätzchen, an dem uns kein Baum auf’s Haupt stürzen kann, trinken vor Hunger zwei Gläschen Wein und begeben uns in die Betten. Schantalle wird zum ersten Mal in ihrem Leben an meiner Seite an den Wechselrichter angeschlossen, weil wir ja keinen 230 V-Anschluss haben. Als nach drei Stunden der leichte Rausch nachlässt, ist auch Schluss mit Schlafen. Unser Wohnmobil wird durch den Sturm so geschüttelt, das an Schlaf kaum zu denken ist. Und auch beim Pinkeln in der Nacht verlangt er den alten Herren so manche gewagte Turnübung ab. Es ist ein bisschen wie mit den Hurtigruten an der nordnorwegischen Küste bei rauer See im Winter. Immerhin funktioniert unsere Standheizung. Und der Sternenhimmel, den ich durch mein Dachfenster sehe, passt auch zu den Hurtigruten.

Notabene: Schantalle und ihr Wechselrichter verstehen sich prima und geben alles, um mir eine angenehme Nacht zu bereiten.

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